St. Paulis Connor Metcalfe (r.) im Zweikampf mit Rostocks Juan-José Perea

Arbeitssieg gegen Rostock St. Pauli ganz dicht vor dem Aufstieg

Stand: 29.04.2024 00:00 Uhr

Der FC St. Pauli ist dem Aufstieg in die Bundesliga einen großen Schritt nähergekommen. Die Hamburger gewannen am 31. Spieltag der 2. Liga mit 1:0 (0:0) gegen den FC Hansa Rostock und setzten sich zumindest vorübergehend an die Tabellenspitze. Befürchtete Fan-Ausschreitungen blieben aus.

Von Hanno Bode

Holstein Kiel kann den Kiezclub am Sonnabend mit einem Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern (13 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) zwar wieder von Rang eins verdrängen. Fest steht aber bereits jetzt, dass der Vorsprung der Mannschaft von Coach Fabian Hürzeler auf die drittplatzierte Fortuna aus Düsseldorf (spielt am Sonnabend um 20.30 Uhr bei Schalke 04) weiterhin mindestens fünf Zähler betragen wird.

Ein Punktepolster, das drei Spieltage vor dem Saisonende eigentlich ausreichen müsste, um den Sprung in die Beletage zu schaffen. Relegationsplatz drei hat St. Pauli bereits jetzt sicher.

Kapitän Jackson Irvine sorgte am Freitagabend im mit 29.000 Zuschauern restlos ausverkauften Millerntorstadion mit einem Kopfballtreffer für das entscheidende Tor (52.). Rostock verkaufte sich teuer, blieb aber im Angriff zu harmlos. Die Mecklenburger können am Sonnabend auf den direkten Abstiegsplatz 17 abrutschen, sollte Kaiserslautern in Kiel punkten.

HSV-Leihgabe David verhindert St.-Pauli-Führung

St. Pauli hatte im ersten Abschnitt beinahe 70 Prozent Ballbesitz, war jedoch nicht imstande, die Gäste nachhaltig unter Druck zu setzen. Immer wieder trafen die Hürzeler-Schützlinge im letzten Drittel des Feldes falsche Entscheidungen. Viele Angriffe wurden überhastet ausgespielt. Die beste Chance der Hausherren vor der Pause resultierte dann auch nicht aus einer Kombination, sondern aus einem Befreiungsschlag, nach dem Johannes Eggestein gegen die zu weit aufgerückte Rostocker Abwehr freie Bahn in Richtung Hansa-Tor hatte.

Robert Witt, Sportschau, 26.04.2024 20:40 Uhr

Was dann folgte, war vielleicht die Grätsche der Saison: HSV-Leihgabe Jonas David kam herangerauscht und spitzelte Eggestein im letzten Moment den Ball vom Fuß (41.).

Hansa stark, aber im Abschluss glücklos

Viel mehr hatte der Kiezclub in Hälfte eins offensiv nicht zu bieten. Rostock war in einer von beiden Seiten sehr intensiv geführten Partie sogar das gefährlichere Team. Die im Vergleich zur 0:2-Pleite am vergangenen Spieltag gegen den 1. FC Magdeburg auf sechs Positionen veränderte Elf von Trainer Mersad Selimbegovic zeigte einen sehr couragierten und klugen Auftritt und schaltete nach durch hohes Pressing erzwungenen Ballgewinnen immer wieder blitzschnell um. Die Abschlüsse blieben - wie schon im gesamten Saisonverlauf - allerdings ausbaufähig.

Ole Zeisler, Sportschau, 26.04.2024 21:40 Uhr

So scheiterte Juan-José Perea gleich zweimal freistehend an Keeper Nikola Vasilj (19., 33.). Bei seiner ersten Chance stand der Kolumbianer aber im Abseits, sodass der Treffer ohnehin keine Anerkennung gefunden hätte. Nichtsdestotrotz konnte der Abstiegskandidat mit seiner Vorstellung zur Halbzeit zufrieden sein.

"Fußball-Gott" Irvine trifft nach Hartel-Ecke

Nach dem Seitenwechsel erhielten die Hoffnungen der Mecklenburger auf eine Überraschung auf der Reeperbahn dann aber schnell einen Dämpfer. Zunächst hatte Hansa noch Fortune, dass Aljoscha Kemlein einen Kopfball neben das Tor setzte (47.) und kurz darauf mit einem Lupfer an Keeper Markus Kolke scheiterte (52.). Beim darauffolgenden Eckstoß Sekunden später verloren die Rostocker dann aber in Irvine ausgerechnet einen der kopfballstärksten St. Paulianer aus den Augen. Der Australier, von den eigenen Fans ebenso ehrfürchtig wie liebevoll "Fußball-Gott" gerufen, nickte den von Marcel Hartel getretenden Standard in die Maschen.

Rostock findet keine Antwort auf Rückstand

Hansa war um eine Antwort auf den Rückstand bemüht. Doch den Gästen fehlten die fußballerischen Mittel, um St. Paulis nun viel sicherere Abwehr auseinanderzureißen. Das Selimbegovic-Team bekam einfach keine Tiefe mehr in sein Spiel. Auch die Hausherren geizten in der zunehmend zerfahreneren Begegnung mit gelungenen Offensiv-Aktionen.

Es war den Hürzeler-Schützlingen anzusehen, dass die Verteidigung des knappsten aller Vorsprünge für sie höchste Priorität hatte. Das sah nicht hübsch aus, war aber in Anbetracht der Wichtigkeit des Sieges zweckmäßig und allemal legitim.

"Ein Derby ist immer was anderes mit einer gewissen Emotionalität. Viele Zweikämpfe und wir hatten wenig Spielrhythmus. Aufgrund der zweiten Halbzeit bin ich aber mit der Leistung zufrieden", sagte St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler nach dem Spiel der ARD Sportschau.

Ole Zeisler, Sportschau, 26.04.2024 21:38 Uhr

Befürchtete Fan-Ausschreitungen bleiben aus

Während es auf dem Rasen zuweilen hitzig zuging, blieben die im Vorfeld des Hochrisikospiels befürchteten Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern beider Clubs aus. Es sei ruhig geblieben, teilte die Hamburger Polizei kurz vor dem Anpfiff im Millerntorstadion mit. Auch zwei getrennte Märsche von Fans des FC St. Pauli und des FC Hansa Rostock seien ohne größere Zwischenfälle verlaufen, hieß es.

Die Anhänger der beiden Vereine stehen sich seit den 1990er-Jahren feindselig gegenüber. Immer wieder war es bei den Aufeinandertreffen der Nordclubs in den vergangenen Jahren zu teils schweren Ausschreitungen gekommen.

Für viele Zuschauer war die Anreise zum Stadion durch einen schweren Zugunfall am Hamburger Hauptbahnhof erschwert worden. Nach Angaben der Leitstelle der Polizei war am Nachmittag ein Bauzug unter der Ernst-Merck-Brücke entgleist, als er gegen die Brücke prallte. Der S-Bahn- und Fernverkehr war erheblich beeinträchtigt.

Spielstatistik FC St. Pauli - FC Hansa Rostock

31.Spieltag, 26.04.2024 18:30 Uhr

FC St. Pauli 1
FC Hansa Rostock 0

Tore:

  • 1:0 Irvine (52.)

FC St. Pauli: Vasilj - Nemeth, Wahl, Mets - Saliakas, Irvine, Kemlein, Metcalfe (85. Dzwigala) - Afolayan (87. Amenyido), J. Eggestein (90.+3 Boukhalfa), Hartel
FC Hansa Rostock: Kolke - van der Werff (75. Stafylidis), David, Rossipal - Strauß, Vasiliadis (70. C. Kinsombi), Dressel, Ingelsson - Bachmann (84. Singh) - Perea (84. Gudjohnsen), Fröling (70. Pröger)

Zuschauer: 29163

Dieses Thema im Programm:
Hamburg Journal | 26.04.2024 | 19:30 Uhr