Finale der CAF Champions League 2022 zwischen Al Ahly und Wydad AC im Stade Mohammed

Fußball Die Super League kommt - in Afrika

Stand: 10.08.2022 23:39 Uhr

Was in Europa bislang verhindert wurde, wird in Afrika Realität: 2023 startet dort eine Super League.

Die afrikanische Fußball-Konföderation CAF stellte am Mittwoch (10.08.2022) offiziell ihre "Africa Super League" vor. Im August 2023 soll die Liga starten. Der entscheidende Unterschied zu dem bislang gescheiterten Versuch in Europa ist die Tatsache, dass die Liga unter dem Dach der CAF - vergleichbar mit der UEFA - stattfinden soll. Darüber hinaus bleiben noch einige Fragen offen.

Warum kommt die Super League?

Triebfeder zur Einführung des neuen Turniers ist vor allem das Geld. Die finanziellen Aussichten beschrieb die CAF beim Beschluss des Wettbewerbs am 3. Juli mit insgesamt 100 Millionen US-Dollar, der Sieger soll laut CAF-Präsident Patrice Motsepe 11,5 Millionen US-Dollar erhalten. Zum Vergleich: In der afrikanischen Champions League, der bisherigen Königsklasse des afrikanischen Klubfußballs, bekam der Sieger zuletzt 2,5 Millionen US-Dollar.

Patrice Motsepe, Präsident der afrikanischen Fußball-Konföderation CAF

Patrice Motsepe, Präsident der afrikanischen Fußball-Konföderation CAF

"Wir wurden mit Anfragen von Investoren und Sponsoren überschwemmt, die bestrebt sind, mit uns in der CAF Super League zusammenzuarbeiten. Die Liga hat ein riesiges Potenzial", sagte Motsepe. Von dem Geld sollen aber auch andere Wettbewerbe und der afrikanische Fußball insgesamt profitieren, behauptet Motsepe. Wer genau die Geldgeber sind und wer die Geschäftsbeziehungen hergestellt hat, ist bislang nicht veröffentlicht worden.

Welche Teams spielen mit?

Einige Teilnehmer gelten als sicher, das sind vor allem die großen Namen des afrikanischen Klubfußballs. Al-Ahly und Zamalek aus Ägypten, AC Wydad und Raja Casablanca aus Marokko, Esperance und Etoile du Sahel aus Tunesien, Simba SC aus Tansania, TP Mazembe und AS Vita Club aus der Demokratischen Republik Kongo gelten als sichere Teilnehmer wie auch die Mamelodi Sundowns aus Südafrika - Mamelodis Präsident und Besitzer ist CAF-Präsident Motsepe.

Spieler von Al-Ahly

Spieler von Al-Ahly - sie sind wohl in der "Africa Super League" dabei

Es gibt weitere Kandidaten, dazu gehören die Kaizer Chiefs und die Orlando Pirates aus Südafrika, Al-Hilal und Al-Merreikh aus dem Sudan, Enyimba aus Nigeria sowie JS Kabylie, CR Belouizdad und MC Alger aus Algerien. Afrikanischen Medienberichten zufolge könnte eine Fünf-Jahres-Rangliste der CAF zumindest eine Rolle spielen, um die Zulassung zu klären.

Klar ist, dass die CAF nicht alle ihre 54 Mitgliederverbände berücksichtigen wird, die Auswahl könnte zu sportpolitischen Konflikten führen - auch wenn alle 54 Verbände das Exekutivkomitee zuvor mit der Gründung der Super League beauftragt hatten. Genauere Details gab es zunächst nicht - die soll es "in einigen Monaten geben", wie Motsepe sagte.

Wie viele Klubs sind dabei und wie läuft der Modus?

24 Klubs aus 16 Ländern aus drei afrikanischen Regionen sollen dabei sein, ein Auf- und Abstieg ist vorgesehen. 197 Spiele wird es insgesamt geben, maximal 21 pro Team. Das Finale soll "der Super Bowl Afrikas" werden, so die CAF. Wie der Modus genau aussehen soll, wurde noch nicht veröffentlicht.

Die besten Klubs der Super League sollen bei der neuen Klub-WM der FIFA mitspielen. Das reformierte FIFA-Turnier mit 24 Teams ist eigentlich beschlossene Sache. Die Erstauflage dieses Formats in China 2021 wurde zugunsten der EM-/Copa-Verschiebung aber abgesagt, die Umsetzung geriet dann im Zuge des gescheiterten Versuchs zur Einführung eines Zwei-Jahres-Rhythmus der WM in den Hintergrund. Wann die Klub-WM erstmals mit 24 Teams ausgetragen werden soll, ist derzeit nicht bekannt.

Was passiert mit den anderen Wettbewerben?

Die beiden afrikanischen Klubwettbewerbe Champions League und Confederation Cup sollen laut Motsepe weiter stattfinden. Ob sie gleichzeitig gespielt werden oder der Super League bei den Terminen aus dem Weg gehen sollen, ist noch nicht bekannt. Motsepe hatte zuvor schon eine "Überprüfung" aller Wettbewerbe angekündigt. Denkbar sind also Änderungen am jeweiligen Format.

Folgen kann die Super League auch für nationale Wettbewerbe haben, beispielsweise im Konkurrenzkampf um TV-Geld und freie Spieltermine. Durch das Geld aus der neuen Liga besteht zudem die Gefahr, dass die Spitzenklubs die anderen Klubs in ihren heimischen Ligen finanziell und sportlich weiter abhängen.

Welche Kritik gibt es an dem Wettbewerb?

Am deutlichsten äußerte sich die Spielergewerkschaft aus Südafrika. Sie bemängelte eine fehlende Transparenz und die Unklarheit, ob sich ein Klub qualifizieren muss oder schlicht eingeladen werde. Eine Parallele zur Diskussion um die Super League in Europa: Die Spielergewerkschaft kritisierte negative Folgen für die nationalen Ligen.

"Man folgt den kommerziellen Interessen einer winzigen neuen Elite auf Kosten der endgültigen Zerstörung der Lebensfähigkeit des Rests", schreibt die Spielergewerkschaft.

Welche Rolle spielt die FIFA?

Die CAF steht seit Jahren unter großem Einfluss der FIFA. Nach dem Abgang von Präsident Ahmad Ahmad (u. a. Korruptionsvorwürfe) befand sich die CAF zeitweise unter dem Kommando der FIFA und geriet in eine große finanzielle Krise. Kritiker sagen, die CAF sei nun eine "Tochtergesellschaft" der FIFA, der aktuelle Präsident Motsepe wurde bei seiner Wahl von FIFA-Präsident Gianni Infantino unterstützt. Eine zu gründende Instanz, die die Super League organisiert, solle "in Partnerschaft mit der FIFA" betrieben werden, so die CAF.

Infantino, der sich stets für die Super League in Afrika ausgesprochen hatte, nahm nach CAF-Angaben an der entscheidenden Sitzung des CAF-Exekutivkomitees teil. Motsepe dankte damals "für die Unterstützung bei der Gründung der Super League". Motsepe versicherte beim CAF-Kongress am Mittwoch, dass 2023 bei der nächsten FIFA-Präsidentschaftswahl "jeder einzelne unserer Verbände" für Infantino stimmen werde.