Fußball | Europa League Die Bundesliga in der Europa League - ein Trauerspiel
Borussia Dortmund und RB Leipzig haben schwierige Ausgangspositionen, um sich über die Playoffs für das Achtelfinale der Europa League zu qualifizieren. Ein Scheitern würde zum Trauerspiel der Bundesliga passen.
Der ehrlichste Vergleich im Fußball ist ein Spiel zwischen zwei Mannschaften. Auch die Tabelle ist allgemein anerkannter Maßstab. Dass sie bei einer anständigen Datenbasis anhand von vielen Spieltagen nicht lügt, gehört zum Standardsprech der Fußballfans.
Beim Vergleich zwischen zwei Ligen wird es schon deutlich schwieriger. Ob der FC Watford besser ist als der VfB Stuttgart, oder Hellas Verona auch in der Bundesliga - wie aktuell in der Serie A - in der oberen Tabellenhälfte zu finden sein würde, ist reine Spekulation, die durchaus Spaß machen kann.
Für den internationalen Vergleich sind die Europapokale grundsätzlich nützlich. Zwar ändern sich die Modi alle paar Jahre oder auch mal schneller, dann gibt es einen neuen Wettbewerb wie nun die Europa Conference League, dann gab es ein Finalturnier unter speziellen Bedingungen wegen der Pandemie, aktuell steht an, dass in den K.o.-Runden die sogenannte Auswärtstorregel nicht mehr angewandt wird.
Abschaffung der Auswärtstorregel gibt deutschen Teams Hoffnung
Das kommt den deutschen Bundesligisten, die in den Playoffs zum Achtelfinale der Europa League beschäftigt sind, sehr gelegen. RB Leipzig wäre nach alter Regel ausgeschieden, falls es am Donnerstag (24.02.2022) nach 90 Minuten bei Real Sociedad in San Sebastian 0:0 oder 1:1 stehen würde. Nun gäbe es aufgrund des 2:2 im Hinspiels bei jedem Unentschieden im Baskenland eine Verlängerung.
Borussia Dortmund, das nach der 2:4-Heimniederlage gegen den Rangers FC ohnehin schon in einer schlechten Ausgangsposition steckt, gründet einige Hoffnung auf die geänderte Regel, denn etwa ein 3:1-Erfolg nach regulärer Spielzeit im Ibrox Stadium würde auch eine Verlängerung bedeuten.
Watzke will Europa League Titel
Nachdem der BVB schmählich aus der Champions League ausgeschieden war, ohne in der Gruppenphase auf einen Gegner aus einer der sogenannten Top-five-Ligen getroffen zu sein, gab Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke das Ziel aus, die Europa League zu gewinnen, schließlich fehle dieser Titel dem Verein noch in seiner beeindruckenden Sammlung.
Doch dem Tabellenzweiten der Bundesliga droht das sofortige Aus gegen den Zweiten der schottischen Premiership, einer höchstens als zweitklassig eingestuften Liga. Die Rangers setzten im vergangenen Geschäftsjahr etwa 60 Millionen Euro um, einen Bruchteil vom Umsatz des BVB. Gemessen an den Möglichkeiten des Leipziger Fußballklubs aus der Red-Bull-Industrie sind auch die von Real Sociedad bescheiden.
Weniger Einnahmen durch schlechtes Abschneiden
Im deutschen Fußball wird häufig und laut danach geschrieen, die Einnahmen steigern zu können, sogar an der 50+1-Regel wird ab und an gerüttelt. Doch das Abschneiden der deutschen Klubs in der Europa League in den vergangenen Jahren zeigt, dass sie häufig nichtmal gegen wirtschaftlich unterlegene Vereine bestehen.
In der vergangenen Saison scheiterte Bayer Leverkusen in der Zwischenrunde an den Young Boys Bern, die TSG Hoffenheim am norwegischen Klub FK Molde. Der VfL Wolfsburg war schon in der Qualifikation ausgeschieden. Genau die drei Klubs, die von der 50+1-Regel ausgenommen und daher ein juristisch heikles Thema sind, pflegten ein Image der Bundesliga, das schlechter kaum sein könnte.
Horror-Bilanz in den letzten Jahren
Der letzte deutsche Klub, der den zweitwichtigsten europäischen Vereinswettbewerb gewann, war der FC Schalke 04. Als ihm das vor genau einem Vierteljahrhundert gelang, hieß der Wettbewerb noch UEFA-Cup. Werder Bremen, aktuell ebenfalls in der 2. Liga, war 2009 der bislang letzte Finalist.
Sollten Leipzig und Dortmund, die "Absteiger" aus der Champions League, nun schon in den Playoffs scheitern, würde das gut ins Bild der vergangenen Jahre passen.
Saison | Verein | Abschneiden |
---|---|---|
2020/21 | Bayer Leverkusen | Zwischenrunde |
TSG Hoffenheim | Zwischenrunde | |
VfL Wolfsburg | Qualifikation | |
2019/20 | Bayer Leverkusen | Viertelfinale |
Eintracht Frankfurt | Achtelfinale | |
VfL Wolfsburg | Achtelfinale | |
Borussia Mönchengladbach | Gruppenphase | |
2018/19 | Eintracht Frankfurt | Halbfinale |
Bayer Leverkusen | Zwischenrunde | |
RB Leipzig | Gruppenphase | |
2017/18 | RB Leipzig | Viertelfinale |
Borussia Dortmund | Achtelfinale | |
1. FC Köln | Gruppenphase | |
TSG Hoffenheim | Gruppenphase | |
Hertha BSC | Gruppenphase | |
SC Freiburg | Qualifikation | |
2016/17 | FC Schalke 04 | Viertelfinale |
Borussia Mönchengladbach | Achtelfinale | |
1. FSV Mainz 05 | Gruppenphase | |
Hertha BSC | Qualifikation |
In einer von der Sportschau erstellten Tabelle belegt die Bundesliga zwar den vierten Platz und wahrt damit das Gesicht einer Top-five-Liga, doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass Eintracht Frankfurt allein sieben der 19 Punkte holte. Für die anderen zwölf Punkte brauchte es zehn Klubs.
Die Hessen waren der einzige Bundesligist, der in den vergangenen fünf Spielzeiten das Halbfinale erreichte. Ein Elfmeterschießen beim späteren Sieger FC Chelsea beendete die eindrucksvolle Tour. Bei der Eintracht wurde von den Ultras über den Fan auf der Gegentribüne bis zu den Angestellten auf der Geschäftsstelle deutlich, wie viel ihnen die Europa League bedeutete.
Platz | Land | Punkte | Sieger |
---|---|---|---|
1. | England | 72 | FC Chelsea (2019), Manchester United (2017) |
2. | Spanien | 66 | FC Villarreal (2021), FC Sevilla (2020), Atlético Madrid (2018) |
3. | Italien | 27 | |
4. | Deutschland | 19 | |
5. | Frankreich | 18 | |
6. | Niederlande | 13 | |
7. | Ukraine | 10 | |
8. | Russland | 9 | |
9. | Österreich | 8 | |
10. | Belgien | 7 | |
10. | Tschechien | 7 | |
12. | Portugal | 6 | |
13. | Dänemark | 4 | |
13. | Kroatien | 4 | |
13. | Schweiz | 4 | |
13. | Türkei | 4 | |
17. | Griechenland | 3 | |
18. | Schottland | 2 | |
19. | Norwegen | 1 | |
19. | Zypern | 1 |
Erklärung Punktevergabe: Für die Teilnahme eines Vereins am Achtelfinale gab es einen Punkt, für das Viertelfinale zwei, für das Halbfinale drei, für das Finale vier Punkte. Der Sieger der Europa League erhielt fünf Punkte. Somit sammelte ein Titelträger in einer Saison 15 Punkte für sein Land.
Nur FC Bayern bei den "Großen" vertreten
Andere Bundesligisten arbeiten viele Monate auf eine Teilnahme hin, um dann über Mehrfachbelastungen, Spiele im Donnerstag-Sonntag-Rhythmus zu klagen und die vermeintlich besseren Spieler im Europapokal für die Bundesliga zu schonen.
Die Quittung folgt in den Statistiken und im Ansehen einer Liga, die bei den "Großen" auch in dieser Saison mal wieder nur vom FC Bayern vertreten wird.
Immerhin: Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt qualifizierten sich über die Gruppenphase direkt für das Achtelfinale der Europa League.