
Berliner und Brandenburger Bundesligisten in Randsportarten Unbekannte Meister: Berliner und Brandenburger Bundesligisten in Randsportarten
So manche Sportart, die in anderen Teilen der Welt die Massen begeistert, fristet in Deutschland ein Schattendasein. Ilja Behnisch stellt fünf Bundesligisten aus Berlin und Brandenburg vor, die nur wenigen bekannt sein dürften.
Floorball
Das Selbstbewusstsein ist auf jeden Fall erstklassig. "Der schnellste Club der Stadt", schreiben die Berlin Rockets auf ihrer Homepage [berlinrockets.de] über sich selbst. Berlins erster Floorballverein sind sie auf jeden Fall, auch wenn man sich bei der Gründung 1994 noch in die Sportgruppe des Bezirksamtes Tempelhof eingliederte, der SG BAT. 2019 dann erfolgte die Neugründung unter dem bis heute gültigen Namen. In 18 unterschiedlichen Teams ist man heuer unterwegs, die erste Herren spielen in der Bundesliga und scheiterten zuletzt knapp im Viertelfinale der Playoffs.
Und wer sich jetzt fragt, was Floorball überhaupt ist, dem sei gesagt: eine Mischung aus Eishockey und Hallenhockey. Übrigens auch zu bestaunen beim SC Potsdam, dessen Frauen in der Regionalliga aktiv sind und dessen Männer erst vor wenigen Wochen in die 1. Floorball-Bundesliga aufgestiegen sind.
Speedway
In Polen füllt der Motorrad-Rennsport, der im Oval und auf Kalksandstein oder Granulat ausgeübt wird, riesige Stadien. In Deutschland fristet der Sport ein Schattendasein. Vorbei sind die Zeiten des vierfachen Weltmeisters Egon Müller, der in den 70er und 80er Jahren insgesamt 785 Rennsiege einfuhr und vom damaligen Bundespräsidenten Walter Scheel mit dem Silbernen Lorbeerblatt geehrt wurde. Eine Bundesliga gibt es dennoch. Auch wenn sie aktuell nur aus drei Teams besteht. Eines davon: die MSC Wölfe aus Wittstock, die zuletzt in der zweiten polnischen Liga unterwegs waren und sich nun zur Teilnahme bereiterklärten, auch weil vermehrt auf deutsche Piloten gesetzt werden soll. Gefahren wird in der Saison 2025 im Modus "Jeder gegen jeden". Los geht’s für die Wittstocker am 17. Mai gegen den MC Güstrow Torrows.
Rugby
In Australien, Neuseeland, Südafrika ist Rugby absoluter Volkssport. Aber auch in Italien, Argentinien, Großbritannien oder Frankreich ist der Sport, der 1823 während eines Fußballspiels entstanden sein soll, eine große Nummer. Deutschland hingegen zeigt sich wenig interessiert für das Spiel mit dem Ball in Form eines verlängerten Rotationsellipsoids (!). Dabei gäbe es vor allem in Berlin mindestens mal drei gute Gründe, diese von Gentlemen gespielte Raufbold-Sportart (englische Redensart) zu goutieren: den Berliner Sport Verein, den Rugby Klub 03 Berlin und den Berliner Rugby Club.
Zwar ist der absolute Erfolg noch überschaubar. 15 der letzten 16 deutschen Meisterschaften gingen entweder nach Heidelberg oder Frankfurt; die letzte Endspielteilnahme eines Berliner Klubs datiert aus dem Jahr 1989. Aber wie heißt es so schön unter ehrenhaften Menschen: Dabei sein ist alles. Und drei Mal dabei ist immerhin keine weitere Stadt in Deutschland.

Cricket
Noch so eine Ballsportart, die in Teilen der Welt (Indien, Pakistan, England, Australien, Südafrika) zum Straßenfeger taugt, sobald große Turniere anstehen und die in Deutschland nur Eingeweihte begeistert. Der Unterschied zum Rugby: Im Cricket taugt Berlin als Pflaster für Erfolgsfans. Der Sports & Social Club Berlin nennt sich der mit insgesamt elf Titeln erfolgreichste deutsche Verein. Gefolgt vom Stragglers CC Berlin (drei Meisterschaften) und dem Berlin Cricket Club (zwei). 2023 triumphierte in der Bundesliga der BSC Rehberge, der allerdings nach der Auflösung des DSSC Berlin (Der Sports & Social Club) als dessen Nachfolger angesehen wird. In der am 10. Mai startenden Bundesliga-Saison 2025 ist zudem noch Britannia Berlin vertreten. Die Spielzeit endet am 24. August. Könnte gerade so genügen, die für Neulinge häufig etwas komplex wirkenden Regeln zu verstehen.
Squash
Anders als Cricket und Rugby hatte Squash seinen kleinen, deutschen Boom. Anfang der 90er Jahre gab es mehr als 1.000 Anlagen in ganz Deutschland. Doch dann ebbte die Begeisterung ab. Dabei hätte man mit dem gebürtigen Würzburger Simon Rösner durchaus einen Ausnahme-Könner gehabt. Doch Rösner, der es als einziger Deutscher jemals unter die besten Fünf der Weltrangliste schaffte und als einer der besten Europäer im Squash aller Zeiten gilt, beendete seine internationale Karriere 2020, ohne dass er eine Begeisterung auslöste wie einst Boris Becker oder Steffi Graf im Tennis. Dabei sind die Squash-Turniere der Welt-Tour, vor allem in den populären Regionen wie Ägypten oder Großbritannien, große TV-Events.
Und auch die Bundesliga hat Top-Niveau. So ist der Seriensieger Paderborner SC, für den auch Rösner aktiv war, mehrfacher Europapokal-Sieger. Der aktuell einzige Berliner Vertreter, Airport Squash Berlin, ist von solchen Erfolgen noch ein Stück entfernt. Für die vom 29. bis 31. Mai stattfindende Endrunde um die deutsche Meisterschaft hat man sich nicht qualifiziert. Mit Platz vier in der Staffel Nord aber ein durchaus achtbares Ergebnis erzielt in der Hauptrunde.
Sendung: rbb24, 02.05.2025, 22 Uhr