Werders neuer Kaderplaner Johannes Jahns mit Sportchef Frank Baumann am Rande des Trainings auf Platz 11.

buten un binnen Blick durchs Schlüsselloch: So arbeitet Werders Kaderplaner Jahns

Stand: 18.07.2023 13:00 Uhr

Der Bremer Johannes Jahns ist aus Salzburg in seine Heimat zurückgekehrt und verfolgt große Pläne. Vor allem verheißungsvolle Talente sollen zu Werder gelockt werden.

Von Karsten Lübben und Yannick Lowin

Als Werder am 9. Juni die Verpflichtung von Naby Keita bekanntgab, haben viele Fans der Bremer erstmals von Johannes Jahns gehört. Der 41-Jährige ist der neue Kaderplaner bei Werder und gilt bei Keita als Vater des Transfers.

Der Spieler und Jahns kennen sich bereits aus gemeinsamen Tagen bei Red Bull Salzburg, wo Keita einst den Durchbruch schaffte, Nachdem beide gemeinsam bei den Österreichern erfolgreich waren, wollen sie dies nun an der Weser wiederholen.

Kaderplaner Jahns: "Bin in Bremen aufgewachsen"

Johannes Jahns am Trianingsplatz mit Frank Baumann und Clemens Fritz.

Für den Kader verantwortlich: Der neue Planer, Johannes Jahns (Mitte), mit Frank Baumann und Clemens Fritz.

Dass Jahns in diesem Sommer von Salzburg nach Bremen gewechselt ist, überraschte dabei zunächst bei der Verkündung im Februar. Schließlich dominiert sein Ex-Klub die österreichische Liga und ist als Dauergast im Europapokal vertreten. Für Werder sprachen jedoch viele weiche Faktoren.

"Es gab zwei zentrale Gründe für mich", erzählt Jahns im Gespräch mit buten un binnen. "Das eine ist Werder, das andere ist Bremen. Ich bin gebürtiger Bremer, hier aufgewachsen und hatte immer eine große Heimatverbundenheit." Durch seine Zeit in der Stadt weiß er zudem, wie viel Werder den Menschen in der Region bedeutet und wie stark der Klub im gesellschaftlichen Leben verankert ist.

Der nächste Schritt in der alten Heimat

Beruflich hat sich für ihn bei Werder nun eine Tür geöffnet. Während er in Salzburg noch Sportkoordinator war, was er als eine Art "Junior-Sportdirekor" beschreibt, übernimmt er am Osterdeich die Rolle des Kaderplaners. "Für mich ist das ein guter Schritt", sagt Jahns, der die Gespräche mit den Verantwortlichen als "unheimlich überzeugend" beschreibt.

Das alles als Gesamtpaket ist etwas, das mich total abholt und überzeugt. Ich verspüre da eine große Leidenschaft und brenne für die Aufgabe.
(Johannes Jahns im Gespräch mit buten un binnen )

Werders Kaderplaner will Talente holen

Bei Werder soll er Sportchef Frank Baumann und den Sportlichen Leiter Clemens Fritz entlasten, wie Baumann berichtet. Zugleich scherzt dieser, dass Jahns schon in Salzburg nie so ganz seine Leidenschaft für Werder verbergen konnte. Nun soll er diese nutzen, um den Klub voranzubringen. Die finanziellen Mittel sind jedoch beschränkt. Jahns ist deshalb klar, dass auch "kreative Ideen" her müssen.

Wichtig ist ihm zufolge dabei, ein gutes Netzwerk zu haben und zu pflegen, um schnellstmöglich an wichtige Informationen zu kommen und zu sehen, welche Möglichkeiten sich auftun könnten. "Da habe ich gewisse Tricks und Herangehensweisen, die kann ich sicherlich mitnehmen", verrät Jahns. Bei der Suche nach Neuzugängen will er jedoch nicht allein auf die aktuellen Fähigkeiten, sondern vor allem auf deren Potenzial für die Zukunft achten.

Ich habe die Vision, dass wir Potenzial in den Kader bringen, das sich hier entwickeln kann. Als Werder wollen wir, das war schon immer so, ein Verein sein, der keine Stars einkauft, sondern Stars macht. Diese Aufgabe finde ich unheimlich reizvoll. Es gibt verschiedene Wege, Spieler zu finden, die die nächsten Schritte machen und richtig große Karrieren bei uns beginnen können.
(Johannes Jahns )

Netzwerk wichtig, um für Werder Talente zu finden

Dafür setzt Jahns auf seine Kontakte, die er in den vergangenen zehn Jahren in der Fußballbranche sammeln konnte. Ohne dieses Netzwerk geht kaum etwas. "Viel Fleiß", erläutert er, sei nötig gewesen, um sich dieses aufzubauen. Dafür habe er in der gesamten Welt viel unterwegs sein müssen, um die wichtigen und richtigen Leute persönlich zu treffen und kennenzulernen.

Es hat auch viel damit zu tun, wie man arbeitet. Wenn man gute Erfahrungen mit jemanden gemacht und ein Vertrauensverhältnis hat, ist das wichtig. Ich möchte demjenigen Grund geben, noch ein zweites Mal mit mir zu sprechen.
(Johannes Jahns)

Was kann sich Werder leisten?

Bis es dann tatsächlich zu einem Transfer kommt, ist es jedoch ein ausgiebiger Prozess. Durch das Scouting will Werder im ersten Schritt eine möglichst große Anzahl an Spielern für die verschiedenen Positionen kennenlernen. "Ein wichtiger Aspekt für uns ist es, da möglichst einen klaren Filter schon zu haben", erklärt Jahns. "Das heißt, die Spieler zu kennen, die theoretisch für uns die richtigen sein könnten." Dafür müsse vorab allen Beteiligten klar sein, für welche Art von Fußball Werder stehen möchte.

Wenn ein passender Spieler gefunden wurde, geht es laut Jahns "um die Schnittstelle zwischen Machbarkeit und für uns interessant". Das bedeutet, dass hier abgeklopft wird, ob Werder sich den Spieler leisten und dieser sich den Wechsel nach Bremen grundsätzlichen auch vorstellen kann. Hier stehen auch die Gespräche mit den Beratern an. Dem Spieler wird an dieser Stelle ein Entwicklungsweg aufgezeigt, um ihn von Werder zu überzeugen. Klappt dies, stehen die Verhandlungen an, in denen das Finanzielle eine Rolle spielt.

Wie entwickeln sich Werder-Spieler?

Als Kaderplaner muss Jahns jedoch nicht nur Spieler von anderen Klubs im Blick haben, sondern vor allem die, die schon bei Werder unter Vertrag stehen. Dabei steht im Vordergrund, ob diese sich wie gewünscht entwickeln und auf welcher Position vielleicht schon bald eine Vakanz entsteht, die gefüllt werden muss. "Es geht auch viel um die eigene Mannschaft und darum, diese gut und richtig zu analysieren", so Jahns. Hierbei müsse herausgefunden werden, wie ein einzelner Spieler am besten gefördert wird und wie die gesamte Mannschaft vielleicht noch einmal verbessert werden kann.

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Sportblitz, 18. Juli 2023, 18:06 Uhr