Mädchenmannschaft des DJK TUSA beim Training

WDR-Sport Schleichender Tod für Sportvereine: Mehr Mitglieder, weniger Ehrenamt

Stand: 13.05.2025 20:21 Uhr

Der Düsseldorfer Sportverein DJK TUSA 06 hat so viele Mitglieder wie noch nie, doch es fehlt an Ehrennamtlern, die mithelfen.

Zehn Mädchen trainieren in den knallroten Trikots des DJK TUSA 06 auf dem Kunstrasenplatz in Düsseldorf-Flehe. Dribbeln, Schusstraining, Kleingruppenspiele. Trainingsalltag hier auf dem Sportplatz. Das Gelände ist riesig. Drei Fußballplätze, eine Volleyballanlage und das Vereinsheim.

Mittendrin: Frank Heemsoth. Seit sechs Jahren ist er im DJK TUSA 06. Der Verein ist in den letzten Jahren ordentlich gewachsen. "Wir waren vor Corona 1700 Mitgliedern jetzt sind wir bei rund 2200. Da sind wir wirklich ganz zufrieden und nicht zwingend auf Mitgliederfang aus", erzählt er und lacht dabei. Acht verschiedene Sportarten bietet der Verein inzwischen an.

"Ohne Ehrenamt ist so ein Verein tot"

Frank Heemsoth, stellvertrendender geschäftsführer des DJK TUSA 06

Frank Heemsoth, stellvertrendender Geschäftsführer des DJK TUSA 06

Am beliebtesten ist hier Fußball. 35 Mannschaften hat der Verein inzwischen. Das ist nur möglich, weil über 300 Ehrenamtler überall mit anpacken. "Ohne Ehrenamtler funktioniert kein Verein! Wie soll man das stemmen? Wir brauchen Menschen aus der Gesellschaft, die sich engagieren wollen, um alles am Laufen zu halten. Ohne die würde es kein Training geben."

Ohne Ehrenamt ist so ein Verein tot.

Frank Heemsoth, stellvertrendender Geschäftsführer DJK TUSA 06

Auch Frank Heemsoth arbeitet hier ehrenamtlich und kümmert sich stellvertretend um die Geschäftsführung. 14 Stunden steckt er jede Woche in diese freiwillige Arbeit. Während die Mitglieder immer mehr werden, fehlt es an Ehrenamtlern, die mit anpacken. Training, Organisation, Buchhaltung, Anlage pflegen. Das alles machen hier Freiwillige. Nur die Geschäftsführung ist hier hauptamtlich beschäftigt. Zu wenig, findet Frank Heemsoth.

Es fehlt besonders in der Verwaltung

Trainer Christian Marx

Trainer Christian Marx ist vier mal pro Woche beim DJK TUSA 06

Ein paar Meter weiter befindet sich das Vereinsheim. Unter blauen Sonnenschirmen sitzen Eltern zusammen, essen und trinken, lachen, unterhalten sich. Trainer Christian Marx ist mindestsens drei bis vier Mal die Woche hier auf dem Platz. Obwohl das Ehrenamt viel Arbeit ist, liebt er seine Aufgabe. "Mich hat dann doch die Leidenschaft gepackt und es macht ja auch Spaß mit den Kindern zu arbeiten, zu sehen wie die sich entwickeln", erzählt er und in seinen Augen blitzt die Begeisterung für den Ort, die Menschen und die Arbeit hier.

Doch auch er spürt, dass es mehr Freiwillige braucht. "Wir hatten lange keine Fußballabteilungsleitung. Theoretisch hätten wir in der Zeit kein Fußball mehr spielen können, wenn die Leute aus dem Vorstand sich nicht bereiterklärt hätten, das über Jahre kommissarisch zu übernehmen." 

Oft übernimmt hier ein Ehrenamtler gleich mehrere Funktionen. Die Arbeit konzentriert sich auf zu wenige Köpfe, die dann immer wieder an ihre Belastungsgrenze stoßen. Während Trainer noch verhältnismäßig leicht zu finden sind, wird es vor allem in der Verwaltung schwierig. Passwesen und Buchhaltung sind Aufgaben, die kaum einer gerne übernimmt. Ohne geht es aber auch hier nicht.

Situation spitzt sich bundesweit zu

So wie dem DJK TUSA 06 in Düsseldorf geht es immer mehr Vereinen. Viele Sportvereine verzeichnen in den letzten Jahren mehr Mitglieder, doch die Zahl der Ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer stagniert. Rund zwei Millionen Menschen engagieren sich in Deutschland ehrenamtlich in einem Sportverein.

Der Sportentwicklungsbericht des Bundesinstituts für Sport zeigt, dass der Mangel an Ehrenamtlern und Ehrenamtlerinnen inzwischen so groß ist, dass er für 17,5 Prozent der Vereine sogar existenzbedrohend ist. Besonders stark ist der Rückgang bei den jungen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Auch Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter werden immer weniger.

Wir können viel durch die Elternschaft auffangen, aber das reicht nicht.

Frank Heemsoth, stellvertrendender Geschäftsführer DJK TUSA 06

Kreative Lösungen sind gefragt

Plakat mit Aufruf zum Ehrenamt

Mit Plakaten versuchen die Mitglieder des DJK TUSA 06 neue Helfer zu finden

Beim DJK TUSA 06 versuchen sie ganz offensiv neue Ehrenamtler zu gewinnen. Mit großen Plakaten und Anzeigen in den sozialen Netzwerken versuchen sie auch Menschen außerhalb des Vereins für ein Ehrenamt zu gewinnen. Inzwischen haben sie sogar eine eigene Website für die Vermittlung von freiwilligen Helfern an den Start gebracht. Nur mit der Hilfe der Ehrenamtler kann der DJK TUSA 06 in Düsseldorf Menschen eine sportliche Heimat geben.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Sportentwicklungsbericht 2023-2025 des Bundesinstitut für Sportwissenschaft

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