Die Fußball-Frauen des SC Fortuna Köln

WDR-Sport Benachteiligung des Frauenfußballs: Protest in NRW und Lösungsansätze gefordert

Stand: 10.06.2023 14:36 Uhr

In der Frauen-Regionalliga West haben die Teams für mehr Gleichbehandlung zwischen Frauen und Männern demonstriert. Beispiele für Benachteiligungen gibt es derweil viele.

Von Michael Buchartz

Am letzten Spieltag der Regionalliga West im Frauenfußball formierten sich die Teams: In den ersten 60 Sekunden nach dem jeweiligen Anpfiff verharrten die Spielerinnen bei fast allen Partien auf der Stelle und ließen den Ball ruhen. Der Grund: Die Spielerinnen kritisieren Benachteiligungen der Frauenmannschaften auf allen Ebenen des Fußballs.

Zweitliga-Lizenz in Bocholt verweigert

Wie es zu den Forderungen gekommen ist, erklärte Initiatorin Valentina Adames gegenüber dem WDR so: "Der Vorstand in Bocholt, so wurde es mir bei unserem Spiel gegen Bocholt zugetragen, hat eine Einreichung der Zweitliga-Lizenz verweigert." Als Folge dieser Problematik seien Spielerinnen aus Bocholt weg gewechselt. Inzwischen musste Bocholt das Frauenteam aus der Regionalliga zurückziehen. Nach der Partie habe sie erstmals die "Idee eines Protestes aus Solidarität" gehabt.

Männer und Jugend oft mit Vorrang

Die Nachteile seien oftmals gravierend, auch im eigenen Verein bei Fortuna Köln. "Wir haben ein Infrastrukturproblem. Fortuna hat nur einen Kunstrasenplatz, der Zeit für 30 Trainingseinheiten pro Woche bietet. Aber der Klub unterhält 29 Mannschaften", erklärte Adames. Ihre Kritik am Vorstand: Die Frauenmannschaft des Klubs werde dann hintenan gestellt - hinter die Interessen der Herren und teilweise auch Jugendmannschaften.

So habe der Klub eine kurzfristige Lösung für das Platzproblem mit zwei möglichen Einheiten in Bocklemünd gefunden. Adames erläutert: "Für den Vorstand war direkt klar, dass die Frauen die relativ weite Anreise inklusive Transport aller Materialien antreten. Warum nicht zumindest einmal ein Herrenteam?" Der Vorstand hat sich bisher nicht auf eine entsprechende WDR-Anfrage geäußert.

Kein Problem beim VfL Bochum

Es gibt allerdings Vereine, bei denen diese Problematik nicht auftritt. Zum Beispiel beim VfL Bochum, Mitkonkurrent der Fortuna in der Regionalliga West. Der Klub erläuterte auf WDR-Anfrage: "Die Frauen- und Mädchenmannschaften trainieren in klaren Zeitfenstern bis zu dreimal pro Woche. Zu den vorgesehenen Spielfeldern gehören unter anderem auch Trainingsplätze des Lizenzspielerkaders der Männer sowie des Nachwuchsleistungszentrums."

Vom Hintergrund des Protestes wusste man zudem beim VfL wohl nichts - man habe einfach der Bitte von Fortuna Köln entsprochen. Der VfL gab an: "Für die erste Frauenmannschaft war es nicht ersichtlich, dass es sich um einen konzertierten Protest handelt."

Adames: "Warum das Pokalfinale nicht in Köln spielen?!"

Adames nimmt letztlich jedoch nicht nur Vereine mit Missständen in die Pflicht. Verbände und Medien sollen zugänglicher für den Frauenfußball werden. So nennt sie ein Beispiel aus dem Verband Mittelrhein: "Wir spielen seit Jahren das Finale des Pokals, der immerhin zur Teilnahme am DFB-Pokal berechtigt, im kleinen Ort Arnoldsweiler. Die Organisatoren dort machen das toll, aber der Spielort ist ohne jegliche infrastrukturelle Anbindung. Warum nicht in einem anderen Ort mit guter Anbindung?" Der Fußballverband Mittelrhein ließ ebenfalls eine WDR-Anfrage zum Thema bislang unbeantwortet.

Das Endspiel gewann Fortuna übrigens am Donnerstag gegen den SC West Köln mit 2:0 und qualifizierte sich damit für den DFB-Pokal. Auch Arminia Bielefeld darf im deutschlandweiten Pokal mitspielen, die Arminia holte den Titel in Westfalen.

Gespräche über Lösungen gefordert

Man könnte auch das Konzept des großen DFB-Pokales in kleinerem Maßstab anwenden: "Das ist immer ein großes Fest beim Finale am Kölner Stadion. Vielleicht ist das in kleinerem Maßstab beim Landespokal möglich. Dann kämen mal mehr Leute als nur Angehörige, Freunde und die ganz treuen Fans."

Adames führte aus: "Wir wollen niemandem etwas wegnehmen. Sondern einfach einen faireren Umgang mit dem Frauenfußball. Dafür würden wir es begrüßen, wenn sich alle Beteiligten zusammensetzen und offen darüber diskutieren. Denn Fußball beginnt auch bei den Frauen an der Basis."