Fußball | Zuschauer Von null bis 10.000 Fans im Stadion - "einheitlich" ist anders

Stand: 04.02.2022 10:29 Uhr

Trotz anderslautender Erklärungen ist der deutsche Profifußball weit von einer einheitlichen Zuschauerregelgung entfernt. Die Spanne nach jetzigem Stand fürs Wochenende: Null bis 10.000. Schon bald kann es wieder Klagen geben.

"Bei Veranstaltungen im Freien liegt die zulässige Auslastung bei maximal 50 Prozent der jeweiligen Höchstkapazität, jedoch nicht mehr als insgesamt 10.000 Zuschauenden." Dieser Satz steht in dem Beschluss, den die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der 16 Bundesländer am Mittwoch (02.02.2022) fassten.

Vier der Länder haben Anmerkungen in das Protokoll einfügen lassen. Es ist auch festgehalten, dass Coronaschutzverordnungen weiter Sache der Länder seien.

Aber die Nachricht, die ankam, lautete: Für die neun Stadien, in denen von Freitag (04.02.2022) bis Sonntag Bundesligafußball gespielt wird, dürfen maximal 10.000 Eintrittskarten verkauft werden, da in jedes Stadion mehr als 20.000 Fans passen.

Verwirrung auch bei den Protagonisten

"Ich finde es gut, dass eine einheitliche Regelung da ist", sagte etwa Dimitrios Grammozis. Als Trainer des FC Schalke 04 wird er am Samstag tatsächlich vor 10.000 Zuschauenden in der Gelsenkirchener Arena spielen.

Sollte Grammozis dann am Sonntag die Konkurrenz aus der 2. Liga verfolgen, wird er allerdings ein Geisterspiel sehen. Für die Partie zwischen Holstein Kiel und Fortuna Düsseldorf sind keine Zuschauer zugelassen.

Das sieht die aktuelle Coronaschutzverordnung des Landes Schleswig-Holstein vor, die bis zum 9. Februar gültig ist und erst danach mit der vermeintlich einheitlichen Regelung geändert werden soll.

NRW setzte Beschluss ganz schnell um

Ein zeitliches Problem kann kaum der Grund sein, denn in Nordrhein-Westfalen ist die geänderte Fassung schon am Donnerstag in Kraft getreten. Schalke darf daher 10.000 Zuschauende einlassen, genau wie der 1. FC Köln am Samstag gegen den SC Freiburg, Arminia Bielefeld gegen Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund am Sonntag gegen Bayer Leverkusen.

Hätte sich auch NRW so lange Zeit gelassen wie Schleswig-Holstein, wären es nur je 750 mögliche Zuschauende gewesen. Gegen diesen Teil der Verordnung hatten Köln, der BVB und die Arminia vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster geklagt.

Arminia Bielefeld will Entwicklung abwarten

Die Anträge sind laut des Oberverwaltungsgerichts inzwischen wie erwartet zurückgezogen worden. "Alle Vereine haben am Donnerstag die Anträge für erledigt erklärt", teilte eine Sprecherin des OVG am Freitag der Deutschen Presse-Agentur mit. Alle Clubs erklärten, die Entwicklungen der Sach- und Rechtslage weiter im Blick zu behalten. Erneute juristische Schritte seien dabei nicht ausgeschlossen.

VfB Stuttgart "kämpft" erfolgreich um 4.000 Zuschauer mehr

In anderen Ländern wären sie allerdings froh, wenn sie am 21. Spieltag schon 10.000 Zuschauende begrüßen dürften. "Nach der aktuellen Verordnung dürften wir nur 6.000 ins Stadion lassen. Ab Mittwoch nächster Woche sollen es 10.000 sein. Wir kämpfen also darum, bereits am Samstag 10.000 Zuschauer zuzulassen. Dies ist aus unserer Sicht aufgrund der aktuellen Entwicklungen in Deutschland in Bezug auf Zuschauerrückkehr absolut vertretbar und ein wichtiger erster Schritt", sagte Thomas Hitzlsperger, Vorstandsvorsitzender des VfB Stuttgart, der Sportschau.

Der Kampf des VfB Stuttgart war dann auch erfolgreich. Am Donnerstagnachmittag gab der Klub bekannt, sein Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt nun doch vor 10.000 Zuschauern austragen zu dürfen. "Das Amt für öffentliche Ordnung hat eine dazu erforderliche Ausnahme von den derzeitigen Vorgaben erteilt und damit eine Anfrage des VfB Stuttgart in Abstimmung mit dem Land stattgegeben", erklärte ein Sprecher der Stadt Stuttgart.

In Niedersachsen dürfen es sogar nur 500 sein. Das Spiel zwischen dem VfL Wolfsburg und der SpVgg Greuther Fürth dürfte damit am Sonntag das am schwächsten besuchte Spiel der Bundesliga sein.

DFL-Chefin schlägt Alarm

Donata Hopfen, seit Jahresbeginn Chefin der für die Bundesliga und 2. Liga zuständigen Deutschen Fußball Liga (DFL), schlägt Alarm: "Nimmt man die letzte Saison vor Corona (2018/19) zum Maßstab, dann haben allein die vergangenen beiden Spielzeiten den deutschen Profifußball fast 800 Millionen Euro an Ticket- und Cateringerlösen gekostet. Angesichts der Kapazitätsbeschränkungen könnten die Verluste nach der laufenden Saison bis zu 1,3 Milliarden Euro in drei Spielzeiten betragen. Das ist mehr als die nationalen Medienrechte jährlich einbringen!", schrieb Hopfen in einem Beitrag für die Wirtschaftszeitung "Handelsblatt".

Sie fürchtet aber nicht nur um den materiellen Schaden für ihr Produkt: "Diese Situation (wenig Zuschauende, d. Red.) hat massive Auswirkungen. Auswirkungen auf die Stimmung in den Stadien; auf das, was man weltweit auf den Bild- und Fernsehschirmen sieht."

Unter die "emotionalen und sozialen Folgen", die Hopfen anführt, dürfte auch fallen, dass vermeintlich einheitliche Lösungen das Gegenteil davon sind.

Die Partien der 1. und 2. Bundesliga am Wochenende

1. Bundesliga
Paarungen voraussichtliche Zuschauerzahlen (Stand 03.02.22)
Hertha BSC - VfL Bochum 3.000
VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt 10.000
FC Augsburg - Union Berlin 7.600
Arminia Bielefeld - Bor. Mönchengladbach 10.000
1. FC Köln - SC Freiburg 10.000
Mainz 05 - 1899 Hoffenheim 6.800
Bayern München - RB Leipzig 10.000
Borussia Dortmund - Bayer Leverkusen 10.000
VfL Wolfsburg - Greuther Fürth 500
2. Bundesliga
Paarungen voraussichtliche Zuschauerzahlen (Stand 01.02.22)
1. FC Heidenheim - Hannover 96 6.000
1. FC Nürnberg - FC Ingolstadt 10.000
Werder Bremen - Karlsruher SC 10.000
SV Sandhausen - Erzgebirge Aue 6.000
FC Schalke 04 - Jahn Regensburg 10.000
FC St. Pauli - SC Paderborn 5.000
Darmstadt 98 - Hamburger SV 1.000
Holstein Kiel - Fortuna Düsseldorf -
Dynamo Dresden - Hansa Rostock 8.000