Archivbild: Siegfried Kirschen im Portrait bei einer Veranstaltung. Bild: picture alliance/dpa | Soeren Stache

Schiedsrichterlegende Schiedsrichterlegende: Ehemaliger Brandenburger Fußball-Verbandspräsident Kirschen ist tot

Stand: 20.04.2024 12:23 Uhr

Der Ehrenpräsident des Fußball-Landesverbands Brandenburg Siegfried Kirschen ist tot. Wie der FLB am Samstag mitteilte, starb Kirschen am Freitag im Alter von 80 Jahren nach "langer schwerer Krankheit".
 
Kirschen war seit der Gründung des Fußball-Landesverbands Brandenburg 1990 bis 2018 Präsident des FLB und ist somit maßgeblich an der Entwicklung des Brandenburger Fußballs nach der Wende beteiligt gewesen. Zuvor hatte er sich als Schiedsrichter einen Namen gemacht, auch weit über die Grenzen der DDR hinaus.

Schiedsrichter-Einsätze bei Weltmeisterschaften und im Europapokal

Kirschen kam bei zwei Weltmeisterschaften als Schiedsrichter zum Einsatz: 1986 in Mexiko und 1990 in Italien. Er leitete jeweils zwei Partien als Schiedsrichter und wurde darüber hinaus noch insgesamt fünf Mal als Linienrichter eingesetzt. Auch während der Europameisterschaft 1988 in der Bundesrepublik Deutschland leitete Kirschen ein Spiel, zudem kam er 43 Mal im Europapokal zum Einsatz, durfte unter anderem 1987 das Uefa-Cup-Finale pfeifen.

 
In der DDR-Oberliga war der gebürtige Chemnitzer seit 1972 als Schiedsrichter aktiv und leitete über 250 Spiele. Kirschen war studierter Diplom-Psychologe. Neben seiner Schiedsrichtertätigkeit arbeitete er aber als Oberstleutnant bei der Nationalen Volksarmee der DDR. 2006 berichteten mehrere Medien, unter anderem die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", dass Kirschen als Stasi-Spitzel tätig gewesen sein soll, unter dem Decknamen "Friedrich". Kirschen bestritt dies anschließend.

Siegfried Kirschen (links) zeigt als Schiedsrichter einem belgischen Nationalspieler die rote Karte, im Hintergrund stehen mehrere belgische Spieler frustriert. Bild: imago-images/WEREK

WM 1990 in Italine: FIFA-Schiedsrichter Siegfried Kirschen (links) zeigt dem Belgier Eric Gerets (2.v.re.) die rote Karte.

Auch als Funktionär mit Fokus auf die Schiedsrichter

Nach der Wende leitete Kirschen noch zwei Spiele in der Fußball-Bundesliga, in der Saison 1990/91. Gleichzeitig wurde er mit Gründung des FLB dessen Präsident, außerdem Mitglied des Vorstands des Nordostdeutschen Fußballverbands (NOFV). Auch in seiner Funktionärtätigkeit lag ein Fokus Kirschens auf der Schiedsrichter-Arbeit. Beim NOFV leitete er ab 2008 den Schiedsrichterausschuss, für den DFB arbeitete er als Schiedsrichter-Coach in der Bundesliga und als Schiedsrichterbeobachter.
 
Der FLB schreibt in seiner Pressemitteilung zu Kirschens Tod: "Sein unermüdlicher Einsatz für den Fußball und insbesondere dem Schiedsrichterwesen werden unvergessen bleiben." Der derzeitige FLB-Präsident Jens Kaden sagte: "Siegfried Kirschen war eine prägende Persönlichkeit für den Fußball im Land Brandenburg, er war der Baumeister unseres Verbandes und damit auch eine wichtige Säule für den gemeinsamen Sport in Brandenburg." Der Verband sei Kirschen zu großem Dank verpflichtet.

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