Russland-Ukraine-Krieg Kasparow: Weltsport hat Putin "auf dem Weg der Aggression vorangetrieben"

Stand: 07.03.2022 06:00 Uhr

Der russische Schach-Großmeister Garri Kasparow kritisiert Sportfunktionäre im Umgang mit Wladimir Putin. Man habe ihn "ermutigt". Die Nähe des Sports zum Kreml sei aus Bequemlichkeit entstanden.

Der ehemalige Schach-Weltmeister und Kreml-Kritiker Garri Kasparow sieht Sportorganisationen und Funktionäre wie den IOC-Präsidenten Thomas Bach als willfährige Erfüllungsgehilfen von Wladimir Putin. Der Weltsport habe Putin "ermutigt und auf dem Weg der Aggression noch vorangetrieben", sagte Kasparow im ARD-Interview. Man müsse sich angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine die Frage stellen, wie man mit Sportverbänden umgehen wolle, die "zu Werkzeugen von Diktatoren" geworden seien.

Nähe zu Putin aus Bequemlichkeit

Sportorganisationen hätten vor allem aus wirtschaftlichen Erwägungen und Bequemlichkeit die Nähe zu Putin gesucht. "Ich bin kein Fan von Herrn Bach oder anderen Funktionären des IOC oder der FIFA, weil sie alle direkt oder indirekt mit den Putins dieser Welt Verbindungen pflegen." Es sei viel einfacher, mit Diktatoren zu verhandeln, als Zuschüsse im deutschen Bundestag oder britischen Parlament zu beantragen, sagte Kasparow: "Um Geld von Putin zu bekommen, könnte ein Abendessen ausreichen."

Durch die geschlossene Reaktion des Westens auf den Angriffskrieg, die Putin nach Meinung von Kasparow "völlig unterschätzt" habe, sei das Netzwerk des russischen Präsidenten in der freien Welt "so gut wie ruiniert", meinte der 58-Jährige. Nun sei es "sehr wichtig sicherzustellen, dass so etwas nie wieder passiert. Putin hat uns gezeigt, wie man internationale Veranstaltungen und Sportorganisationen nutzen kann, um seine Agenda zu fördern", sagte Kasparow: "Es kann nicht sein, dass wir auf solche tragischen Ereignisse wie in der Ukraine angewiesen sind, um aufzuwachen."