Judoka Anna-Maria Wagner bei den World Judo Championships Abu Dhabi 2024

Bildband zum Ende der Karriere Interview mit Judoka Anna-Maria Wagner: "Die große Reise geht zu Ende"

Stand: 04.05.2025 08:01 Uhr

Deutschlands Judo-Ass Anna-Maria Wagner aus Ravensburg wird ihre Karriere in diesem Jahr beenden. Im Interview erzählt sie, warum sie aufhört und zum Abschied einen Bildband veröffentlicht.

Die zweifache Judo-Weltmeisterin und Fahnenträgerin bei den Olympischen Spielen in Paris, Anna-Maria Wagner aus Ravensburg, wird nach der Saison 2025 ihre Karriere beenden. Zum Abschied veröffentlicht sie einen mehr als 300 Seiten starken Bildband über die letzten zwei Jahre ihrer sportlichen Karriere auf dem Weg nach Paris. Damit will sie ihren Fans Einblick geben in ihr sportliches Leben. Hier Auszüge aus einem Interview mit ihr zum Nachlesen, das ganze Gespräch hören Sie oben.

SWR Aktuell: Anna-Maria-Wagner, Sie wollen Ihre Karriere mit 28 Jahren beenden. Warum?

Anna-Maria Wagner: Ja, ich habe beschlossen, dass die die große Reise langsam zu Ende geht. Ausschlaggebend waren viele kleine Gründe beziehungsweise eher ein Gefühl. Nach den Olympischen Spielen, als ich zurück auf der Matte war, fühlte sich das nicht mehr so an wie davor. Der Kopf, der Körper sehnt sich nach Veränderung. Ich bin nicht mehr bereit, alles dem Sport zu opfern. Was aber super wichtig ist, wenn man an der Spitze mithalten will.

Sportliche Karriere von Anna-Maria Wagner
Anna-Maria Wagner, geboren 1996 in Weingarten, tritt als Judoka in der Gewichtsklasse bis 78 Kilogramm an, dem Halbschwergewicht. Ihr erster Verein war der KJC Ravensburg, wo sie im Judo ausgebildet wurde. 2012 kam sie in ein Sportinternat in Stuttgart, anschließend ging sie als Sportsoldatin zur Bundeswehr. Seit 2016 studiert sie Hotel- und Tourismusmanagement an der SRH Fernhochschule Riedlingen. In der Bundesliga tritt sie seit 2013 für die TSG Backnang an. Sie trägt den 5. Dan. Ihre größten Erfolge im Sport: 2017 und 2018 gewann sie den Titel bei den Deutschen Meisterschaften. 2021 und 2024 wurde sie Judo-Weltmeisterin. 2021 holte sie bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio jeweils Bronze im Einzel und mit der Mannschaft. Bei den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris trug Anna-Maria Wagner gemeinsam mit dem Basketballer Dennis Schröder die deutsche Fahne.

SWR Aktuell: Sie sind Sportsoldatin bei der Bundeswehr, studieren aber auch Hotel- und Tourismusmanagement. Also was kommt nach der Judo-Karriere?

Wagner: Erstmal will ich mein Studium beenden. Und dann wird es wahrscheinlich irgendwann Richtung Hotel gehen. Ich lass mir das noch ein bisschen offen. Es gibt in der Familie ein Hotel. Ich bin da bei Oma und Opa so ein bisschen mit groß geworden und fand das total interessant und cool.

SWR Aktuell: Und wie geht es dann weiter mit der Bundeswehr?

Wagner: Der Bundeswehr bin ich natürlich sehr dankbar für die letzten zehn Jahre. Aber die Zeit wird dann zu Ende sein und ich werde aus der Bundeswehr ausscheiden.

SWR Aktuell: Jetzt haben Sie zum Abschied noch einen Bildband gemacht, der soll in den nächsten Tagen veröffentlicht werden. Worum geht es in dem Buch?

Wagner: Ich mache das mit einer Fotografin zusammen. Die kam vor mehr als zwei Jahren zu mir und hat gefragt, ob sie mich mal fotografieren könnte. Sie mag Kampfsport. Und dann hat sie mich auf dem Weg zu meinen Olympischen Spielen in Paris begleitet. Und bei den Trainingslagern, Wettkämpfen und anderen Projekten von mir sind sehr viele Fotos entstanden. Die sind jetzt alle in dem Bildband zu sehen, etwa 350 Seiten. Das war eine sehr emotionale Reise. Berg- und Talfahrten sind dabei. Bilder sagen mehr als Worte.

SWR Aktuell: Die Olympischen Spiele 2024 in Paris - da durften Sie die deutsche Fahne tragen. Wie haben Sie das erlebt?

Wagner: Das war einfach pure Freude. Ein schönes Gefühl, die Eröffnungsfeier aus der Perspektive zu sehen und mitzuerleben. Das ist ein Moment, der für immer bleibt.

SWR Aktuell: Mit einer Medaille hat es bei den Olympischen Spielen in Paris nicht geklappt. Woran lag das, wenn Sie heute rückblickend den Wettkampf nochmal analysieren?

Wagner: Ich kann mir keinen Vorwurf machen. Ich habe an diesem Tag alles gegeben. Judo ist manchmal eine harte Sportart. Es kann sehr schnell vorbei sein. Ich habe mich leider im zweiten Kampf verletzt. Das hat mich im Nachgang ein paar Prozent gekostet auf der Matte, und die paar Prozent können an so einem Tag auch die Medaille sein. Aber ich habe mich jeden Kampf gestellt. Ich habe in jedem Kampf das Bestmögliche gegeben, alles, was in mir gesteckt hat. Deshalb kann ich auf jeden Fall trotzdem stolz darauf zurückblicken.

Ich habe in jedem Kampf das Bestmögliche gegeben. Anna-Maria Wagner, Judoka

SWR Aktuell: Der Bildband, mit dem Sie ihren Fans einen Blick hinter die Kulissen des Leistungssports erlauben, dient auch einem guten Zweck?

Wagner: Ja, zehn Euro pro Buch werden gespendet. Das Geld geht an die Initiative "Home of Athlets" in einen Topf für Nachwuchsathleten, denen damit psychologische Betreuung ermöglicht wird. Das ist für mich auch so ein Herzensthema, dieser Fokus auf die psychische Gesundheit von Sportlern.

Sendung am Sa., 3.5.2025 10:30 Uhr, SWR4 BW Studio Friedrichshafen

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