
Studiobesuch bei SWR Sport VfB-Stürmer Ermedin Demirović: "Kann mir das Gelaber nicht mehr geben"
Ermedin Demirović erlebt beim VfB Stuttgart alle Höhen und Tiefen. In der Sendung SWR Sport spricht er über eigene Erwartungen, Umgang mit sozialen Medien und das Highlight DFB-Pokal-Finale.
Ermedin Demirović kommt im vergangenen Sommer für 20 Millionen Euro zum VfB Stuttgart. Er soll den abgewanderten 28-Tore-Mann Serhou Guirassy ersetzen - man könnte sich vorstellen, ziemlich viel Druck für den bosnischen Nationalstürmer. Für den Millionenneuzugang jedoch zunächst keine Bürde. "Ich habe mir eigentlich keinen Druck gemacht am Anfang", sagt er am Sonntagabend in der Sendung SWR Sport. "Klar ist Serhou ein überragender Spieler. Und klar ist auch, dass jeder VfB-Fan erwartet, dass da jemand die Lücke stopft und 28 Tore macht. Das ist aber nicht einfach, 28 oder 20 Tore zu machen."
Und das Debüt beim neuen Verein hätte für Demirović nicht besser laufen können: Im ersten Saisonspiel gegen den SC Freiburg sorgt der Neuzugang nach 86 Sekunden mit einem Seitfallzieher für einen Traumstart und beschert den Stuttgartern ihr erstes Saisontor. Der VfB verliert mit 1:3, aber für Demirović läuft es. In den ersten sechs Liga-Partien macht er fünf Tore - wer war nochmal Serhou Guirassy?
Demirović: Als Stürmer muss ich mit Kritik umgehen
Doch plötzlich läuft es nicht mehr beim Bosnier. Die Dreifachbelastung mit Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal ist hoch, die Spiele mit eigenen Treffern werden seltener. In den Sozialen Medien prasselt ziemlich viel auf den 27-Jährigen ein. "Es wäre eine Lüge, wenn ich sagen würde, dass ich es nicht mitbekomme", gibt er zu. Herunterziehen lässt er sich von Kritik und Kommentaren jedoch nicht.
"Wenn ich auf Instagram bin, dann kenne ich die Schattenseiten", so Demirović. "Ehrlich gesagt, kann ich mir das Gelaber und das Geschreibe nicht mehr geben. Für die einen bin ich ein Flop, für die anderen bin ich gut." Das sei das Leben als Stürmer, damit komme er klar. Er habe mit der Zeit gelernt, mit negativen Kommentaren umzugehen. "Ich bin mein größter Kritiker, mein Job ist es, Tore zu machen. Ich versuche, der Gleiche und am Boden zu bleiben und nicht zu viel an mich heranzulassen."
Demirović zwischenzeitlich nur Stürmer Nummer drei
Hinter Nick Woltemade und Deniz Undav ist er zwischenzeitlich nur die Nummer drei im Sturm der Schwaben. Und das, obwohl er mit 13 Treffern immerhin der beste Bundesliga-Torschütze des VfB in der laufenden Spielzeit ist. "Tore machen" sei für ihn als Stürmer das beste Argument, um wieder in die Startelf zu rücken. "Ich versuche Gas zu geben und der Mannschaft zu helfen", fasst er seine Aufgaben zusammen. "Die Chancen, die ich habe, muss ich nutzen, um mehr Druck aufzubauen."
Beim knappen 1:0-Sieg des VfB beim FC St. Pauli wird Demirović zwar erst in der 74. Minute eingewechselt, legt dann aber beim einzigen Tor des Tages für Torschütze Woltemade auf - sein zweiter Bundesliga-Assist im Trikot der Schwaben. "Wir sind alle gut miteinander, es harmoniert - egal, wer mit wem spielt", sagt Demirović. "Der Trainer hat die Qual der Wahl. Neben dem Platz passt es, auf dem Platz passt es."
Vorfreude auf großes Highlight DFB-Pokalfinale
Und mit dieser Harmonie will Demirović mit seinen Sturmkollegen in das große Highlight der Saison gehen: das DFB-Pokalfinale am 24. Mai gegen Drittligist Arminia Bielefeld. Der 27-Jährige ist der einzige Spieler im VfB-Team, der bereits Finalerfahrung hat. 2022 verlor er mit dem SC Freiburg im Endspiel gegen Leipzig - hat aber dennoch gute Erinnerungen an das Erlebnis. "Ich kann nicht in Worte fassen, wie krass das damals war - nach dem Spiel, während dem Spiel, vor dem Spiel."
Er könne nicht beschreiben, wie groß das bevorstehende Endspiel für ihn und für den ganzen Verein VfB Stuttgart sein werde. Vor dem Pokalfinale stehen jedoch noch zwei Bundesligapartien an. Für diese gibt Demirović vor: "Die Liga ist für uns wichtig. Wir müssen klar bleiben und die letzten beiden Spiele zu Ende spielen. Und dann können wir uns auf das Bonusspiel in Berlin freuen."
Sendung am So., 4.5.2025 22:05 Uhr, SWR Sport, SWR