Drei Männer mit Arminia Bielefeld-Schal sitzen am Spielfeldrand und betrachten das Spiel

WDR-Sport Arminia: Studie will "Fanfieber" bei Pokalfinale untersuchen

Stand: 14.05.2025 14:21 Uhr

Anspannung, Zittern, Hoffen, Bangen, Jubeln. Ein Fussballspiel bedeutet enormen Stress für das Fanherz. Eine Studie der Universität und der Wissenswerkstatt Bielefeld will das jetzt mithilfe von Smart-Watches untersuchen. 

Von Fynn David Just

Der Anlass ist gut gewählt. Denn "normal" ist hier in in der Stadt gerade gar nichts. Am 24. Mai. spielt der aktuelle Drittligist Arminia Bielefeld im DFB-Pokalfinale in Berlin. Im größten Spiel der Vereinsgeschichte überhaupt.

Arminia: Studie will "Fanfieber" bei Pokalfinale untersuchen

Die Euphorie um den Verein ist bereits seit Wochen in jedem Winkel Ostwestfalens zu spüren, erst recht, seitdem der Club dieses Wochenende auch noch aufgestiegen ist. Die Macher der Studie haben ein Wort für das Gefühl, das viele in der Region umtreibt: Sie sprechen von "Fanfieber".

Anlässlich dieser besonderen Zeiten haben sich die Forschenden die Frage gestellt: "Lässt sich dieses Fanfieber auch anhand von Zahlen messen?" Oder konkreter: "Welche Auswirkungen haben die Emotionen eines Fußballspiels auf die Körper der Fans?"

Ein Fußballspiel lebt von Unsicherheit und Stress

Ein Fußballspiel lebt zunächst einmal von einem Faktor: Unsicherheit. Nämlich, nicht zu wissen, wie das Spiel ausgeht. "Unsicherheit wird häufig negativ gesehen. Im Stadion aber ist das anders, hier ist Unsicherheit positiv. Denn ohne Unsicherheit gibt es keine Spannung in einem Fußballspiel und damit auch nicht die Möglichkeit für große Freude", erklärt Prof. Dr. Christiane Fuchs, Leiterin der Data-Science-Gruppe an der Universität Bielefeld. 

Smart-Watches liefern Daten

Vier Menschen unterhalten sich. Eine Frau zeigt eine Grafik und ein Mann trägt einen Arminia Bielefeld-Schal. Im Hintergrund sieht man das Spiel auf einem Bildschirm.

Die Forscher der Universität Bielefeld wollen das Fußball-Fieber messen

Das Auf und Ab eines Spiels hat messbare Auswirkungen auf einen Körper, davon ist Psychologe und Sportwissenschaftler Prof. Dr. Christian Deutscher überzeugt. Nur leider gibt es noch kein Fieberthermometer, um "Fanfieber" zu messen. Deutscher will stattdessen Daten von Smart-Watches und Fitnesstrackern auswerten, die die Fans der Arminia während des Spiels tragen.

Denn die Tracker messen unter anderem den Stressfaktor anhand von Werten wie der Herzfrequenz und deren Abweichung vom Normalzustand, wie auch das generelle Energielevel einer Person am Tag. "Die Daten erreichen uns minutengenau. Man kann die Werte also sogar mit konkreten Spielereignissen verknüpfen, wie etwa einem Elfmeter oder einer Roten Karte", führt er aus. 

Fans müssen Daten zur Verfügung stellen

Die Fans müssen aktiv ihre Daten zur Verfügung stellen. Voraussetzungen sind: Man sollte als Fan von Arminia das Spiel verfolgen und im Besitz einer Smart-Watch oder eines Fitnesstrackers der Marke "Garmin" sein.

Dann kann man sich für die Studie registrieren. Mitmachen können bis zu 300 Teilnehmende. Die Wissenschaftler hoffen auf eine möglichst große Datengrundlage. 

Studie die erste ihrer Art

Eine Grafik zeigt das Stress-Level und die "Body Battery" von Arminia-Fans im Tagesverlauf an einem Spieltag.

Die Wissenschaftler haben in dieser Grafik veranschaulicht, wie ein Ergebnis aussehen könnte.

Wie ein Ergebnis aussehen könnte, haben die Wissenschaftler in einer Grafik veranschaulicht. Dabei wird angenommen, dass das Spiel nach 90 Minuten entschieden ist. "Sollte es zu einem Elfmeterschießen kommen, erwarten wir sogar, dass der Stressfaktor Extremwerte erreichen dürfte", fügt Prof. Dr. Christian Deutscher hinzu.

Vorangegangene Studien haben beispielsweise schon herausgefunden, dass etwa die Anzahl der Herzinfarkte während des WM Finales "Deutschland gegen Argentinien" im 2024 um rund 1-2 Prozent höher war, als normal. Dazu hatte man Krankenhausdaten untersucht.

Die Idee, Gesundheitsdaten live zum Spielgeschehen zu tracken, ist neu und stellt eine sogenannte "Proof of Concept-Studie" dar. Bedeutet: Sollten die Daten aufschlussreich sein, könnte das Konzept in Zukunft auch bei anderen Fußballspielen näher untersucht werden.

Mit Potential: Nicht gemessen wird nämlich, wer das größere Fanherz hat - Die Fans vom DFB-Pokalgegner VfB Stuttgart sind nicht Teil der Studie. Das Fanzherz und andere Fragen mit Daten zu untersuchen dürfte also sicherlich den ein oder anderen Fan interessieren.

Unsere Quellen:

  • Wissenswerkstatt Bielefeld
  • Universität Bielefeld
  • Prof. Dr. Christian Deutscher
  • WDR-Reporter vor Ort