Dang Qiu erreichte als erster europäischer Spieler das Finale eines WTT-Champions-Turniers.

Vor der Einzel-WM in Prag Dang Qiu - ein Tischtennis-Verrückter im positiven Sinne

Stand: 13.05.2025 12:57 Uhr

Bei der Tischtennis-WM in Doha geht Dang Qiu im Einzel und im Männer-Doppel an den Start. Beim Düsseldorfer Weltranglisten-10. dreht sich im Leben alles um Tischtennis - aus gutem Grund.

Eine andere Sportart als Tischtennis ist für Dang Qiu kaum vorstellbar. Der 28-Jährige, der seit Juli 2021 für Deutschlands erfolgreichsten Tischtennisverein Borussia Düsseldorf startet, stammt aus einer Tischtennisfamilie.

Tischtennis liegt Qiu im Blut

Qius Eltern kamen Ende der achtziger Jahre nach Deutschland. Vater Qin Jianxin und auch Mutter Chen Hong spielten beide für die chinesische Nationalmannschaft und in der Bundesliga. Nach seiner aktiven Karriere arbeitet Vater Qin Jianxin als Trainer weiter und führte Frickenhausen 2006 und 2007 zu zwei Meistertiteln.

Damals war Qiu zehn Jahre alt. "Als Kind wird man von den Eltern stark beeinflusst. Wenn man dann so viel davon sieht und mit zu den Spielen fährt, dann findet man es irgendwann auch selbst cool", erinnert er sich. Auch sein anderthalb Jahre älterer Bruder Liang spielt Tischtennis, aktuell für den SV Union Velbert in der 2. Bundesliga.

Qiu ist kaum zu bremsen

"Er lebt Tischtennis, vielleicht ab und zu sogar zu viel", sagt sein Vereinstrainer Danny Heister über ihn, der ihn ab und zu ausbremsen muss. "Manchmal muss ich ihm sagen: Denk zwei Stunden mal nicht daran und lass los." Was Dang Qiu sehr schwer fällt. "Als Sportler kennt er seine Ziele und weiß, welcher Weg zu ihnen führt", sagt Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf über Qiu. Und diese Ziele verfolgt die aktuelle Nummer 10 der Welt sehr akribisch und fokussiert.

Qiu wurde in Nürtlingen geboren und wuchs im Schwabenland auf. Er durchlief die Nachwuchsförderung des Deutschen Tischtennis-Bunds (DTTB), wurde Baden-Württembergischer Landesmeister, deutscher Schülermeister und EM-Zweiter der U21.

Dang Qiu - "Ich freue mich wo ich bin"

Nach seinem Abitur 2015 setzte er alles auf eine Karte und zog alleine nach Düsseldorf, um Tischtennis-Profi zu werden. Sieben Jahre später schaffte er den internationalen Durchbruch: 2022 wurde Qiu Einzel-Europameister und mit der Mannschaft Vize-Weltmeister.

Inzwischen kann Qiu auf eine beachtliche Anzahl von Erfolgen schauen: Er ist Deutscher Einzelmeister, Mannschaftsmeister mit Borussia Düsseldorf, Mannschafts-Europameister und Mixed-Europameister.

 Dang Qiu ist Europameister 2022

Dang Qiu ist Europameister 2022

Der Rechtshänder ist nicht nur der erste in Deutschland geborene Penholderspieler - bei dieser Technik wird der Tischtennisschläger wie ein Stift in der Hand gehalten - sondern auch der beste der Welt. Ursprünglich hatte er mit der Shakehand-Haltung begonnen, wechselte aber auf Empfehlung seines Vaters die Technik. Dem war aufgefallen, dass die Rückhand seines Sohnes nicht so kraftvoll war.

Bei der WM im Einzel und im Herren-Doppel am Start

Für die Einzel-WM vom 17.–25. Mai in Doha sieht sich Qiu gut vorbereitet, eine konkrete Zielsetzung mag er allerdings nicht formulieren, was auch am Abschneiden bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr in Paris liegen mag. Die Enttäuschung ist Qiu noch immer anzumerken.

"Ich habe sehr viel investiert im Jahr 2024 mit Turnieren und auch sehr gute Ergebnisse gehabt. In Paris habe ich dann im Einzel extrem unglücklich ganz knapp verloren." Kein Grund zum Aufgeben, sondern zusätzliche Motivation für die Nummer 10 der Welt: "Wer den längeren Atem hat oder wer durchhält und sich weiter quält, der wird belohnt. Es war hart, aber es geht immer weiter."

Timo Boll und Dang Qiu in Paris 2024

Timo Boll und Dang Qiu in Paris 2024

Bei der WM in Doha tritt Dang Qiu im Einzel und gemeinsam mit Benedikt Duda im Herren-Doppel an. Er wird seinen Weg gehen, ist sich sein Vereinskollege Timo Boll sicher. "Dang lebt Tischtennis von morgens bis abends. Er guckt jedes Spiel, auch wenn er ein Turnier mal nicht spielt oder selbst trainiert. Er ist ein harter Arbeiter, hat im Laufe der Jahre ein gutes Gefühl dafür entwickelt, was er zu spielen hat. Er ist ein Tischtennis-Verrückter." Oder, wie Boll über Qiu gerne sagt: "Ein Tischtennis-Wahnsinniger im positiven Sinne."

Unsere Quellen:

  • Homepage Borussia Düsseldorf
  • Homepage Tischtennis.de
  • WDR-Reporter