Fußball | Bundesliga Vor Wegweiser-Spielen - Hütter bekommt Rückendeckung

Stand: 03.02.2022 18:48 Uhr

Nur noch drei Punkte bis zum Abstiegsplatz, sechs Pleiten in acht Spielen, das Pokal-Aus und der Manager-Rückzug drücken die Stimmung in Gladbach. Doch der Trainer kriegt Rückendeckung.

Dass das nächste Spiel grundsätzlich immer das wichtigste ist, das haben Spieler, Trainer und Vorstände in der Fußball-Bundesliga schon lange zu einem Leitsatz ihrer Tätigkeit erhoben. Kaum ein Journalist schreibt sowas noch mit, bei kaum einem Fan dürfte diese Phrase Spannung und Vorfreude auf das Wochenende steigern.

Jetzt gegen zwei "direkte Konkurrenten"

Adi Hütter geht jetzt aber mal einen anderen Weg. Er sieht immerhin zwei Spiele als Paket an, und das ist durchaus nachvollziehbar: Am Samstag (05.02.2022) tritt seine Mannschaft bei Arminia Bielefeld an, eine Woche später kommt der FC Augsburg in den Borussia-Park. Der Coach, der den VfL eigentlich zurück in die Champions League, zumindest aber ins europäische Geschäft führen sollte und wollte, nennt beide Teams inzwischen "direkte Konkurrenten" und gibt zu: "Beide Spiele sind wahnsinnig wichtig für uns."

Wie wichtig beide Spiele für Hütter persönlich sind, fragen sich gerade viele rund um den Verein. Zumal mit dem Rückzug des erschöpften Managers in der vergangenen Woche ein wichtiger Fürsprecher abhanden gekommen ist. "Ich habe auch ohne Max Eberl Leute um mich, die mich unterstützen und die mir helfen", ist Hütter sicher.

Die Sportschau hakte am Donnerstag bei Rainer Bonhof nach, der im Vorstand der Gladbacher neben Ex-Trainer Hans Meyer für sportliche Dinge zuständig ist. Bonhof, Weltmeister von 1974 und Mitglied der Jahrhundert-Elf der "Fohlen", sagte dem Trainer daraufhin die volle Unterstützung zu: "Wir haben noch mehr als zwei wichtige Spiele vor uns. Dementsprechend sind wir an Adis Seite und müssen das nicht weiter diskutieren."

Hütter: "Situation, in der wir unbedingt punkten müssen"

Hütter selbst ist ehrlich genug, die Spekulationen rund um seine Person als Teil des Geschäfts zu akzeptieren. Er ist weit davon entfernt, die Lage schönzureden: "Wir sind in einer Situation, in der wir niemals sein wollten und in der wir unbedingt punkten müssen. Aber es geht nicht um meine Person, wir müssen jetzt alle zusammenrücken."

Ob die Mannschaft tatsächlich zusammenrückt und gemeinsam die Krise bewältigt, in die sie sich auch durch die Egoismen abwanderungswilliger Spieler selbst hineinmanövriert hat, bleibt ungeachtet von Treueschwüren und Jobgarantien die spannende Frage. Hütter muss es im Gegensatz zu den ersten 20 Spielen beispielsweise gelingen, Individualisten wie Marcus Thuram und Alassane Plea für die gemeinsame Sache zu begeistern. Der Trainer glaubt, dass er das hinbekommt: "Beide trainieren sehr ordentlich. Ich gehe davon aus, dass sie sich jetzt der Situation des Vereins unterordnen."

Zakarias Abgang nicht kompensiert

Er selbst hat diese Fähigkeit zum Ende der Transferperiode bewiesen. Hütter hätte sehr gerne seinen Mittelfeldspieler Denis Zakaria behalten oder zumindest einen guten Ersatz bekommen. Beides hat nicht hingehauen: Zakaria ist zu Juventus Turin gewechselt, seine Lücke auf der Sechser-Position soll der Trainer nun aus dem vorhandenen Kader schließen. Christoph Kramer wird wieder mehr Einsatzzeit bekommen, ist aber mit seinem langsamen Aufbauspiel eigentlich gar nicht der Typ, der Hütters Fußballidee vom hohen Pressing und schnellem Umschalten umsetzen kann.

Der Trainer setzt nach eigenen Worten jetzt aber darauf, dass durch den Rückzug von Max Eberl eine, wie er es nennt, "Jetzt-erst-recht-Mentalität" einkehrt. Nach dem Abschied des Sportdirektors in der vergangenen Woche hatten die Führungsspieler wie Lars Stindl, Yann Sommer und Kramer in der Kabine das Wort ergriffen und die Mannschaft darauf eingeschworen, sich "jetzt auch für Max" aus der Krise zu kämpfen.

"Zeitnah heißt nicht schnell, schnell"

Wann die Borussia den neuen Mann auf dem Manager-Posten präsentiert, ist noch offen. Jedoch scheint die von Präsident Rolf Königs zunächst angekündigte "zeitnahe Lösung" vom Tisch. Bonhof erklärt jetzt dazu: "Zeitnah heißt nicht schnell, schnell. Wir werden das in Ruhe machen." Das Hauptanforderungsprofil beschrieb Bonhof so: "Ahnung vom Fußball sollte er haben."

Sehr wahrscheinlich ist, dass erst dann eine Entscheidung über die Zukunft des Trainers getroffen wird, wenn der neue Manager da ist. Von daher ist die zusätzliche Zeit sicher kein Nachteil für Hütter.