Keeperin Merle Frohms vom VfL Wolfsburg

Stroot-Abschied und 14 auslaufende Verträge VfL Wolfsburg und der große Umbruch

Stand: 28.05.2024 12:37 Uhr

Schwierige Zeiten bei den Fußballerinnen des VfL Wolfsburg: Cheftrainer Tommy Stroot geht nach der kommenden Saison, dazu könnten etliche Spielerinnen den Verein verlassen. 14 Verträge laufen im Sommer 2025 aus. Auch Keeperin Merle Frohms könnte sich verabschieden.

Von Inka Blumensaat

Trainer Tommy Stroot wird den VfL im Sommer 2025 nach vier Jahren verlassen. Warum, erläuterte er am Dienstag näher bei einer Medienrunde. Er habe die Entscheidung gemeinsam mit seiner Frau im Hinblick auf die Familie getroffen, so der Coach. Das Paar hat zwei Kinder (zwei und vier Jahre alt), ein Umzug und die Gewöhnung an eine neue Umgebung seien leichter, bevor der Sohn eingeschult werde.

Wahrscheinlich ist ein Wechsel des 35-Jährigen ins Ausland, ganz sicher möchte er im Frauenfußball bleiben und könnte sich sowohl vorstellen, als Clubtrainer zu arbeiten, oder auch ein Nationalteam zu übernehmen. Die Entscheidung, seinen Mitte 2025 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern, habe er Direktor Ralf Kellermann vor dem Pokalfinale mitgeteilt.

Klärung der Trainerfrage wichtig für Transfers

Kellermann hätte gern weiter mit Stroot zusammengearbeitet, ist nun aber froh, frühzeitig Klarheit über den Abschied des Trainers zu haben. "So haben wir Zeit, den Markt zu sondieren. Es gibt eine Menge Auswahl und wir sind da komplett offen", sagte Kellermann. "Für uns kommt eine Trainerin genauso in Frage wie ein Trainer, eine Verpflichtung aus unserem internen Trainerstab ist ebenso möglich wie eine aus dem Ausland."

Es ist aber wohl davon auszugehen, dass es nicht allzu lange dauern wird, bis der VfL die Nachfolge regelt. "Eine rechtzeitige Weichenstellung macht Sinn, da 2025 große Veränderungen bei der Mannschaft anstehen können. Wenn Spielerinnen bei einem Verein unterschreiben, möchten sie schon gern wissen, wer Trainerin oder Trainer wird", so Kellermann.

14 auslaufende Verträge im Sommer 2025

14 Verträge laufen im Sommer 2025 aus, darunter die von Kapitänin Alexandra Popp, Nationaltorhüterin Merle Frohms sowie weiterer Stars wie Kathrin Hendrich und Jule Brand. "Es ist ungewöhnlich und außergewöhnlich, dass man in eine Saison geht und es so viele Fragezeichen gibt", sagte Kellermann. "Man kann sich vorstellen, dass wir es bei der ein oder anderen Spielerin bereits vor Monaten versucht haben, sie über 2025 hinaus zu binden."

Einen Erfolg konnte der Verein noch nicht vermelden, daher ist mit dem Abgang einiger Profis zu rechnen. "Es wird spannend", so der Direktor Frauenfußball - eine positiv gewählte Formulierung für einen möglicherweise arg heftig ausfallenden Umbruch.

So ist ein Abschied von Frohms möglich - ihren 2025 auslaufenden Vertrag hat die gebürtige Cellerin bislang nicht verlängert. "Ich weiß, dass Merle gerne einmal ins Ausland wechseln möchte", so Kellermann. "Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass der Wunsch da ist, sich 2025 zu verändern. Natürlich wollen wir mit ihr verlängern. Die Chancen stehen 50:50, es ist kaum einzuschätzen."

Auch Zukunft von Popp offen

Offen ist auch die Zukunft von Svenja Huth (33 Jahre), Marina Hegering (34) und Alexandra Popp (33). Die erfahrenen Spielerinnen haben möglicherweise selbst noch nicht entschieden, wie lange sie ihre Karrieren fortsetzen möchten.

Zu Kapitänin Popp, die seit 2012 für den VfL spielt, sagte Kellermann: "Ich halte es für möglich, dass sie noch ein, zwei Jahre in Wolfsburg dranhängt. Es kann aber auch sein, dass sie ganz anders entscheidet."

Alexandra Popp und VfL-Trainer Tommy Stroot gehen über den Rasen.

Wohin geht es für Alexandra Popp und VfL-Trainer Tommy Stroot?

Es gebe Pläne, die bekannteste deutsche Fußballerin auch über das Ende ihrer Profikarriere hinaus zu beschäftigen: "Es wäre fahrlässig, sich nicht darum zu bemühen, Alexandra Popp mit ihrer Strahlkraft im Club und in der Stadt zu halten." Alexandra Popp selbst hat ihre Zukunft - auch die im Nationalteam - zuletzt offengelassen. Auch ein Wechsel zu ihrem Herzensverein Borussia Dortmund könnte in Frage kommen - allerdings ist das Team gerade erst in die viertklassige Landesliga aufgestiegen.

Kellermann und Stroot fordern Verbesserung der Infrastruktur

Kellermann und Stroot betonten, wie wichtig eine Verbesserung der Infrastruktur und etwa der Trainingsmöglichkeiten in Wolfsburg sei: "Wir können hier auf sehr hohem Niveau arbeiten. Aber wenn wir mithalten wollen brauchen wir perspektivisch weitere Möglichkeiten. Und zwar keine goldenen Wasserhähne, sondern funktionelle Verbesserungen", fordert Kellermann.

"Verglichen mit den Mannschaften, mit denen wir uns international duellieren, brauchen wir noch andere Möglichkeiten."
— Ralf Kellermann

Darüber entscheiden wird wohl der neue VfL-Geschäftsführer, das Amt ist aber nach dem Abschied von Marcel Schäfer im April weiter vakant. Trainer Stroot verwies darauf, dass Clubs aus dem Ausland teilweise bessere Bedingungen bieten könnten als der VfL: "Wenn wir Toptalente aus dem Ausland verpflichten wollen, müssen wir da ansetzen."

Viel zu tun im Sommer

Vor Kellermann liegt noch viel Arbeit, bislang hat der VfL mit den Verpflichtungen von Janina Minge aus Freiburg und Caitlin Dijkstra erst zwei Transfers bekannt gegeben. Dem gegenüber stehen die Abgänge von Lena Oberdorf, Ewa Pajor und Dominique Janssen.

Es wird schon zur kommenden Saison weitere Ergänzungen beim Kader geben. Und: "Wir werden aber auch in diesem Sommer noch Weichen stellen über 2025 hinaus", so Kellermann, der ins 17. Jahr seiner Tätigkeit für den VfL geht. Es wird enorm herausfordernd. Spannend - würde er sagen.

Dieses Thema im Programm:
Sport aktuell | 28.05.2024 | 17:10 Uhr