Uniteds Trainer Erik ten Hag bespricht sich mit seinem Spieler Antony

Premier League Krisenklub Manchester (not) United im Derby beim FC Liverpool

Stand: 15.12.2023 13:53 Uhr

Manchester United geht als Krisenklub in das brisante Spiel beim FC Liverpool (Sonntag, 17.12.2023, 17.30 Uhr). United lässt sogar Leidenschaft vermissen, auch deshalb steht der Trainer unter Druck. Sein anderes Problem ist die Überfigur des Vereins.

Inzwischen dürfte die englische Stürmerlegende Alan Shearer auch weniger euphorisch über Newcastle United sprechen, denn nach dem 0:3 beim FC Everton und dem 1:4 bei Tottenham Hotspur in der Premier League flog sein Herzensverein nach einem 1:2 in der Champions League gegen AC Mailand ganz aus dem Europapokal raus.

Anfang Dezember aber, nach einem 1:0-Sieg gegen Manchester United, war Shearer noch euphorisch. Er schwärmte von Newcastle, das "very united" ausgesehen habe. Dann sagte er über den Gegner: "Manchester sah wie das exakte Gegenteil aus."

Im Podcast "The rest is football", den er zusammen mit der anderen englischen Stürmerlegende Gary Lineker und dem ehemaligen Verteidiger Micah Richards betreibt, führte Shearer weiter aus, dass er an Gestik und Mimik von Manchesters Spielern erkannt habe, dass da keine Mannschaft auf dem Platz stehe, sondern nur einzelne Spieler. Shearer, Rekordtorschütze der Premier League, machte dies unter anderem daran fest, dass die Profis die Schuld für misslungene Aktionen auf andere geschoben hätten statt gemeinsam darum zu kämpfen, den Ball wieder zu gewinnen.

"Reich und schlecht"

Auch nach dem Spiel am Mittwoch (13.12.2023), das mit 0:1 gegen den FC Bayern verlorenging, bemängelten Kommentatoren die fehlende Leidenschaft bei Man United. "Reich und schlecht", titelte "Der Spiegel" seinen Zustandsbericht über Manchester United, das Letzter wurde in einer Gruppe der Champions League, in der auch der FC Kopenhagen und Galatasaray vertreten waren.

0:3 gegen AFC Bournemouth - in Old Trafford

Ein 0:1 gegen den FC Bayern würden Kommentatoren wie Fans gewiss als nacktes Ergebnis noch akzeptieren, aber in Summe läuft das Fass derzeit über bei dem Verein, der in den vergangenen sechs Jahren, Transfersummen für die kommende Saison schon eingerechnet, mehr als eine Milliarde Euro für neue Spieler ausgab. Ein knappes Zehntel davon ging für Antony drauf, der 2022 von Ajax Amsterdam kam, nachdem er Eredivisie- und Europapokal-Gegenspieler mit seinem Tempo und seinen Dribblings zur Verzweiflung gebracht hatte.

In der laufenden Saison der Premier League kommt der brasilianische Flügelstürmer auf zwölf Einsätze mit null Toren und null Vorlagen. Am Samstag (09.12.2023) wurde Antony in der 79. Minute ausgewechselt, beim 0:3 gegen den AFC Bournemouth. Von einer Mannschaft aus dem unteren Tabellendrittel im Stadion Old Trafford gedemütigt zu werden, das ist dann doch zu viel für die Fans des Rekordmeisters, der aktuell den sechsten Tabellenplatz in der Premier League belegt.

Als "Krönung" kassierte Bruno Fernandes gegen Bournemouth die fünfte Gelbe Karte. Der Portugiese fehlt damit außer einigen Verletzten im Spiel am Sonntag (17.12.2023) beim FC Liverpool, von dem es ab 19.15 Uhr Ausschnitte in der Sportschau zu sehen geben wird.

"Historischer Moment" mit 57.000 Zuschauern

Der Erzrivale von der Merseyside ist mit zehn Punkten mehr als United Tabellenführer, auch wenn er in dieser Saison gerade in Auswärtsspielen schon viele glückliche Punkte geholt hat, zuletzt mit einem 2:1-Sieg bei Crystal Palace. In Anfield hat die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp auch nicht immer überzeugt, aber stets einen Weg gefunden, noch zu gewinnen, zuletzt mit späten Toren zum 3:3 und 4:3 gegen den FC Fulham.

Gegen die Mannschaft aus London war die neue Tribüne des Stadions noch leer, gegen United wird sie zum Teil besetzt sein, sodass 57.000 Zuschauer das traditionell sehr aufgeladene Derby sehen werden, so viele wie an der Anfield Road seit 50 Jahren nicht mehr. "Das ist ein historischer Moment, und ehrlich gesagt bin ich auch ein bisschen emotional", sagte Klopp.

Sein Kollege Erik ten Hag wird von einigen Liverpool-Fans "Seven Hag" genannt, weil er das jüngste Spiel mit United in Anfield 0:7 verlor. Der Niederländer, ebenfalls 2022 von Ajax gekommen, steht unter Druck - wegen der jüngsten Misserfolge, aber auch wegen eines Phänomens, das sein Kollege in Dortmund hervorrief.

Liverpool "vom beschissenen Thron gestoßen"

Seit Klopps Weggang vom BVB 2015 wird dort jeder Trainer mit ihm verglichen. Bei Manchester United ist Sir Alex Ferguson die Überfigur, die zu allem Überfluss auch noch in der Regel auf der Tribüne sitzt und dabei von Kameras eingefangen wird, wie er mürrisch das Werk seiner Nachfolger beobachtet.

Bei 13 von 20 Meisterschaften, die Manchester United gewann, zermalmte Sir Alex Ferguson an der Seitenlinie Kaugummis. Die "Red Devils" sind Rekordmeister in England, die "Reds" kommen auf 19 Titel. "Es war meine größte Aufgabe, Liverpool von seinem beschissenen Thron zu stoßen", sagte Ferguson mal. Es ist an ten Hag, zu verhindern, dass Liverpool sich nun wieder daneben quetscht.