Ferrari's Lewis Hamilton hinter Ferrari's Charles Leclerc

Formel 1 in Miami Hamilton sammelt Ohrfeigen - auch von Leclerc

Stand: 30.04.2025 16:50 Uhr

Bis auf den Sprintsieg in China hat Lewis Hamilton bei seiner "Traum-Ehe" mit Ferrari bislang nur Ohrfeigen kassiert. Am meisten schmerzen die vom eigenen Teamkollegen - am Wochenende in Miami (Rennen Sonntag ab 22 Uhr, alle Sessons im Live-Ticker bei sportschau.de) droht die nächste.

Was Hamilton bisher nicht gefehlt hat, ist Optimismus. Obwohl der siebenmalige Weltmeister bislang in der Fahrerwertung nur auf Rang sieben sogar hinter Mercedes-Rookie Kim Antonelli hertuckert, sagte er zuletzt vor dem Grand Prix in Bahrain: "Ich liebe die Strecke und gewöhne mich immer besser an mein neues Auto."

31 Sekunden hinter dem Teamkollegen im Ziel

Für einen Podiumsplatz reichte es aber erneut nicht, obwohl beispielsweise Max Verstappen in diesem Rennen technische Probleme hatte und nur Sechster wurde. Auch in das vergangenen Wochenende in Saudi-Arabien ging Hamilton wieder mit viel Enthusiasmus, doch letztlich sah er die Zielflagge nur als Siebter, was seiner Performance am gesamten Wochenende entsprach: Auch das Qualifying hatte er als Siebter beendet, in Q3 am Ende mit knapp einer Sekunde Rückstand - bei seiner schnellsten Runde.

Im Rennen am Sonntag hatte Hamilton auf den Sieger Oscar Piastri im McLaren fast 40 Sekunden Rückstand. Doch was noch deutlich mehr schmerzt, sind die 31 Sekunden, die ihm zu Charles Leclerc fehlten. Der Monegasse fährt ebenfalls für die Roten, und seine Leistung als Dritter an diesem Tag auf dem Jeddah Corniche Circuit zeigte, dass der Ferrari viel mehr kann als Hamilton aus ihm herausholt.

Ferrari-Fahrer Lewis Hamilton

Ferrari-Star Lewis Hamilton nachdenklich - noch ist es nicht seine Saison

Ist es das Alter, ist der letzte Punch?

Ist der Brite mit seinen 40 Jahren schlicht zu alt? Das hart er selbst natürlich ausgeschlossen und gesagt: "Mich kann nicht mit normalen 40-Jährigen vergleichen." Fehlt ihm nach so vielen mega-erfolgreichen Jahren in der Königsklasse inzwischen der letzte Punch? Das könnte man annehmen, wenn er in den direkten Duellen mit den aktuellen Top-Fahrern Piastri, Verstappen und Lando Norris ausgebremst würde - doch im Fußball würde man sagen: Er kommt gar nicht mehr in die Zweikämpfe, jedenfalls nicht in die im vorderen Bereich.

Der Sprintsieg in China, der ihm acht seiner 31 WM-Punkte brachte, bildete hier eine überraschende Ausnahme. Doch ist die Distanz dieses Wettbewerbs nicht mit den Grand-Prix-Rennen vergleichbar - und in denen holte sich Hamilton eine Klatsche nach der anderen: kein Platz auf dem Podest, jedesmal, wenn die beiden ins Ziel kamen, langsamer als Leclerc, teilweise sehr deutlich.

Van der Garde hält Fahrstil für antiquiert

Eine interessante Theorie hat dazu der niederländische Ex-Rennfahrer Giedo van der Garde entwickelt, der 2013 für Caterham in der Formel 1 fuhr und inzwischen als TV-Experte in der Königsklasse tätig ist. Van der Garde ist genauso alt wie Hamilton und sagte bei "racingnews365": "Lewis hat es heute mit einer anderen Generation zu tun. Er wird älter und hat in seinem Selbstvertrauen einen Rückschlag erlitten, als er 2021 gegen Verstappen seinen achten Weltmeistertitel nicht holte. Die jüngeren Fahrer scheinen die Fahrtechnik mit der aktuellen Auto-Generation ein bisschen besser zu beherrschen. Das ist im Moment ein Problem, dem er nicht so einfach entkommen kann."

Tatsächlich hörte man vor allem Hamilton immer wieder über das "hüpfende Heck" schimpfen, die starken Vibrationen, die in den Rücken gehen - und sich bei 40-Jährigen sicher stärker auswirken als bei 25-Jährigen. Van der Garde: "Lewis und ich, wir gehören der gleichen Fahrergenration an, der Fahrstil, der uns damals eingeimpft wurde, unterscheidet sich einfach von jenem der Generation Verstappen, Leclerc, Russell und Norris. Sie fahren anders, ein bisschen runder und können mit einem lebhaften Heck besser umgehen. Wenn wir zur Generation vor fünf oder sechs Jahren zurückgehen würden, wäre er immer noch überlegen. Aber mit der neuen Generation hat er einfach mehr zu kämpfen. Man ändert seinen Fahrstil nicht einfach so. Man kann hier und da etwas ausprobieren, aber man greift immer noch auf sein Basiswissen zurück."

Auto müsste stabile Hinterachse bekommen

Vor der Saison hatte van der Garde Hamilton im Ferrari "17 bis 18 Podiumsplätze" zugetraut, das bezeichnet er inzwischen als Fehleinschätzung, der Wunsch sei Vater des Gedankens gewesen. Voraussetzung dafür, dass zumindest Teile dieser gewagten Prognose doch noch zutreffen, wäre dann aber zunächst mal eine gravierende technische Änderung: "Lewis müsste sein Auto so hintrimmen, dass es an der Hinterachse stabil ist. Dann kann er noch immer die Kurve kriegen, dann kann er wieder ins Spiel kommen. Er ist immer noch superschnell - es ist noch nicht vorbei."