Mathias Gidsel von den Füchsen Berlin in Aktion

Final Four im DHB-Pokal Favorit Fehlanzeige - Handball-Topteams greifen nach Pokaltitel

Stand: 09.04.2024 23:24 Uhr

Vier Top-Teams aus der Handball-Bundesliga spielen am Wochenende beim Final Four um den Pokalsieg. Ein Favorit lässt sich dabei nicht ausmachen.

Von Julie Bärthel

Vergangenes Jahr haben die Rhein-Neckar Löwen im Pokalfinale ganz Handball-Deutschland überrascht und Shootingstar David Späth avancierte im Siebenmeterwerfen zum Matchwinner für die Mannheimer. In diesem Jahr sind die Titelverteidiger im Viertelfinale gegen den SC Magdeburg ausgeschieden und somit wird am Wochenende ein neuer Pokalsieger ermittelt. Die Schlüsselspieler und die Ausgangslage der Teams im Überblick.

Im ersten Halbfinale trifft am Samstag (15.45 Uhr, live im Ersten und im Stream) der SC Magdeburg auf die Füchse Berlin. Erst vor wenigen Wochen kam es in der Bundesliga zum Duell zwischen den beiden Rivalen im Kampf um die deutsche Meisterschaft. Der SC Magdeburg konnte sich auswärts mit 31:28 gegen die Füchse Berlin durchsetzen. Doch der Pokal hat, wie so oft beschworen und tausendmal gelesen, seine eigenen Gesetze. Nach der Niederlage haben die Füchse die Tabellenführung vom SCM wieder zurückerobert und sind heiß auf ihren zweiten Pokaltitel. Dafür bedarf es aber einer fantastischen Vorstellung der Hauptstädter, weiß Füchse-Funktionär Volker Zerbe.

Füchse Berlin - Welthandballer Gidsel als X-Faktor

Einen wichtigen Part bei dieser "fantastischen Vorstellung" soll Mathias Gidsel übernehmen. Der 25-jährige Däne wurde jüngst zum ersten Mal zum Welthandballer des Jahres gewählt. Eine Ehre, die vor ihm noch keinem Spieler der Füchse Berlin zuteil wurde. Der Rückraumrechte steht aktuell auf dem zweiten Rang der Bundesliga-Torschützenliste, dicht gefolgt von seinem Mannschaftskollegen Lasse Andersson auf dem dritten Rang. Diese geballte Rückraumpower erzielte bereits im jüngsten Aufeinandertreffen der Teams 18 der 28 eigenen Treffern. In Magdeburg ist man also gewarnt.

Was bei den Füchsen Gidsel und Andersson sind, ist beim SCM ein isländisches Duo. Omar Ingi Magnusson und Gisli Kristjansson sind die größten Waffen der Fördestädter. Die Dynamik und der Spielwitz der Rückraumachse führten das Team aus Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr zum überraschenden Titel in der Champions League. Zuletzt verlor der SCM allerdings das erste Mal seit September 2023 ein Pflichtspiel. In Hannover zeigte man ungewohnte Schwächen im Abschluss und der Siegesbart von Trainer Bennet Wiegert musste weichen. Rechtzeitig zum Final Four scheint der SCM nun wieder zurück in der Erfolgsspur zu sein. Gegen den TVB Stuttgart konnte ein ungefährdeter 40:31-Heimsieg gefeiert werden.

MT Melsungen - das Ende der "launischen Diva"

Das zweite Halbfinale am Samstag zwischen der SG Flensburg-Handewitt und der MT Melsungen steht dem ersten in Nichts nach. Aus der "launischen Diva" MT Melsungen hat der spanische Trainer Roberto Garcia Parrondo ein echtes Spitzenteam gemacht. Die Nordhessen stehen aktuell auf dem fünften Tabellenplatz und wollen den Flow nutzen, um ihren ersten Pokaltitel zu feiern. Parrondo hat den Kader zu Beginn der Saison punktuell verstärkt und mit Balenciaga, Kristopans und Sipos wertvolle Puzzleteile erfolgreich integrieren können.

Melsungens Nebojsa Simic überzeugte beim DHB-Pokal-Viertelfinale mit sehr guten Leistungen

Melsungens Nebojsa Simic

Und dass die MT das Zeug dazu hat, der SG Flensburg-Handewitt gefährlich zu werden, wurde am vergangenen Spieltag beim 25:25-Remis deutlich. Überragender Mann war der Melsunger Schlussmann Nebojsa Simic. Der Montenegriner parierte 20 Würfe der Gäste und brachte die gegnerischen Werfer dabei reihenweise zur Verzweiflung.

Flensburg zuletzt immer besser in Fahrt

Für die SG Flensburg-Handewitt gilt es, diese "Verzweiflung" aus dem Kopf zu kriegen. Nach einem holprigen Saisonstart kamen die Norddeutschen zuletzt immer besser in Fahrt und konnten erstmals seit 2018 wieder ein Nordderby beim großen Rivalen THW Kiel gewinnen. Erheblichen Anteil daran hat die Leistungsexplosion von Simon Pytlick. Der 23-Jährige spielt eine starke zweite Saisonhälfte und war beim Unentschieden in Melsungen mit sechs Treffern bester Werfer seines Teams.

Die Frage nach dem Favoriten wird nach den jüngsten Ergebnissen nicht leichter. "Es ist alles offen für das Wochenende. […] Es entscheiden Nuancen", gibt sich Flensburgs Geschäftsführer Holger Glandorf zurückhaltend. Auch Magdeburgs Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt bleibt sachlich und will von einer Favoritenrolle nichts hören: "Jede Mannschaft hat 25 Prozent Chance auf den Titel."

Die Fans müssen sich also gedulden, denn noch gilt: Favorit Fehlanzeige.