Claudio Kammerknecht und Tom Zimmerschied jubeln

Turbulente Schlussphase SG Dynamo Dresden gewinnt Derby gegen Erzgebirge Aue

Stand: 24.09.2023 21:32 Uhr

Was für packendes Sachsenderby! Die SG Dynamo Dresden besiegt Erzgebirge Aue verdient, muss am Ende aber doch zittern.

Die "Legende aus Elbflorenz" hat am Sonntag (24.09.2023) gegen die "Macht aus dem Schacht" mit 2:1 (1:0) gewonnen. Während Aue zum ersten Mal in dieser Saison verlor, baute Dynamo mit diesem Sieg die Tabellenführung in der 3. Liga aus. Die 31.800 friedlichen Fans erlebten ein packendes Fußballfest, dass bis zur letzten Sekunde spannend blieb.

Ein "derbybedingter" Wechsel

Dynamo-Trainer Markus Anfang verzichtete auf Wechsel und schickte die Lübeck-Startelf auf den Rasen. Anders Pavel Dotchev. Der Aue-Trainer setzte im Vergleich zum 3:1-Sieg gegen den Halleschen FC auf Marvin Stefaniak, Sean Seitz blieb dafür draußen und Dotchev erklärte prompt warum: "Marvin ist Ex-Dresdner, er kommt von hier und ist besonders motiviert. Er kennt sich besser aus mit Derbyspielen. Seitz hat noch nie vor so einer Kulisse gespielt, deshalb hatte ich bisschen Bedenken."

Marvin Stefaniak (Aue): "Pfiffe machen mich heiß"

Pechvogel Vukancic trifft ins eigene Tor

Die Lautstärke im Dynamo-Stadion lähmte einige Auer tatsächlich. Dazu entfachte die SGD in den ersten Minuten ein Offensiv-Feuerwerk. Der Plan, mit einem frühen Tor die Weichen zu stellen, ging auf. Wirbelwind Tom Zimmerschied setzte sich nach zehn Minuten auf der linken Seite durch, legte scharf nach innen. Beim Versuch zu Klären spitzelte Niko Vukancic den Ball ins eigene Tor: 1:0 (10.).

Stefan Kutschke (30, Dresden) trifft zum 1:0 gegen Torwart Martin Männel (1, Aue).

Tor für Dresden: Stefan Kutschke kommt nicht ran, aber Niko Vukancic. Unglückliches Eigentor des Auers.

Dynamo blieb am Drücker, war vor allem über die Außen brandgefährlich und hatte beste Chancen nachzulegen. Jonathan Meier verpasste das 2:0. Er scheiterte aus Nahdistanz an Mister Derby Martin Männel (12.). Auch Zimmerschied, der mit Tim Danhof Katz und Maus spielte, schob nach einem herrlichen Angriff und Steckpass von Stefan Kutschke haarscharf links am Tor vorbei (26.).

Aue wackelte bedrohlich und hatte nur eine hochkarätige Chance: Nach einem zu kurzen Rückpass von Luca Herrmann bekam Marcel Bär den Ball auf dem Silbertablett serviert. Er ließ das Geschenk aber liegen und ballerte drüber (13.). Aue wurde von den starken Dynamos in einigen Situationen vor echte Probleme gestellt und konnte froh sein, dass es zur Pause nur 0:1 stand.

Die Tore beim Sachsenderby zwischen Dresden und Aue

Dynamo macht das Spiel nicht zu

Auch nach der Pause spielte Dynamo zunächst die feinere Klinge, stresste und presste Aue und zwang die "Veilchen" immer wieder zu Fehlern und ungenauen Abspielen. Männel verhinderte gegen den Linksschuss von Zimmerschied das 0:2, beim Kopfball von Kutschke fehlte nur ein Meter. Dynamo verpasste es, den Sack zu zumachen und Aue kam stärker auf.

Tom Zimmerschied, Steffen Nkansah

Tom Zimmerschied war vor allem in der ersten Halbzeit ein Unruheherd.

Mit einem Dreifach-Wechsel wollte Wechselkönig Dotchev noch einmal für Schwung sorgen. Sechs der zehn Saisontreffer hatten bisher Einwechsler erzielt. Diesmal stachen die Joker nicht. Stattdessen traf mit Dennis Borkowski ein Dynamo-Einwechsler. In der Phase, in der Aue gut drin war, jubelte die SGD. Nachdem Lemmer den Ball ans Lattenkreuz nagelte, versenkte der gebürtige Riesaer den Abpraller aus acht Metern zum 2:0 (85.).

In einer heißen Schlussphase flog Dynamos Tom Berger mit Gelb-Rot vom Platz. In Überzahl gelang Marcel Bär mit Glück der 2:1-Anschluss. Wills geblockter Schuss landete direkt vor seinen Füßen. Drei Minuten blieben den "Veilchen", die so oft wie keine andere Mannschaft in der Nachspielzeit traf, noch. Diesmal kamen die Comeback-Könige aber nicht mehr zum Punktgewinn.

3. Liga: Das sagen die Kapitäne Kutschke und Männel nach dem Derby

So geht es weiter

Für Dresden und Aue geht es am kommenden Sonntag weiter. Dynamo gastiert ab 13:30 Uhr bei Rot-Weiß Essen. Erzgebirge Aue spielt schon wieder am Abend ab 19.30 Uhr im Schacht gegen Jahn Regensburg. Beide Spiel gibt es wie gewohnt im Audiostream und im Ticker.

Trainerstimmen

Pavel Dotchev (Aue): "In der ersten Halbzeit hatten wir unsere Probleme. Wir bekamen kaum Zugriff und haben viele Chancen zugelassen. Wir haben beim Ballerobern sehr viel Aufwand betrieben und wenn wir den Ball hatten, haben wir ihn zu schnell verloren. In der zweiten Halbzeit haben wir umgestellt und dann so gut wie gar nichts mehr zugelassen. Gerade, als wir gut drin waren, macht Dynamo das zweite Tor und dann war das Spiel so gut wie entschieden. Nach unserem Anschluss war leider nur noch wenig Zeit. Die Kulisse war eine große Unterstützung für Dresden. Das Spiel war trotzdem absolut offen. Aufgrund der zweiten Halbzeit war ein Remis verdient gewesen."

Aue-Trainer Dotchev: "Remis wäre verdient gewesen"

Markus Anfang (Dynamo): "Ja, es war eine gute erste Halbzeit, aber keine richtig gute, dazu gehören auch mehr Tore. Wir müssen 3:1 führen. Wir haben das Spiel komplett dominiert, hatten alles unter Kontrolle und müssen einfach die Chancen machen. Zumindest haben wir heute nach der Pause das 2:0 gemacht."

SGD-Trainer Anfang: "Haben hochverdient gewonnen"

Anfang zu seinem Ärger über Gelb-Rot: "Ich hab überhaupt nicht verstanden, weshalb ein Spieler, der zwei Fouls macht, die Gelb-Rote-Karte bekommt. Wenn du dafür GelbRot bekommst, hab ich kein Verständnis. Ich hab vor mir hergeschimpft und dabei nach unten geschaut. Dafür bekommst du dann auch noch die Gelbe Karte. Dann musst du wahrscheinlich in den Kabinengang gehen oder darfst gar keine Emotionen mehr zeigen."

Sanny Stephan