Stürmerin Alexandra Popp vom VfL Wolfsburg

NDR-Sport Popp: Zwischen Hoffnung und Zweifeln an Wolfsburgs Konkurrenzfähigkeit

Stand: 06.05.2025 08:12 Uhr

Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg haben in den vergangenen Jahren Titel gehamstert. Erstmals seit 2012 gehen sie jetzt leer aus. Kapitänin Alexandra Popp sieht darin eine Chance. Aber die Konkurrenz erscheint übermächtig - nicht nur aus finanziellen Gründen.

Von Florian Neuhauss

Popp hat den Aufstieg der Wolfsburgerinnen zum Aushängeschild des deutschen Frauenfußballs geprägt wie kaum eine andere. Und als Stürmerin hatte sie mit ihren Toren großen Anteil an so manchem Triumph der "Wölfinnen". Doch die vielen Erfolge hatten möglicherweise auch eine Schattenseite.

"Es lief ja immer irgendwie und man hat ja immer irgendwie Titel geholt. Dementsprechend hatte man vielleicht das Gefühl, man müsste nichts machen, man müsste sich nicht weiterentwickeln."
— Alexandra Popp

"Ich glaube, dass die Titel, die wir in den letzten Jahren gesammelt haben, vielleicht ein Stück weit die Entwicklung gedrückt haben. Es lief ja immer irgendwie und man hat ja immer irgendwie Titel geholt", analysiert die 34-Jährige. Daraus habe sich womöglich das Gefühl entwickelt, "man müsste nichts machen, man müsste sich nicht weiterentwickeln".

Wenn man die aktuelle Saison sieht - ein Trugschluss. Diese Einstellung sei den VfL-Frauen "ein bisschen zum Verhängnis geworden", unterstreicht Popp.

Abstand zur europäischen Spitze ist groß geworden

Besonders das deutliche Aus im Viertelfinale der Champions League gegen den FC Barcelona - mit insgesamt 2:10 Toren - hat Spuren hinterlassen. Und es hat auch dem Letzten gezeigt, wie groß der Abstand zur europäischen Spitze mittlerweile geworden ist. Denn im Finale treffen die Spanierinnen nicht etwa auf das seit Jahrzehnten große Olympique Lyon, sondern mit dem FC Arsenal auf ein Club aus der immer stärker werdenden Premier League.

Für Popp, die sich nach ihrem Rücktritt aus der Nationalmannschaft im Sommer voll auf die Vorbereitung im Club konzentrieren kann, ist das Ansporn. Sie verspricht: "Wir bleiben weiter dran." Und mit Blick auf die Verantwortlichen im Club hat sie ebenfalls Mut geschöpft. "Auch sie bleiben weiter dran. Und die haben gerade in dieser Saison gemerkt: Okay, wir müssen was tun."

Großer personeller Umbruch bei den VfL-Frauen

Zumindest national ist der Status quo so schlecht nicht. Auch wenn sich Dauerrivale Bayern München die Meisterschaft und den Pokal gesichert hat. Wolfsburg ist Tabellenzweiter und hat die direkte Qualifikation für die Champions League damit an den beiden letzten Spieltagen in der eigenen Hand.

Doch personell steht, auch wenn Popp ihren Vertrag noch mal um ein Jahr verlängert hat, ein großer Umbruch an. Mit Merle Frohms und Jule Brand, Marina Hegering, Kathy Hendrich, Tabea Sellner, Kristin Demann und Lisa Schmitz stehen bereits sieben namhafte Abgänge fest.

Um die Nationalspielerinnen Stina Johannes und Cora Zicai haben die VfL-Frauen bisher fünf externe Neuzugänge gemeldet. Außerdem haben die Wolfsburgerinnen mit Stephan Lerch auch schon den Nachfolger für den zurückgetrenenen Tommy Stroot gefunden.

Im Vergleich mit London, Madrid und München chancenlos?

Die eine oder andere richtige Verstärkung dürfte es für die Wolfsburgerinnen aber schon noch sein - um wieder höheren Ansprüchen gerecht zu werden. Doch sogar Popp fehlt die Fantasie dafür, sich vorzustellen, wie diese Stars für einen Wechsel an den Mittellandkanal begeistert werden können.

"Die Generation ist so, dass ein bisschen Lifestyle auch wichtig für die jungen Spielerinnen ist. Und da muss man halt leider sagen, ist es mit der Stadt Wolfsburg schwierig."
— Alexandra Popp

"Selbst wenn wir sagen würden, wir schmeißen die Kohle da hin: Die Generation ist so, dass ein bisschen Lifestyle auch wichtig für die jungen Spielerinnen ist. Und da muss man halt leider sagen, ist es mit der Stadt Wolfsburg schwierig - im Vergleich zu London, Barcelona, Madrid, München. So ehrlich muss man einfach sein", erklärte die bodenständige Popp.

Ihr Herzensclub müsse da mit anderen Vorzügen punkten. "Welche das genauso sind, wüsste ich auch gern", fügte Popp hinzu. Sie hofft auf Manager Ralf Kellermann, dem es bisher noch immer gelungen ist, einen schlagkräftigen Kader zusammenzustellen. Aber es gelte eben auch die Realität zu betrachten. "Und da ist es einfach gerade schwer für uns."

Dieses Thema im Programm:
Sportclub | 04.05.2025 | 22:50 Uhr