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Viele Fragen offen Investor bei der DFL - Was bringt es?

Stand: 12.12.2023 10:21 Uhr

Die Klubs der DFL haben knapp für den Einstieg eines Investors gestimmt und ihr Mitspracherecht abgegeben. Dabei werden elementar wichtige Fragen erst in den kommenden Monaten geklärt. Vor allem die: Was bringt es?

Eine breite Zustimmung war das Ziel, nun hat es gerade so gereicht. Die Deutsche Fußball Liga wird ihren Investor bekommen. Das heißt, vor allem auch die finanziell bestens ausgestatteten Klubs der Bundesliga wie Bayern München, Borussia Dortmund und von Konzernen oder Mäzenen alimentierte Kapitalgesellschaften werden ihren Willen bekommen.

Sie lassen sich die "Weiterentwicklung des Geschäftsmodells", bei der ein "strategischer Vermarktungspartner" angeblich die große Hilfe sein soll, von den finanziell weitaus schlechter ausgestatteten Klubs mitfinanzieren.

Den Vorschlag, dass jeder seinen Möglichkeiten entsprechend einen Beitrag dazu leistet, mit typisch deutscher Verspätung die Digitalisierung anzugehen und international attraktiver zu werden, hatte erst gar keiner eingebracht. Eh zu romantisch, der Gedanke.

Bessere Atmosphäre in "zerstrittenem Haufen"

"Wir sind ein zerstrittener Haufen", sagte ein Klubvertreter bei der Abstimmung in Frankfurt, und das dürfte sich nach der Abstimmung kaum geändert haben, auch wenn die Atmosphäre bei weitem nicht so hitzig war wie bei dem gescheiterten Versuch im Mai. Die Statuten wurden mit der exakten Zwei-Drittel-Mehrheit erfüllt, aber angesichts der Tatsache, dass alle dafür waren, in die Zukunft zu investieren, sind ein Drittel Ablehnung oder Enthaltung sehr viel.

Tim Brockmeier, Sportschau, 11.12.2023 14:55 Uhr

Was will der Investor außer Rendite?

Der Investor in Form eines Private-Equity-Unternehmens wird trotzdem kommen - ohne dass die Klubs bei Vertragsabschluss nochmal gefragt werden. Dass die längst begonnenen Verhandlungen scheitern werden, ist nahezu ausgeschlossen.

Was aber genau kommen wird, ist offen. Wer gibt das Geld? Von wem hat der das Geld? Was bringt der Einsatz des Geldes? Was will der Investor genau für das Geld außer einer hohen Rendite? Dass ihm die nicht genügt, sagt jeder, der sich in der Branche der Beteiligungsgesellschaften auskennt.

Vieles muss in den kommenden Wochen und Monaten mit Leben gefüllt werden, damit sich ein klares Bild zeichnet. Die DFL zeigt sich überzeugt, dass sie auch dank des Investors bald ein "deutlich aufgewertetes Medienprodukt" präsentieren kann.

Wo steckt das Aufwertungspotenzial?

Bei der Frage, was denn dazu beitragen werde, blieb die Geschäftsführung ebenfalls schwammig. Bilder aus der Kabine und kurze Interviews nach der Busankunft werden gewiss auf Dauer nicht reichen, um mehr Fans und damit Kunden anzulocken.

Bundesligisten ohne Tradition und Zweitligisten von schon in Deutschland nur lokaler Bedeutung auf PR-Tour in den USA und Asien? Was soll das bringen? Auch der exklusive Content, den die Vereine für die DFL beisteuern sollen, wird sich auf Dauer kaum zu viel Geld machen lassen. Er wird hingegen dazu führen, dass sich die Berichterstattung noch mehr auf die eigenen Kanäle verschiebt. Geschlossene Gesellschaft, je flauschiger, desto besser.

Als Hebel, um künftig die Medienerlöse zum Wohl der Klubs und Gefallen des Investors deutlich zu steigern, wird das alles nicht reichen. Da bräuchte es dauerhaft interessanteren Wettbewerb und mehr attraktive, sprich fanintensive, Vereine in der Bundesliga. Dieser Prozess würde nicht über mehr Geld, sondern über eine andere Verteilung abgeschlossen. Aber der Gedanke ist viel zu romantisch.