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Fußball-Bundesliga Vier Gründe für Union Berlins gelungenen Saisonstart

Stand: 29.08.2023 06:05 Uhr

Nach zwei 4:1-Siegen an den ersten beiden Spieltagen der Bundesliga-Saison 2023/24 grüßt der 1. FC Union Berlin von der Tabellenspitze. Vier Gründe für den überzeugenden Auftakt der Köpenicker. Von Anton Fahl

1. Union ist torhungriger denn je

In der zurückliegenden Spielzeit erzielte der 1. FC Union Berlin in zwei seiner wettbewerbsübergreifend 48 Partien vier oder mehr Tore (6:1 beim FC Schalke 04, 4:2 gegen den SC Freiburg). In die frische Bundesliga-Saison starteten die Eisernen mit zwei 4:1-Erfolgen. Am vergangenen Wochenende, beim Auswärtssieg in Darmstadt, jubelten die Eisernen sogar trotz eines frühzeitigen Platzverweises für Brenden Aaronson und eines zwischenzeitlichen Ausgleichs durch die Hessener Hausherren. Außerdem bemerkenswert: drei der vier Köpenicker Treffer am Böllenfalltor fielen nach Standardsituationen.

Union-Stürmer Kevin Behrens (imago images/Eibner)
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2. Kevin Behrens' starke letzte Saison war eher kein positiver Ausreißer

Ein Angreifer personifiziert den Unioner Torhunger derzeit wie kein zweiter: Kevin Behrens. Insbesondere in der Rückrunde der abgelaufenen Spielzeit 2022/23 wusste Behrens zu überzeugen, indem er fünf seiner acht Bundesliga-Tore in der zweiten Saisonhälfte erzielte. Nach gerade einmal zwei Spieltagen der neuen Runde steht der Stürmer nun bereits bei vier Treffern – ligaweit kann da bislang nur Jonas Wind vom VfL Wolfsburg mithalten, der schon ebenso häufig eingenetzt hat.

3. Eiserne Effizienz

An den ersten beiden Spieltagen stellte die Mannschaft von Cheftrainer Urs Fischer einmal mehr ihre außergewöhnliche Effizienz unter Beweis. Die Unioner brauchen weder viel Ballbesitz noch besonders viele Torchancen, um erfolgreich zu sein. Sowohl gegen Mainz (46 Prozent Ballbesitz) als auch in Darmstadt (26! Prozent) hatte der FCU (deutlich) geringere Spielanteile als sein Gegner. Auch in puncto Torabschlüsse waren die beiden Partien ausgeglichener als es das Endergebnis jeweils vermuten ließe: Mainz schoss an der Alten Försterei zehn Mal auf den Köpenicker Kasten, traf aber nur ein Mal in die Maschen. Darmstadt feuerte sogar ganze 21 Schüsse ab.
 
Gemessen an der statistischen Kategorie der "Expected Goals", den (wahrscheinlich) zu erwartenden Torerfolgen einer Mannschaft, hätten die Unioner keines ihrer beiden Bundesliga-Spiele gewinnen dürfen: Gegen den 1. FSV Mainz 05 stand es nach 90 Minuten in Sachen "xGoals" aus Sicht der Berliner 1,74 zu 2,14 – gegen den SV Darmstadt 1,69 zu 2,29.
 
Die Unioner demonstrieren dieser Tage einmal mehr, dass Erhebungen wie diese manchmal nichts weiter als statistische Spielereien sind.

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4. Die Tiefe des Kaders ist bemerkenswert

Sheraldo Becker – Unions Top-Scorer und Shooting-Star der Vorsaison (elf Tore und sieben Assists allein in der Liga) – wurde in den zurückliegenden Wochen immer wieder mit einem Wechsel ins Ausland in Verbindung gebracht. Becker steht zwar nach wie vor bei den Köpenickern unter Vertrag, kam an den ersten beiden Spieltagen aber dennoch 'nur' als Edeljoker von der Bank. Umso höher sind die bisherigen Leistungen des FCU einzuordnen. Hinzu kommt, dass auch Mittelfeldspieler Rani Khedira, der in der jüngeren Vergangenheit zu den absoluten Leistungsträgern zählte, verletzungsbedingt in der neuen Saison noch nicht in der Bundesliga zum Einsatz kam. Ebenbürtig ersetzt wurde Khedira von Neuzugang Alex Kral. Auch die nächsten (drohenden) Ausfälle dürfte das Team - der Tiefe des Kaders sei Dank - ohne Leistungseinbußen auffangen.
 
Und dann wäre da noch Rekordtransfer und Nationalspieler Robin Gosens. Fakt ist: Der 29-jährige Bundesliga-Debütant brauchte keinerlei Anlauf- oder Eingewöhnungszeit. In Darmstadt beorderte FCU-Coach Fischer den linken Flügelspieler an Stelle des immer wieder stark aufspielenden Jerome Roussillon erstmals in die Startformation. Und siehe da: Gosens dankte in Form eines Doppelpacks. Auf dem rechten Flügel ersetzte Josip Juranovic den Kapitän Christopher Trimmel – und bereitete zwei der vier Treffer vor.
 
Über die gelungene Rotation, auf die es für den FCU gerade auch dann ankommen wird, wenn im September die Gruppenphase der Champions League beginnt, sagte Fischer trocken: "Wenn man vier solch tolle Schienenspieler hat, kann man das machen", so der Schweizer. "Wir sind nach wie vor daran, uns in die Spielzeit reinzuarbeiten. Es gilt, eine Formation zu finden, ein Gerüst zu entwickeln, das dann für die ganze Spielzeit helfen sollte. In der Phase bewegen wir uns zur Zeit."