Dynamo Trainer Markus Anfang in Emotionen schreiend am Spielfeldrand.

Fußball | 3. Liga Dynamo Dresden zwischen Wunder, Trostpreis oder Rohrkrepierer

Stand: 27.05.2023 09:05 Uhr

Eigentlich sollte gegen den VfB Oldenburg Dynamo Dresdens Aufstiegssause steigen. Doch nach der 1:4-Schmach von Meppen braucht es nun ein Wunder. Tatsächlich gibt es genau einen Hoffnungsfaktor in der sehr speziellen Konstellation.

Von Patrick Franz

So sehr haben die Dynamo-Fans noch nie während eines Spiels ihrer Lieblinge in andere Stadien geschielt wie diesmal. Am letzten Spieltag ist für Dresden noch so gut wie alles drin, obwohl es richtig eng wird. Direktaufstieg, Relegation, Trostpreis DFB-Pokal oder der absolute Rohrkrepierer, wenn die Schwarz-Gelben bei allem leer ausgehen.

Führt die Ein-Tor-Konstellation zwischen Osnabrück und Wiesbaden zum Nervenkrieg?

Eine spezielle Konstellation lässt die SGD-Anhänger besonders hoffen. Denn Osnabrück (gegen Dortmund II) und Wiesbaden (gegen Halle), die beide einen Punkt mehr als Dresden haben, trennt in der Tabelle nur ein Tor im Kampf um den direkten Sprung ins Bundesliga-Unterhaus. Heißt: Wer knapp führt, muss trotzdem nach vorn spielen und mehr Risiko eingehen, weil sonst im Parallelspiel der Aufstieg flöten gehen kann. Fängt sich dann (mindestens) einer der Klubs kurz vor Schluss einen Konter zum Ausgleich, kann Dynamo davon profitieren. Sprich: Eine Extremsituation für die Konkurrenten! Markus Anfang meint auf MDR-Nachfrage: "Wenn die beiden sich nicht entscheiden können, nehmen wir es gern an!" Und der Dynamo-Coach legt nach: "Wir machen alles bis zum Schluss. Es ist erst vorbei, wenn nichts mehr möglich ist!"

Mannschaft des SV Wehen Wiesbaden bejubelt das 2:0, Sam Schreck FC Erzgebirge Aue Mitte frustriert

Der SV Wehen Wiesbaden steht im Parallelspiel genauso wie Saarbrücken und Osnabrück unter Druck.

Dynamo-Kantersieg kann die Chancen steigern

Derweil müssen die Sachsen am besten mit fünf Toren Abstand gewinnen, weil dann das punktgleiche Saarbrücken gegen Viktoria Köln sogar mit einem Tor Abstand siegen darf und Dresden dennoch davor wäre. Ein Team muss man für die DFB-Pokal-Teilnahme überholen, zwei fürs kleine Wunder Relegation und drei fürs große Wunder Direktaufstieg.

"Egal wie groß oder klein - die Chance ist da! Jeder hat es schon erlebt, dass der Kopf dazukommt, wenn es um alles geht", hofft Anfang, dass Osnabrück und Wiesbaden Nerven zeigen. Von vornherein auf einen Kantersieg gegen den bereits abgestiegenen Aufsteiger aus Oldenburg zu setzen, ist für den Trainer aber kein Thema. "Schon im Hinspiel war es für uns schwer genug", erinnert Anfang. Da lag Dynamo zur Pause mit 0:1 hinten, drehte die Partie aber noch zum 3:1-Erfolg.

Dresdens Ahmet Arslan jubelt nach dem Ausgleich zum 1:1

Ahmet Arslan will am Samstag möglichst oft jubeln, um Dynamo doch noch in die 2. Liga zu ballern.

Keine Ergebnisse auf der Dresdner Anzeigetafel

Trotzdem betont der Coach: "Wir werden schauen, welche Maßnahmen zu welchen Situationen passen und sie dann auch ergreifen." Der Klub will nach Stand bisher keine Ergebnisse aus anderen Stadien auf der Anzeigetafel einblenden, damit sich die eigenen Spieler auf ihre Hausaufgabe gegen Oldenburg konzentrieren. Anfang weiß aber: "Bei unserem fantastischen Publikum hörst du es sowieso, was woanders los ist."

Park zurück, Bangen um Will

Personell kann Dynamo positive Vorzeichen verbuchen: Kyu-hyun Parks erste Verwarnung seiner Gelb-Roten Karte aus dem Meppen-Spiel (1:4) wurde annulliert, weil der Schiedsrichter sie ihm in den Rücken zeigte. Damit ist er spielberechtigt. Paul Will, der zuletzt verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste, konnte Teil des Mannschaftstrainings mitmachen. Sein Einsatz ist momentan trotzdem unsicher. Neben den Langzeitverletzten hat Luca Herrmann erstmals wieder Probleme mit dem Knie, Michael Akoto ist gelbgesperrt und Dennis Borkowski erlitt schon vor Meppen einen Muskelfaserriss, fällt also weiter aus.

Zweikampf zwischen Christopfer Buchtmann (VfB Oldenburg, 19) und Paul Will (SG Dynamo Dresden, 28).

Der Einsatz von Paul Will (hier, im Hinspiel beim VfB Oldenburg) wackelt noch.

Wie bereitet sich der Trainer auf das Herzschlagfinale vor? "Ich geh' gern spazieren oder laufen. Das ist das Beste für mich, aber meine Frau kann mir jetzt nicht mehr helfen." Trotzdem erklärt Anfang: "Träumen darf man." Das werden auch die Fans - und vielleicht wird die Zweitliga-Rückkehr doch noch zur Realität.