Tennis | Australian Open Kaum Tests bei Australian Open: Zverev will "Verantwortung übernehmen"

Stand: 22.01.2022 09:47 Uhr

Anders als bei der Handball-EM gibt es bei den Australian Open trotz steigender Zahlen in der Region kaum positive Fälle unter Spielern. Das liegt wohl auch an fehlenden Tests.

Von Jannik Schneider

Eine abgeschirmte "Bubble" für die Teilnehmer gibt es in Melbourne dieses Jahr nicht beim ersten Tennis-Großereignis des Jahres. Und so kommt es in der hektischen ersten Grand-Slam-Woche mit Dutzenden von Spielen zeitgleich vor, dass sich die Spieler unter die Fans mischen. Am Freitag (21.01.2022) saßen der französische Spieler Nicolas Mahut und Frauen-Bundestrainer Julien Benneteau mit weiteren Betreuern dichtgedrängt in der vollbesetzten Arena, um Landsmann Gael Monfils in seiner Drittrundenbegegnung gegen den Chilenen Christian Garin anzufeuern.

Spieler zwischen den Fans

Der Support war erfolgreich, "Showman" Monfils erreichte unter den Augen seiner Kollegen das Achtelfinale. Mahut und Co. gingen als Unterstützer ein Risiko ein, saßen in einem Block zusammen mit Journalisten und Fans. Die Maskenpflicht der Verantwortlichen von Tennis Australia wird nicht kontrolliert und nicht von allen bei 30 Grad im Schatten umgesetzt – bei den französischen Betreuern um Mahut zumindest am Freitag ebenfalls nicht konsequent.

Nach dem Match verließen sie den Fanblock und gingen zurück in den Spielerbereich der Anlage, auf dem Hunderte von Aktiven und ihre Betreuer die Zeit zwischen den Matches verbringen. Dort schwingt in diesen Tagen von Melbourne eine größere Portion Ungewissheit mit: Anders als bei anderen Sportereignissen gibt es beim ersten Grand-Slam-Turnier keine verlässlichen und verpflichtenden Coronatests. Das führte bereits zu Irritationen bei Spielern.

Zverev: "Wir werden nicht getestet"

Alexander Zverev hatte unter der Woche nach seinem Zweitrundensieg gegen Lokalmatador John Millman eine Diskussion ausgelöst und sagte: "Wir werden nicht getestet und ich denke, wenn wir getestet würden, gäbe es möglicherweise mehr positive Tests als das jetzt hier der Fall ist."

Die Nummer drei der Weltrangliste verwies auf die Zahlen im Bundesstaat Victoria. Am Samstag meldeten die Behörden dort 16.016 neue Fälle bei rund 6.6 Millionen Einwohnern. Etwas weniger als die Hälfte davon wurden über Schnelltests übermittelt.

Vor neun Tagen waren es noch mehr als doppelt so viele (mehr als 37.000). Schnelltests sind in Melbourne Mangelware. In Einkaufsläden sind sie fast durchgängig vergriffen. Die Dunkelziffer dürfte also höher liegen.

Tägliche Kontrollen auf dem Gelände

Auf der Anlage wird täglich der Impfnachweis kontrolliert. Ansonsten kommt man mit Akkreditierung für Interviews auch in die Spielerbereiche, und Spieler kommen auch mit Fans in Kontakt. Es herrscht eine andere Philosophie Down Under. Wer geimpft ist, wird locker behandelt.

Die Turnierverantwortlichen um den stark in der Kritik stehenden Turnierdirektor Craig Tiley zeigen sich mit den Regeln des Events zufrieden. Spieler mussten sich in den ersten 24 Stunden nach der Anreise einem verlässlichen PCR-Test unterziehen. Einen weiteren Test unter Aufsicht gebe es zwischen Tag fünf und sieben. Um das Prozedere gibt es Diskussionen.

Kohlmann: "Regeln wurden plötzlich aufgelockert"

"Die Regeln haben sich jeden Tag geändert", sagt Deutschlands Davis-Cup-Kapitän und Bundestrainer Michael Kohlmann auf Sportschau-Nachfrage. In Sydney, wo das deutsche Team zunächst den ATP-Cup gespielt hatte, sollte der zweite Test zunächst ein PCR-Test sein. "Die offiziellen Regeln wurden dann plötzlich aufgelockert", erklärt Kohlmann. Genauso sei das Prozedere in Melbourne gewesen.

Nach diesem zweiten Schnelltest, der unter Aufsicht durchgeführt werden soll, wird testen nur noch empfohlen. Zverev erklärte auf Sportschau-Nachfrage nach seinem Drittrundensieg am Freitag gegen Radu Albut, die Spieler erhielten von den Verantwortlichen tägliche Testkits mit nach Hause.

"Am Ende des Tages müssen wir als Spieler Verantwortung übernehmen. Ich trage diese Verantwortung – ich mache das. Für andere Spieler kann ich das nicht entscheiden", erklärte Zverev.

Die Regierung und die Australian Open hätten sich das gut überlegt und sich so entschieden, dass "wir Spieler hier so leben wie alle Australier auch. Ich hoffe aber, dass die Spieler und ihre Coaches ehrlich genug sind, um zu sagen: 'Wenn ich mich nicht gut fühle, mache ich ein, zwei Tests mehr‘, um fair gegenüber den anderen Spielern zu sein."

Wohl mehrere positive Fälle vor der Ausreise

Erst nach dem Ausscheiden beim wichtigsten Sportereignis des Landes müssen sich Spieler bei der Ausreise testen lassen – viele Airlines verlangen das. Der Franzose Hugo Humbert verlor in der ersten Runde gegen Landsmann Richard Gasquet und wurde vor der Ausreise positiv getestet.

Kohlmann verwies auf eben jenen Fall und berichtete, es gebe in Spielerkreisen Gerüchte um weitere positive Fälle vor der Abreise. Kohlmann sagt aber: "Die Spieler können hier nicht die Regeln aufstellen – sonst hätte Novak Djokovic bestimmt auch mitgespielt. Wir müssen uns an die Regeln halten." Doch auch Kohlmann glaubt ähnlich wie Zverev: "Wenn jetzt 128 Spieler getestet werden würden, hätten wir den ein oder anderen positiven dabei."

Mies: Finde es so in Ordnung

Viele Ausfälle wie bei der Darts-WM zwischen den Jahren oder der momentan stattfindenden Handball-EM wird es ohne PCR-Tests nicht geben. Doppelspezialist Andreas Mies erklärte, sein Partner Kevin Krawietz und er hätten keine Tests mehr durchgeführt nach Tag sieben, weil es nicht mehr verpflichtend sei. "Wenn man sich nicht gut fühlt oder Symptome bekommt über Nacht, sollte man selbst Verantwortung tragen und zum Testen gehen."

Unter den Spielern sei es weiter ein aktuelles Thema. Die deutschen Spieler gehen laut Krawietz öfter zusammen essen – dort, wo es gehe draußen, um das Risiko zu minimieren. Ansonsten verhalte man sich normal. Mies urteilte: "Es wäre nicht schön fürs Turnier, wenn Spieler nicht zum Achtelfinale antreten könnten, obwohl sie keine Symptome haben. Deswegen finde ich es eigentlich in Ordnung so wie es jetzt ist."