Die UEFA-Zentrale im schweizerischen Nyon

Finanzielle Regeln im Fußball UEFA-Pläne: Gehaltsobergrenze soll Financial Fairplay ersetzen

Stand: 12.08.2021 19:12 Uhr

Das Financial Fairplay der UEFA steht vor dem Aus, englischen Medienberichten zufolge soll stattdessen eine Gehaltsobergrenze für die Klubs kommen - aber mit Einschränkung.

Wie die "Times" aus England berichtet, sollen die Pläne den Klubs im September vorgestellt werden.

Der Vorschlag sieht grundsätzlich zwei Punkte vor:

  1. Gehaltsobergrenze: Die Klubs sollen nur noch einen bestimmten Teil ihrer Einkünfte für Spielergehälter einsetzen können. Eine Zahl, über die gesprochen wird, ist 70 Prozent. Das ist beispielsweise die Regelung, die derzeit in der spanischen Liga gilt. In Frankreich ist eine ähnliche Regelung zur aktuellen Saison geplant gewesen, aber wegen der Corona-Krise bis 2023 verschoben worden.
  2. "Luxussteuer": Die Gehaltsobergrenze kann gebrochen werden, wenn ein Klub dafür eine sogenannte "Luxussteuer" an die UEFA entrichtet. Dieses Geld soll dann an Klubs umverteilt werden, die sich an die Regeln halten. Gleichwohl soll es der "Times" zufolge weiter zu Sanktionen bis hin zum Ausschluss aus dem Wettbewerb kommen, wenn Klubs dauerhaft mehr Geld ausgeben, als die Regeln vorsehen.

Menschen und Institutionen, die Fußballklubs besitzen, könnten dann zunächst so viel Geld, wie sie möchten, in die Kader stecken - sofern sie bereit sind, die "Luxussteuer" zu bezahlen. Deren Höhe ist nicht bekannt, davon wird aber abhängen, ob sie Ungleichheiten im Wettbewerb wirklich abfedern kann.

Die Regeln sollen ab 2022 für zunächst drei Jahre gelten.

Ceferin sprach schon zum EM-Start von der "Luxussteuer"

Die Pläne werden am 9. und 10. September in Nyon vorgestellt. Einem Einladungsschreiben zufolge, das der Sportschau vorliegt, ist die "Stärkung der Kultur der finanziellen Nachhaltigkeit" ein Diskussionspunkt. Auch von Notfallreserven für Krisen ist die Rede. Zu dem Termin sind Medien ausdrücklich nicht eingeladen, gesprochen wird dagegen mit Verbänden, Klubs, Ligen, Spielergewerkschaften, Trainern, Beratern und Fanvertretungen.

Bereits zum Start der EM im Juni sprach UEFA-Präsident Aleksander Ceferin mit der französischen Nachrichtenagentur AFP über die Idee einer "Luxussteuer". Dort sagte er ohne Bezugnahme auf konkrete Zahlen, dass Klubs eine solche Zahlung leisten sollten, wenn sie über eine bestimmte Grenze hinaus Ausgaben tätigen. Sie müssten dann "einen bestimmten Geldbetrag an andere Klubs zahlen, die die Regeln respektieren".

Financial Fairplay: Das sind die bisherigen Regeln

Die UEFA reguliert die Fußballfinanzen derzeit noch mit ihrem sogenannten Financial Fairplay. Vereinfacht formuliert darf ein Klub in den zurückliegenden drei Jahren ein Defizit von maximal 30 Millionen Euro aufweisen, das durch externe Geldgeber ausgeglichen werden kann, ansonsten kommt es zu Sanktionen.

Angesichts der Pandemie kam es zu Lockerungen: Die UEFA gestattet beispielsweise, dass die Jahre 2020 und 2021 zusammengefasst in die Bilanzen fließen. Außerdem wurde der zu prüfende Zeitraum vorübergehend auf vier Jahre erweitert. Trotzdem kritisierten einige Klubs, dass wegen Corona ein finanzieller Rückblick nicht mehr der richtige Weg sei. Das mögliche neue System würde die aktuelle Situation bewerten.

Ceferin: Lücke zwischen den großen und kleinen Klubs bleibt

Dass es im September zu Verhandlungen über die Ausgestaltung künftiger finanzieller Regularien der UEFA kommt, bestätigte Ceferin schon im Juni. "Ich denke, wir müssen es dieses Jahr tun. Wir werden im September ernsthaft daran arbeiten", sagte er. Ceferin ergänzte, dass die Regeln modernisiert werden müssten, auch weil die Kluft zwischen den großen und den kleinen Klubs immer größer werde.

Ceferin machte jedoch keine Hoffnungen, dass sich an dieser Tatsache durch die neuen Regeln etwas ändern könnte. "Ich glaube nicht, dass wir diese Lücke vollständig schließen oder auch nur verkleinern können. Aber wir können ihr Wachstum zumindest ein wenig verlangsamen", sagte er.

UEFA: Europas Fußball verlor durch Corona acht Milliarden

Wie die UEFA beim Financial Fairplay lockerten 2020 viele nationale Ligen ihre Vorgaben für die Finanzen ihrer Klubs, auch in Deutschland ließ die Deutsche Fußball Liga den Klubs mehr Spielraum als üblich. Viele europäische Klubs befanden sich schon vor Corona in schwierigen finanziellen Lagen und stehen nun besonders unter Druck.

Die UEFA berichtete im Mai, dass der europäische Fußball durch die Coronavirus-Pandemie einen Verlust von mehr als acht Milliarden Euro hinzunehmen habe.