
NDR-Sport Holstein Kiels Hoffnung auf den Bundesliga-Verbleib lebt mehr denn je
Holstein Kiel hat im Saison-Endspurt die stabilste Phase seiner noch jungen Bundesliga-Geschichte. Zum ersten Mal gelangen zwei Siege in Folge in der Beletage, Platz 16 ist nur noch einen Punkt entfernt. Gelingt der KSV die fast schon nicht mehr für möglich gehaltene Sprung in die Relegation?
Rund drei Wochen ist es her, da standen - stellvertretend für alle "Störche" - Armin Gigovic und Phil Harres auf dem Rasen des Holstein-Stadions und es fühlte sich vieles nach Abstieg an. Die Blicke leer stützten beide die Hände in die Hüften, Harres senkte den Kopf, Gigovic nahm den Kragen seines Trikots zwischen die Zähne.
Die KSV hatte gerade in letzter Sekunde gegen den FC St. Pauli verloren. Durch ein Last-Minute-Eigentor. Die direkte Rettung war in diesem Moment futsch - und angesichts von nur 18 Punkten aus 29 Partien sowie vier Zählern Rückstand auf Platz 16 schien allem Bemühen und allem Kampf zum Trotz auch die Relegation denkbar weit weg.
Ein Kieler Hoch zur rechten Zeit
Doch Fußball ist und bleibt dann doch ein Tages- und manchmal auch ein Wochen-Geschäft. Und so haben die "Störche" drei Wochen und sieben Punkte später den Abstand auf den 1. FC Heidenheim auf einen Punkt eingedampft - und die Hoffnung auf eine Rettung über die Relegation lebt mehr denn je.
Dem starken 1:1 bei RB Leipzig ließ die Mannschaft von Trainer Marcel Rapp zwei Siege gegen Borussia Mönchengladbach (4:3) und beim FC Augsburg (3:1) folgen. Zum ersten Mal in der noch jungen Bundesliga-Historie der KSV gelangen zwei Siege in Folge. Einen besseren Zeitpunkt für das Hoch an der Förde hätte es nicht geben können.
Duo Bernhardsson und Skrzybski befeuert die Hoffnung
Matchwinner in Augsburg war Doppel-Torschütze Alexander Bernhardsson, der sich erst mal bei Routinier Steven Skrzybski bedankte: Die "Pässe waren klasse", schwärmte der Schwede: "Das macht das Toreschießen um einiges leichter." Skrzybski hatte Bernhardssons Treffer (40./51.) mit perfekt getimten Pässen aufgelegt - und lobte postwendend die "Klasse" des Schweden, der "extrem wichtig" sei.
"Es macht großen Spaß, in diesem Team zu spielen", sagte Bernhardsson. "Ich bin sehr stolz auf die Leistungen der Jungs in den vergangenen Wochen." Dieser Stolz bezog sich allerdings beileibe nicht nur auf die Offensive, sondern meinte auch und vor allem das gesteigerte gesamtmanschaftliche Verteidigen der vergangenen Wochen.
"Unsere Verteidiger und Thomas Dähne im Tor haben es defensiv überragend gelöst. Unsere Nadelstiche haben wir dann nach vorne richtig gut ausgespielt."
— Kiels Steven Skrzybski
Denn trotz der fünf Gegentore in den drei jüngsten Partien haben die Kieler einen Weg gefunden, in entscheidenden Momenten auf der Höhe zu sein. Keeper Thomas Dähne, von Augsburgs Trainer Jess Thorup nach mehreren starken Paraden als "Spieler des Spiels" geadelt, macht eine verbesserte Balance aus: "Wir stehen defensiv gut, gewinnen in den richtigen Momenten die Bälle und nutzen vorne unsere Möglichkeiten."
Eine Wahrnehmung, die Doppel-Vorbereiter Skrzybski teilt: "Unsere Verteidiger und Thomas Dähne im Tor haben es heute defensiv überragend gelöst. Unsere Nadelstiche haben wir dann nach vorne richtig gut ausgespielt." Eine Formel, die die "Störche" in den verbleibenden zwei Partien tatsächlich noch in die Relegation führen könnte.
Sorgen um Shuto Machino
Doch einen kleinen Wermutstropfen gab es am Sonntag: Top-Torjäger Shuto Machino (elf Treffer), der das 1:0 nach einem Foul an Bernhardsson per Elfmeter (25.) erzielt hatte, musste später verletzt raus und war nach Abpfiff auf Krücken unterwegs. Er sei "umgeknickt", sagte Coach Rapp, der aber auch noch "nichts Genaues" sagen konnte.
Und doch geht die KSV mit Rückenwind in den Schlussspurt. Euphorisch aber äußerte sich Rapp deshalb nicht: Für ihn sei wichtig, dass sein Team "ein ordentliches Niveau" habe, erklärte der 46-Jährige. Immerhin das ließ er sich noch entlocken: "Wir fahren glücklich nach Hause, wissen aber, dass wir noch etwas vor uns haben."
Im besten Fall zwei Endspiele für die Relegation
Konkret: das letzte Heimspiel der Saison gegen den SC Freiburg am kommenden Sonnabend (15.30 Uhr, im NDR Livecenter) sowie die Auswärtspartie bei Borussia Dortmund am letzten Spieltag (17. Mai, 15.30 Uhr).
Im besten Fall sind es zwei Endspiele, um die Relegation doch noch zu erreichen. Alleine darauf hatten an jenem Nachmittag vor rund drei Wochen, als sich so vieles nach Abstieg anfühlte, wohl selbst die kühnsten Kieler Optimisten nicht zu hoffen gewagt.
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Sportclub | 04.05.2025 | 22:50 Uhr