U21-Trainer Antonio Di Salvo steht vor dem entscheidenden EM-Spiel gegen England mächtig unter Druck.

U21-EM Di Salvos Kampf gegen das Debakel

Stand: 27.06.2023 16:05 Uhr

Nach den Erfolgen von Stefan Kuntz könnte Antonio Di Salvos Name bald für das erste Vorrunden-Aus einer deutschen U21 seit 2013 stehen. Sportdirektor Rudi Völler positioniert sich klar zur Zukunft.

Nur mit einem Sieg am Mittwoch (ab 18 Uhr live in der Radioreportage bei sportschau.de) gegen England und Schützenhilfe von Israel gegen Tschechien kann die deutsche U21 das erste Vorrunden-Aus seit zehn Jahren bei einer EM noch abwenden. Bei einem Scheitern wäre nicht nur die EM zu Ende - auch das olympische Fußballturnier der Männer in Paris 2024 würde ohne ein deutsches Team stattfinden.

"Wir werden alles daran setzen, das Spiel zu gewinnen. Das ist alles, was in unseren Händen liegt", sagt Trainer Antonio Di Salvo. Sein Vorgänger Stefan Kuntz hatte viele Erfolge mit der U21 gefeiert: drei Final-Teilnahmen in Serie und die Titel 2017 und 2021 - mit Co-Trainer Di Salvo.

Völler stärkt Di Salvo den Rücken

Trotz des drohenden EM-Debakels steht der frühere Profi des FC Bayern, von Hansa Rostock und 1860 München beim Deutschen Fußball-Bund nach Angaben von DFB-Sportdirektor Rudi Völler nicht infrage. Erst kurz vor dem Turnier wurden die Verträge von Di Salvo und seinem Co-Trainer Hermann Gerland bis 2025 verlängert. Und so wie Bundestrainer Hansi Flick trotz ernüchternder Leistungen bei der A-Mannschaft weitermachen darf, bekommt auch Di Salvo das Vertrauen. "Wir haben den Vertrag verlängert, weil er ein sehr guter Trainer ist", sagte Völler und ergänzte mit Blick auf das drohende frühe Scheitern: "Das wird ihn nicht umwerfen, das passiert."

Dabei liest sich Di Salvos Bilanz nach knapp zwei Jahren im Amt allenfalls mittelmäßig: Aus 15 Spielen holte er acht Siege, dem gegenüber stehen vier Niederlagen und drei Unentschieden. In der EM-Saison gab es in offiziellen Länderspielen gar nur einen Sieg gegen Italien im November, im März gelangen gegen Rumänien und Japan nur Remis.

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Mangelnde Chancenverwertung bei DFB-Junioren

Dies bewahrte den 100-maligen Bundesliga-Spieler aber nicht vor dem frustrierenden EM-Start mit nur einem Punkt aus zwei Spielen. Beim 1:2 gegen Tschechien strich sich Di Salvo immer wieder fassungslos über den kahlen Schädel, wirkte rat- und auch ein wenig hilflos. "Da verzweifelt man auch als Trainer", sagte er mit Blick auf Chancenverwertung und Zweikampfverhalten und bemängelte mal wieder die fehlende Konsequenz seines Teams. 

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Bei Moukoko wird es eng

Der so oft beschworene Teamgeist und die Harmonie zwischen Mannschaft und Trainer bekamen in Georgien jedenfalls schon erste Risse. "Wir müssen uns vielleicht einfach noch mal Plan B oder C überlegen, wenn wir mit Flanken nicht zum Torerfolg kommen, was wir dann alternativ tun können", sagte Yannik Keitel.

Gegen England könnte ein solcher Plan B oder C nützlich sein, zumal Di Salvo aller Wahrscheinlichkeit nach im entscheidenden dritten Vorrundenspiel auf Angreifer Youssoufa Moukoko verzichten muss. "Bei Youssoufa wurde es von Tag zu Tag besser. Die Aussichten, dass er spielt, sind dennoch gering", sagte Di Salvo am Dienstag, dem Tag vor dem Spiel. Moukoko hatte nach dem ersten EM-Spiel über muskuläre Probleme geklagt und war in der zweiten Partie beim 1:2 gegen Tschechien nicht zum Einsatz gekommen.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

England: 22 Rushworth - 2 Aarons, 5 Harwood-Bellis, 12 Branthwaite, 3 Thomas - 6 Skipp, 8 Ramsey, 19 Elliott, 20 Palmer - 10 Smith Rowe, 9 Archer

Deutschland: 1 Atubolu – 2 Vagnoman, 5 Bisseck, 14 Matriciani, 22 Netz – 6 Krauß, 8 Keitel, 10 Stiller – 9 Schade, 19 Weiper, 21 Alidou

Schiedsrichter: Aliyar Aghayev (Aserbaidschan)