
3. Fußball-Liga Cottbus vor Drittliga-Saisonfinale: "Wir brauchen nicht das Evangelium des Fußballs"
So nah dran an der 2. Bundesliga war der FC Energie Cottbus schon zehn Jahre nicht mehr: Der Auswärtssieg in Rostock hat den Weg Richtung Relegation geebnet. Doch was macht Energie im Saisonfinale gegen den FC Ingolstadt daraus? Von Andreas Friebel
Die wilde Achterbahnfahrt in der 3. Fußball-Liga geht für den FC Energie Cottbus auf die Zielgerade. Vor gut einer Woche komplett abgeschrieben, haben sich die Lausitzer durch ein 3:1 in Rostock in die Pole-Position im Dreikampf um Relegations-Platz drei geschoben.
Cottbus hält damit fast alle Trümpfe in der Hand, aber eben nur fast alle. Ein Sieg allein reicht der Mannschaft von Trainer Claus-Dieter Wollitz am Samstag (13:30 Uhr) gegen den FC Ingolstadt womöglich nicht, um Dritter zu bleiben. Denn: Vor dem 38. und letzten Spieltag haben sowohl der FC Energie als auch der 1. FC Saarbrücken auf Platz vier jeweils 62 Punkte - die Cottbuser (+13) aber nur die um zwei Treffer bessere Tordifferenz als der Verfolger aus dem Saarland (+11).
"Wir beschäftigen uns nicht damit, was wir für Tore brauchen. Wir brauchen ein gutes Spiel. Und dafür brauchen wir am Samstag eine Top-Einstellung", sagte Wollitz dazu vor dem Spiel.

Noch einmal Gänsehaut-Atmosphäre
Allerdings machte der Cottbuser Trainer am Donnerstag vor dem Spiel auch klar, dass der Trainerstab über die Zwischenstände in den anderen Stadien informiert ist, um gegebenfalls zu reagieren. Im Stadion selbst sollen keine Zwischenstände eingeblendet werden. Tore auf den gegnerischen Plätzen sprechen sich im Handy- und Online-Zeitalter eh schnell rum.
Der Heimbereich im Cottbuser Stadion ist am Samstag ausverkauft. Weil die Nachfrage im Gästeblock aber überschaubar geblieben ist, werden insgesamt etwa 18.000 Fans erwartet. Und die sollen noch einmal so ein Stimmungsfeuerwerk abbrennen, wie vor zwei Wochen gegen Mannheim beim und trotz des 2:4 - als die Atmosphäre schon beim Aufwärmen für Gänsehaut sorgte und trotz der am Ende bitteren Heimniederlage die Fans das Team weiter unterstützten. "Ich würde mich freuen, wenn die Fans uns noch mal so mitnehmen", ließ Wollitz wissen.
Wollitz setzt auf Doppelspitze
Die entscheidenden Tore muss sein Team aber selbst schießen. Und da stehen die Chancen ganz gut, dass der Trainer, wie schon in Rostock, auf die Doppelspitze aus Timmy Thiele und Erik Engelhardt setzt. "Wenn die beiden so harmonieren, dann ist das schon ein ganz anderes Regal." Wollitz sieht in diesem Duo eines der torgefährlichsten der Liga. Beide Stürmer hatten in Rostock getroffen.
Im engen Kampf um Platz drei wird es aber nicht nur darauf ankommen, Tore zu schießen, sondern auch Treffer zu verhindern. Da offenbarte Cottbus in der Rückrunde viele Defizite. "Wir müssen unsere Balance finden. Wir wollen nach vorn spielen. Das geht auch ohne ausgekontert zu werden. Dafür müssen die Spieler aber konzentriert sein", so Wollitz.
Verzichten muss Cottbus im Saisonfinale auf den gesperrten Henry Rorig, den verletzten Yannik Möker sowie Dennis Slamar und Erik Tallig, die sich beide noch im Aufbautraining befinden.

Wollitz: "Ich erwarte ein offenes und enges Spiel"
Etwas entspannter ist die personelle Lage bei Gegner Ingolstadt, der allerdings zuletzt sportlich enttäuschte. Um den Jahreswechsel herum gehörten die "Schanzer" noch zu den Aufstiegskandidaten. Der letzte Sieg datiert nun aber bereits von Ende März (3:1 gegen Viktoria Köln). Danach folgten sieben sieglose Partien. Auch deshalb gilt der FCE als Favorit.
Auch wenn Claus-Dieter Wollitz bremst. "Ich erwarte ein offenes und enges Spiel", sagte der Coach am Donnerstag und fügte mit Blick auf seine Mannschaft an. "Wir brauchen einen kühlen Kopf, eine klare Ordnung und nicht das Evangelium des Fußballs."
Sendung: DER TAG in Berlin & Brandenburg, 15.05.2025, 18 Uhr