Symbolbild: Gemischte Amaterur-Fussballmanschaft. (Quelle: Picture Alliance/Gregor Fischer)

Mögliche Teilnahme an DFB-Pilotprojekt Mögliche Teilnahme an DFB-Pilotprojekt: Wenn Frauen und Männer gemeinsam Fußball spielen

Stand: 18.04.2024 10:37 Uhr

Es wäre ein Meilenstein im Brandenburger Fußball: Ab dem Sommer könnten Männer und Frauen gemeinsam in Amateur-Ligen auf dem Platz stehen, in einem Pilotprojekt. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Der 1. Juli könnte der Beginn einer Revolution im Brandenburger Fußball sein, sofern ab der neuen Saison 2024/25 tatsächlich Frauen in Amateur-Männermannschaften spielen dürfen. Für diese Regeländerung haben sich am Wochenende Vertreter der acht regionalen "Fußballkreise" sowie der Spielausschuss des Fußball-Landesverbands Brandenburg (FLB) einstimmig ausgesprochen, wie der Verband rbb|24 auf Nachfrage mitteilte. Damit ist der Beteiligung an einem Pilotprojekt des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) der Weg geebnet.
 
Der DFB hatte bereits im Juni 2022 den Regional- und Landesverbänden per Beschluss ermöglicht, dass Frauen und Männer gemeinsam auf dem Platz stehen. Die angesetzte Laufzeit der versuchsweisen Neuerung betrug 48 Monate, also noch bis Sommer 2026. Bis dahin würde auch in Brandenburg die zunächst vorübergehende Reform der Spielordnung andauern.
 
Über eine Teilnahme am Pilotprojekt der gemischtgeschlechtlichen Mannschaften wird der Vorstand des FLB im Juni final beraten.
 
Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den möglichen Neuerungen auf den Fußballplätzen.

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Was soll sich ändern?

"Grundsätzlich haben wir das Ziel, dass jede Spielerin, die Fußball spielen möchte, auch die Möglichkeit dazu haben soll", sagt Oliver Giese, zuständig für den Männer-Spielbetrieb beim Fußball-Landesverband Brandenburg. Fußballspielerinnen, die eine entsprechendes Frauenteam in der Umgebung haben, sollen dort auch weiterhin zum Einsatz kommen dürfen. "Aber für Frauen, die diese Möglichkeit nicht haben und die für sich die Entscheidung treffen, in Männermannschaften spielen zu wollen, die sollen diese Möglichkeit auch erhalten", so Giese. Darüber hinaus hätten Spielerinnen, die bereits in Frauenteams aktiv sind, die Möglichkeit, parallel in Männerteams zu spielen.
 
Am Samstag haben die Spielausschussvorsitzenden der acht Fußballkreise gemeinsam mit dem Verbands-Spielausschuss zu diesem Thema beraten und daraufhin beschlossen, die grundlegende Änderung dem Verbandsvorstand vorzuschlagen.
 
U18- und U19-Spielerinnen, die verbandsrechtlich bereits zum Frauenbereich gezählt werden, haben laut Giese bereits seit Oktober 2022 die Möglichkeit, im männlichen A- und B-Juniorenbereich eingesetzt zu werden.

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Was erhofft sich der Verband?

Gerade im dünn besiedelten Flächenland Brandenburg haben Fußballspielerinnen oft einen sehr langen Anfahrtsweg zu Klubs, die eine Frauenabteilung anbieten. Aktuell verfügen überhaupt nur rund 90 von insgesamt etwa 650 gemeldeten Vereinen über eine Frauenmannschaft im Spielbetrieb.
 
Zudem herrschten in den Regionen, die nicht unmittelbar an Berlin angrenzen, oft Mangel an Spielern, sagt Giese. Gemischtgeschlechtliche Teams böten "eine Möglichkeit für Vereine, die Spieltagskader aufzustocken".

In welchen Ligen könnte es gemischte Teams geben?

Sofern sich der Verbandsvorstand entscheidet, dem Vorschlag zu folgen, würde das ab dem 1. Juli 2024 alle Mannschaften betreffen, die in einer dem FLB zugeordneten Spielklasse antreten. Die höchste wäre die sechstklassige Brandenburg-Liga. Darauf folgt die siebtklassige Landesliga Brandenburg, dann die Landesklasse Brandenburg und darunter die Ligen, die den einzelnen Fußballkreisen (etwa Niederlausitz, Uckermark, Südbrandenburg) zugeordnet sind.
 
"Theoretisch wäre es möglich, dass Frauen auch in Mannschaften der Brandenburg-Liga oder in Landesliga-Mannschaften zum Einsatz kommen", so Giese. Allerdings würden mögliche Einsätze auch im Falle einer Regeländerung weiterhin vom Leistungsniveau abhängen, welches nach wie vor der Trainer oder die Trainerin einschätzt. "Aus dem Austausch mit anderen Landesverbänden wissen wir, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass das passieren wird, weil die körperlichen Voraussetzungen einfach andere sind", so Giese.

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Wären gemischtgeschlechtliche Teams verpflichtend?

Nein. Der Verband verweist auf die Autonomie der Vereine. Diese hätten im Falle der Regeländerung weiterhin die freie Entscheidung, ob sie mit gemischtgeschlechtlichen Mannschaften in den Wettbewerb gingen oder nicht. "Da wird es von uns keinen Einfluss geben und kann es auch nicht geben", betont Giese.
 
Auf der anderen Seite entscheiden natürlich die Fußballerinnen selbst, ob sie sich einem Männerteam anschließen oder in einem Frauenteam spielen möchten – sofern eines in der Region vorhanden ist. Spielberechtigungen für Frauen- und Männerteams wären möglich.
 
Fakt sei allerdings, dass den Verband in der Vergangenheit nur wenige, lose Anfragen nach gemischtgeschlechtlichen Teams erreicht hätten. "Die kann man an einer Hand abzählen", sagt Giese.

Wie ist es bei anderen Landesverbänden?

Viele andere Fußballverbände haben gemischtgeschlechtliche Teams bereits vorübergehend zugelassen, unter anderem die Verbände in Hessen, Bayern und Sachsen-Anhalt. Doch nicht nur der Mangel an Frauenmannschaften in ländlichen Regionen dient offenbar als Motiv. So hat sich auch der Fußball-Verband in dem naturgemäß dicht besiedelten Stadtstaat Bremen dem DFB-Pilotprojekt angeschlossen. In Hamburg gilt das neue Konzept bei den Erwachsenen in den Kreisklassen bis einschließlich Kreisliga gar unbefristet.
 
Erwachsenen-Amateurmannschaften des Berliner Fußballverbands (BFV) können aktuell keine gemischten Teams im ordentlichen Spielbetrieb stellen.

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Welche Herausforderungen gibt es?

Es gab laut Giese aus unterschiedlichen Richtungen Bedenken im Vorfeld der Pilot-Einführung in anderen Fußballverbänden. Zum Beispiel: Wie werden die sanitären Anlagen genutzt? An einigen Sportplätzen gibt es keine getrennten Umkleide- oder Duschmöglichkeiten. Die Teammitglieder müssten sich also absprechen oder andere Lösungen finden.
 
Außerdem sei die Frage nach dem sportlichen Niveau gestellt worden. Denn die Mannschaften befinden sich immer noch in einem sportlichen Wettkampf. Müsse es also eine Beschränkung geben, bis zu welcher Spielklasse gemischte Teams zulässig sind? Allerdings zeige sich bei anderen Verbänden bereits – siehe oben – dass sich die Teamzusammensetzung anhand des Leistungsniveaus ergebe.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.04.2024, 16:15 Uhr