Die Teams der Berlin Thunder und der Hamburg SeaDevils vor einem Spielzug (Bild: IMAGO / Eibner)

Saisonstart in der European League of Football American Football: Die Berlin Thunder und ihr Finaltraum in der ELF

Stand: 26.05.2024 21:21 Uhr

Die European League of Football (kurz ELF) geht am Wochenende in ihre vierte Saison. Die Berlin Thunder spielen gleich zum Auftakt gegen eine Mitkonkurrenten um den Titel. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur neuen ELF-Saison.

Was ist neu in der ELF 2024?
 
Aktuell gibt es 17 Teams in der ELF, darunter sieben Mannschaften aus Deutschland: Cologne Centurions, Frankfurt Galaxy, Hamburg Sea Devils, Rhein Fire, Stuttgart Surge, Munich Ravens und Berlin Thunder. Die Thunder spielen als einziges deutsches Team in der Eastern Conference. Die Leipzig Kings sind dort nicht mehr dabei, da sie aufgrund ihrer angespannten wirtschaftlichen Situation im Juli 2023 ihren Rückzug aus der Liga bekannt gegeben hatten. Die Helvetic Guards aus der Schweiz heißen ab sofort Helvetic Mercentaries, spielen aber weiterhin in Zürich.
 
Die General Managerin der Thunder, Diana Hoge, ist voller Vorfreude auf die neue Saison: "Endlich geht es wieder los mit Live-Football in vielen Stadien in ganz Europa. Wir haben viel zu lange darauf gewartet." Als einziges neues Team sind die Madrid Bravos hinzugekommen. Beim Aufeinandertreffen mit den Barcelona Dragons wird es erstmals zu einem "Football-Clásico" in Spanien kommen.

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Wie funktioniert der Modus?

 
Die Western und die Central Conference spielen jeweils mit sechs Teams, die Eastern Conference besteht nur aus fünf Vereinen. Während der regulären Saison spielen alle Teams zwölf Spiele innerhalb von 14 Wochen. Gegen jeden Gegner aus der eigenen Conference geht es jeweils Hin- und Rückspiel. Die Teams aus der Western und Central Conference spielen darüber hinaus gegen einen Gegner aus einer anderen Conference, die Teams aus der Eastern Conference gegen zwei.
 
Die Berlin Thunder kommen dabei in den Genuss, sowohl gegen den amtierenden Meister Rhein Fire zu spielen als auch einen Ausflug in die französische Hauptstadt unternehmen zu dürfen. Am 4. August trifft das Team auf die Paris Musketeers. Diese, sowie alle anderen Reisen wird die circa achtzigköpfige (!) Thunder-Delegation jeweils mit einigen Bussen bestreiten. "Das ist wirklich eine Herausforderung, wir wissen oft am Freitag erst, wer am Wochenende spielen kann aufgrund von Verletzungen. So eine Reiseplanung für 80 Leute ist gar nicht so einfach", erklärt Hoge.
 
Ziel für alle Teams sind die Playoffs. Die beiden besten Teams der Liga stehen automatisch im Halbfinale. Die vier Teams dahinter bestreiten ein sogenanntes Wild-Card-Weekend, die beiden Sieger ziehen weiter ins Halbfinale. Das große Finale steigt am 22. September in der Arena auf Schalke.

Wer sind die Favoriten?
 
Vorjahressieger Rhein Fire ist wieder der große Favorit auf den Titel. "Sie haben ein sehr starkes Team und starke Coaches dahinter", sagt Diana Hoge. Aus ihrer Sicht sei aber die Leistungsdichte in der Liga größer geworden. Neben Frankfurt Galaxy und Playoff-Teilnehmer Panthers Wroclaw werden auch die Munich Ravens als Geheimfavorit gehandelt. Außenseiterchancen werden dazu den Stuttgart Surge und den Vienna Vikings eingeräumt.
 
Die Vision der Ligamacher ist es, die ELF langfristig auf 24 Teams aufzustocken. "Die Strukturen müssen sich aber gerade bei den neuen Teams noch festigen", meint Hoge, damit Insolvenzen wie zuletzt in Leipzig die Ausnahme bleiben.

Was ist neu bei Berlin Thunder?

Die letzte Saison verlief für die Thunder positiv: Zuschauerrekord im Jahn-Sportpark erreicht mit über 6.000 Besuchern, im Derby die Sea Devils aus Hamburg geschlagen und dazu die Playoffs erreicht. Die Berliner sind dazu bekannt für ihre Defensiv-Stärke, mit Quarterback Jakeb Sullivan hat man sich dazu namhaft in der Offensive verstärkt. "Mit ihm ist ein sehr guter Leader ins Team gekommen", sagt Hoge. Zusätzlich konnte man weitere qualitativ hochwertige Spieler für die Offensive-Line vermelden, etwa Running-Back Ali Khalife. Für die Defensive-Line verpflichtete man den erfahrenen Finnen Aleksi Olavuo.
 
Im Training merke man bereits die positive Entwicklung, meint Hoge. "In diesem Jahr haben wir einen sehr starken Vibe und viel Energie im Team", erklärt Diana Hoge. Ein weiterer prominenter Neuzugang, der sogar NFL-Erfahrung mitbringt, ist der deutsche Kicker Dominik Eberle. Der 27-Jährige wird bei den Thunder zusätzlich als Punter eingesetzt. Hoge lobt Eberle für seine professionelle Einstellung. "Er kann das Mindset von vielen Spielern verstärken." Wobei man nicht vergessen darf, dass der Großteil im Team Teilzeit-Footballer sind. Viele arbeiten neben dem Sport oder gehen studieren. Gerade mal zehn Spieler der Thunder sind Vollprofis.
 
Fürs Coaching konnte man das britische Urgestein Lee Rowland verpflichten. Er blickt auf 40 Jahre Erfahrung als Trainer zurück, vor allem in der NFL-Europe. Rowland wird vor allem für die Special Teams verantwortlich sein. Zuletzt stand der 71-Jährige beim GFL-Vertreter Berlin Adler unter Vertrag. "Er hat schon alles gesehen und bringt eine gewisse Ruhe mit", sagt Hoge. In den entscheidenden Momenten könne er zum wichtigen Puzzleteil werden.

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Wie stehen die Chancen auf den Titel für die Berliner?
 
"Die Finalteilnahme ist realistisch", sagt Diana Hoge, wobei man natürlich sehr starke Gegner habe. Man werde Woche für Woche versuchen, sich zu verbessern und versuchen, erneut die Playoffs zu erreichen, "um dann vor 50.000 Zuschauern auf Schalke zu spielen". Die Verstärkungen für die Offensive und in den Special Teams machen auf jeden Fall Hoffnung, dass die Thunder in diesem Jahr ihren großen Traum verwirklichen können.
 
Wo tragen die Thunder ihre Heimspiele aus?
 
Die Thunder sind die letzte Berliner Mannschaft, die im Jahnsportpark seine Heimspiele austrägt. Ende des Jahres soll dann der Umbau des Stadions beginnen. "Es wird spannend, wo es danach für uns hingeht", sagt die General Managerin der Thunder. Man sei im engen Austausch mit der Senatsverwaltung. "Noch gibt es keine Lösung", sagt Diana Hoge, wobei sie sich ein Stadion mit der Kapazität zwischen 10.000 und 20.000 wünschen würde, "denn wir haben das Ziel, weiter zu wachsen."
 
Wer überträgt die Spiele?
 
Samstags wird eine Partie im Livestream auf Joyn, ran.de und in der ran-App zu sehen sein. Jeden Sonntag laufen zwei Spiele live auf Pro7, sowohl im TV als auch im kostenlosen Livestream. Alle ELF-Spiele gibt es joyn+.

Sendung: rbb24 Inforadio, 25.05.2024, 15:15 Uhr