Marketa Vondrousova nach ihrem Einzug ins Finale von Wimbledon

Finale in Wimbledon Vondrousova gegen Jabeur - Jagd nach dem Premierentitel

Stand: 14.07.2023 13:10 Uhr

Marketa Vondrousova hat es als erste ungesetzte Spielerin seit 60 Jahren ins Finale von Wimbledon geschafft (Samstag, 15.07., ab 15.00 Uhr im Live-Ticker auf sportschau.de). Dort trifft sie auf die Tunesierin Ons Jabeur, die beim Tennis-Klassiker als erste afrikanische Spielerin einen Grand-Slam-Titel gewinnen kann.

Marketa Vondrousova ist schon jetzt eine der großen Entdeckungen des Turniers in Wimbledon, unabhängig vom Ausgang des Endspiels am Samstag gegen Ons Jabeur. Erstmals seit Billie Jean King im Jahr 1963 hat eine ungesetzte Spielerin wieder das Endspiel des berühmtesten Tennisturniers erreicht. Vondrousova könnte noch mehr Geschichte schreiben, sollte sie tatsächlich den Titel holen, was ihre berühmte Vorgängerin vor genau 60 Jahren nicht schaffte.

Vondrousova in Wimbledon - auf einmal im Rampenlicht

Spätestens seit ihrem Einzug ins Halbfinale gegen Jelina Switolina ist die Aufmerksamkeit für die 24 Jahre alte Tschechin rasant gestiegen. Es gibt offenbar reichlich Nachholbedarf an Geschichten, auch aus dem privaten Bereich, die nun in den britischen Medien rauf und runter erzählt werden: etwa über ihren Mann Stepan, der bislang zu Hause auf den Kater Frankie aufgepasst hat, nun aber doch nach London reist. Einen Tag nach dem Finale feiern sie ihren ersten Hochzeitstag. Oder die Vielzahl von Vondrousovas Tattoos, ihr erstes hat sie mit 16 bekommen, berichtete die "Daily Mail". Unter anderem hat sie sich den Satz "no rain, no flowers" eingraviert, er soll dafür stehen, dass vor dem Erfolg erst harte Arbeit kommt.

Der Regen passt aber auch als Sinnbild für den Rasenklassiker in London - zu dessen Herausforderungen neben dem speziellen Untergrund aus Gras auch in diesem Jahr wieder einige Regenpausen gehörten. Auf Rasen wiederum hat Vondrousova zuvor kaum große Spuren hinterlassen, in Wimbledon war sie nie über die zweite Runde hinausgekommen. Im Vorjahr verfolgte sie das Turnier komplett vom heimischen Sofa aus. Sie musste fast ein halbes Jahr pausieren, Folge einer langwierigen Verletzung am Handgelenk mit mehreren Operationen, zwischenzeitlich wurde sie gar nicht mehr unter den Top 100 geführt.

Nervenstark - auch auf der ganz großen Bühne in Wimbledon

Umso erstaunlicher ist nun ihr Finaleinzug in Wimbledon. Dass sie dabei auch gegen Switolina standhielt, der Ukrainerin, der auch wegen ihrer klaren politischen Statements in Wimbledon die Herzen zuflogen, hat gezeigt, dass die Tschechin auch mental stabil ist. Es war ihr erstes Match überhaupt auf dem Centre Court, der ganz großen Bühne in Wimbledon.

2019 in Paris schaffte sie es schon einmal in ein Grand-Slam-Endspiel, war dort aber chancenlos gegen Ashleigh Barty. Sollte sie nun im zweiten Anlauf einen Major-Titel holen, hätte das auch für ihren Coach Jan Mertl weitreichende Folgen, wie die Nummer 42 der Weltrangliste nach dem Finaleinzug erzählte: Sie hat mit ihm eine Wette laufen, dass auch er sich in diesem Fall ein Tattoo stechen lässt.

Ons Jabeur - Titel im zweiten Anlauf?

Auch für ihre Gegnerin steht einiges auf dem Spiel. Ons Jabeur schaffte es an der Church Road zum zweiten Mai in Serie ins Finale. Sie gilt dort als klare Favoritin - erst recht, nachdem sie nach Titelverteidigerin Jelena Rybakina im Halbfinale auch die Weltranglisten-Zweite Aryna Sabalenka ausschaltete.

Lars Pegelow, Sportschau, 14.07.2023 12:20 Uhr

Die Tunesierin trägt die Hoffnungen Afrikas wie auch der arabischen Welt. Die Weltranglistensechste bringt längst alle Qualitäten mit, um ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen, als erste Spielerin vom afrikanischen Kontinent. Diese Erwartungshaltung, die sie auch an sich selbst stellt, war ihr aber in der Vergangenheit bei den großen Turnieren auch anzumerken. Schon im Vorjahr schien in Wimbledon alles bereitet für den Triumph der beliebten Tunesierin, die dann aber im Finale an der coolen, widerstandsfähigen Rybakina scheiterte.

Jabeur mit neuem Selbstbewusstsein

Dies dürfte Jabeur auch vor dem diesjährigen Finale im Hinterkopf haben - zumal sie gegen Vondrousova, ihre Gegnerin am Samstag schon zu Jahresbeginn bei den Australian Open eine böse Überraschung erlebte und in der zweiten Runde ausschied. In der Folge hatte auch sie mit Verletzungen zu kämpfen und hatte unter anderem einen Eingriff am Knie.

Doch seit ihrem Comeback präsentierte sich die oftmals emotionale 28-Jährige auf dem Court ruhiger und kontrollierter. Auch im Halbfinale, gegen eine vor Selbstbewusstsein strotzende Melbourne-Siegerin Sabalenka, kam sie nach anfänglichen Problemen stark zurück und setzte ihren Weg ins Endspiel fort. Das habe ihr weiteres Selbstvertrauen gegeben, erzählte sie vor dem Finale. Sie fühle sich in Wimbledon bereit für den ganz großen Triumph. "Ich hoffe, ich kann Geschichte schreiben. Nicht nur für Tunesien, sondern für Afrika."