Herthas Fabian Reese (r.) im Zweikampf mit einem Spieler des SC Paderborn. (Foto: IMAGO / Beautiful Sports)

Hertha BSC zu Gast beim SC Paderborn Hertha BSC zu Gast beim SC Paderborn: Das Duell der Konjunktiv-Klubs

Stand: 04.04.2024 09:39 Uhr

Hertha BSC ist am Freitagabend beim SC Paderborn zu Gast. Es ist das Duell zweier Vereine, die die Anlagen gehabt hätten, ganz oben in der Tabelle mitzumischen, nun aber im grauen Mittelfeld verharren. Der Sieger könnte aber zumindest etwas träumen.

Fünf Fakten zum Spiel

  • Hertha BSC hat sechs der neun Duelle mit dem SC Paderborn für sich entschieden
  • Die letzten vier Begegnungen gewannen die Berliner
  • Hertha konnte nur eins seiner bislang vier Freitagabendspiele dieser Saison gewinnen
  • Paderborn hat bisher zwar einen Punkt mehr als Hertha gesammelt, dafür aber eine um elf Treffer schlechtere Tordifferenz
  • Achtung Auswärtsschwäche: Hertha hat nur eine von bislang vier Rückrundenpartien in der Fremde gewonnen

So läuft es sportlich für den SC Paderborn

Steht der SC Paderborn nach 27 Spieltagen vor Bundesliga-Absteiger Hertha BSC, müsste die Gemütslage in Ostwestfalen-Lippe eigentlich hervorragend sein. Doch SCP-Experte Marco Kornkrumpf nimmt die sportliche Situation als "sehr durchwachsen" wahr. Er beschäftigt sich als Mitglied des Paderborn-Podcasts "Padercast" sehr intensiv mit dem Verein.
 
"Durch den Weggang von Florent Muslija im Winter nach Freiburg ist eine treibende Kraft in Paderborn abhandengekommen", erklärt Kornkrumpf. Offensivspieler Muslija war in 16 Zweitligaspielen für Paderborn an elf Toren direkt beteiligt, ehe er sich im Januar für einen Wechsel in die Bundesliga entschied. Seitdem fehlt dem SCP das gewisse Etwas.
 
Problematisch sei zudem die fehlende Konstanz - etwas, das Hertha selbst bestens kennt. "Trainer Lukas Kwasniok bezieht sich mittlerweile in nahezu jeder Pressekonferenz darauf, dass wir viele unerfahrene Spieler haben, die wenige Zweitligaspiele in den Beinen haben und sich noch in der Ausbildung befinden", so Kornkrumpf. Auch das ist Hertha-Fans wohl geläufig. "Wenn man darauf blickt, auf welchem Tabellenplatz wir stehen, obwohl nun schon mehrere Spiele nicht mehr gewonnen haben, ist auch wenig Glück dabei. Vielleicht sind wir in der Tabelle auch ein paar Plätze zu hoch eingeordnet."
 
Eine Trainerdiskussion gebe es laut Kornkrumpf allerdings nicht, auch wenn er zugibt, dass es in den letzten Jahren Übungsleiter gab, die sportlich noch mehr aus dem SCP herausgeholt haben als Lukas Kwasniok. Der 42-Jährige steht seit Juli 2021 für Paderborn an der Seitenlinie. "Ich glaube, dass Kwasniok ein unheimlich variabel spielender Trainer ist, der sein Spielsystem gut auf den eigenen Kader als auch den Gegner anpassen kann", so Kornkrumpf. "Man findet aber auch immer wieder ein paar Fehlgriffe. Es gibt Spiele, in denen er sich vercoacht, was er teilweise auch wirklich zugibt. Er ist ein guter Trainer für Paderborn, der auch junge, unerfahrene Spieler einsetzt" – Kwasniok passe gut zum SCP, so Kornkrumpf.

Pal Dardai
Wütender Pal Dardai verlässt Pressekonferenz frühzeitig

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Das bewegt die Fans

Was wäre gewesen wenn? Eine Frage, die Fußballfans immer wieder beschäftigt. Auch hier ähneln sich Paderborn und die "alte Dame". Womöglich wäre in der laufenden Saison ja doch noch mehr drin gewesen. "Blickt man auf die aktuelle Zweitligasaison mit Schalke, dem HSV, Hertha, St. Pauli oder Fortuna Düsseldorf, hätte ich ein ganz anderes Bild erwartet", so Kornkrumpf. "Hertha hat, glaube ich, knapp den doppelten Kaderwert von Paderborn." So hätte er zunächst Platz sechs bis sieben als realistisch eingeschätzt. "Blickt man aber auf die jetzige Lage: hätte man mit Muslija noch einen echten Unterschiedsspieler, hätte man womöglich den ein oder anderen Punkt mehr mitgenommen und so Ambitionen haben können, ganz oben mitzuspielen."
 
So aber ist der Aufstiegszug sowohl für Paderborn als auch Hertha wohl abgefahren, Platz drei ist sieben und acht Punkte entfernt. Beim SCP macht Kornkrumpf vor allem die fehlende personelle Konstanz in der Abwehr, die zu groben Fehler führe, als auch das Fehlen eines echten Knipsers für jene Kluft zu den obersten Plätzen verantwortlich.

Auf diesen Spieler muss Hertha BSC achten

In der Hinrunde wäre diese Frage noch leicht zu beantworten gewesen, doch nun tut sich Kornkrumpf schwer, da es niemanden bei Paderborn gebe, der als Topspieler hervorsteche. "Ich hätte am ehesten noch Adriano Grimaldi genannt, doch der wird leider aufgrund einer gelb-roten Karte fehlen." Der 32-jährige Mittelstürmer ist mit sieben Treffern Paderborns bester Angreifer.
 
Nach längerem Überlegen loggt Kornkrumpf dann Sebastian Klaas ein. Der offensive Mittelfeldspieler sei jemand, auf den an guten Tagen zu achten sei. In 29 Saisonspielen ist der 25-Jährige an sieben Toren direkt beteiligt gewesen.

Das sagen die Trainer

Pal Dardai (Hertha BSC): "Paderborn ist eine stabile Mannschaft, die in keine Richtung speziell agiert. Sie machen einen vernünftigen Eindruck, man darf sie nicht unterschätzen. Respekt, das ist eine gute Mannschaft ohne klare Schwäche. Ich habe zwar ein gewisses Gefühl, bleibe aber ruhig."
 
Lukas Kwasniok (SC Paderborn): Pressekonferenz fand nach Veröffentlichung des Artikels statt.

Pal Dardai, Cheftrainer von Hertha BSC (re.) | Quelle: IMAGO / Beautiful Sports
Sollte Hertha BSC über die laufende Saison hinaus an Cheftrainer Pal Dardai festhalten?

Gegen Ende der Spielzeit 2023/24 stellt sich wieder einmal die Frage, ob Hertha BSC mit Pal Dardai verlängern sollte. Anton Fahl und Shea Westhoff kommentieren, warum Dardai auch in Zukunft der richtige Trainer für die "Alte Dame" ist - oder auch nicht.mehr

So könnte Hertha spielen

Hertha-Trainer Pal Dardai wird für die kommende Begegnung auf gleich mehrere Spieler verzichten müssen. Torhhüter Tjark Ernst fehlt weiterhin aufgrund einer Hüftverletzung, Marius Gersbeck wird ihn erneut vertreten. Zudem haben Außenspieler Gustav Christensen und Stürmer Smail Prevljak jeweils einen Schlag aufs Knie bekommen, sodass sie ebenfalls passen müssen. Rechtsaußen Marten Winkler, der sowohl gegen Schalke als auch Nürnberg getroffen hat, wird aufgrund seiner fünften gelben Karte fehlen. Es ist am wahrscheinlichsten, dass Palko Dardai dadurch in die Startelf zurückkehrt.
 
Zudem ist denkbar, dass Dardai die Doppelsechs verändert, mit der er gegen Nürnberg äußerst unglücklich war. Jeremy Dudziak wurde dort bereits zur Halbzeit ausgewechselt, Joker Deyovaisio Zeefuik überzeugte und ist nun der erste Startelfkandidat.
 
Herthas mögliche Startelf: Gersbeck - Kenny, Gechter, M. Dardai, Karbownik - Zeefuik, Klemens - P. Dardai, Maza, Reese - Tabakovic

Die Prognose

Der Tipp des Gegner-Experten: "Puh, gar nicht so einfach, wir sind immerhin direkte Tabellennachbarn. Nach den letzten Spielen - gerade zu Hause sind wir schwach unterwegs – würde ich Hertha schon zutrauen, drei Punkte aus Paderborn mitzunehmen und daher ein 1:3 tippen."
 
Der Redaktionstipp: Hertha zeigt eine Reaktion auf das insgesamt schwache Spiel gegen den 1. FC Nürnberg und gewinnt in Paderborn knapp mit 2:1.

Sendung: rbb Der Tag, 03.04.2024, 18 Uhr