Brief an UEFA und DFB Kommentar - Verlogene Entscheidung der UEFA

Stand: 22.06.2021 13:30 Uhr

Das Münchner Stadion darf beim Spiel Deutschland gegen Ungarn nicht in Regenbogenfarben beleuchtet werden. Sagt die UEFA und beruft sich auf "politische und religiöse Neutralität". Eine verlogene Entscheidung, findet Monitor-Redaktionsleiter Georg Restle in seinem Kommentar.

Liebe UEFA,

sorry, dass ich gleich mit der Tür ins Haus falle, aber Ihr seid doch ein ziemlich verlogener Haufen. Ein Stadion in Regenbogenfarben sei Euch zu politisch, verstoße gegen Eure Grundsätze der "politischen und religiösen Neutralität", sagt ihr.

Verstehe: Weil Werte wie Vielfalt und Toleranz Euch offenbar zu weit gehen. Und deshalb hofiert Ihr Autokraten wie Herrn Aliyev in Aserbaidschan oder Herrn Putin in Russland. Deshalb wollt Ihr das Finale der EURO nach Budapest verlegen, wenn wegen der Delta-Variante die Lage in London doch ein bisschen zu ungemütlich wird. Ins Ungarn eines Viktor Orban, der in der LGBT-Community gerade sein neues Feindbild entdeckt hat. Hat ja alles gar nichts mit Politik zu tun.

Aber ein Regenbogenstadion als Symbol für Vielfalt? Als Protest gegen Homophobie? Das sprengt Euch dann den Rahmen. Da schließt Ihr doch lieber die Reihen mit Euren homophoben Partnern im politischen Fußballgeschäft – sei es in Budapest, Moskau oder in Baku. Respekt? Toleranz? Ach nö! Jedenfalls nicht, wenn‘s das Geschäft versaut.

Apropos: Euren Hauptsponsor aus Katar wolltet Ihr ganz sicher auch nicht vergrätzen. Schließlich steht da ja noch eine WM vor der Tür. Und da kommen Regenbögen auch nicht so gut an. Ich sag's mal schlicht: Eure Alibi-Kampagnen für Diversität und Toleranz könnt Ihr Euch - mit Verlaub - sonst wohin stecken.

Worum es mir allerdings leid tut: Um einen Fußball, der Menschen begeistern und zusammenbringen kann, gleich welcher Herkunft, gleich welcher Hautfarbe, gleich welchen Geschlechts. Ein Fußball, der vereint und nicht spaltet. Ein Fußball, mit dem Ihr - ganz offensichtlich - nicht das Geringste zu tun habt.

Grüße erspare ich mir,

Georg Restle

Zur Person: Georg Restle ist Redaktionsleiter Monitor (ARD).