Markus Krösche von Eintracht Frankfurt

Eintracht-Boss verlängert Krösches Treueschwur ist für Eintracht Frankfurt Segen und Bürde zugleich

Stand: 03.04.2024 07:40 Uhr

Sportvorstand Markus Krösche setzt mit seiner Vertragsverlängerung bei Eintracht Frankfurt ein Zeichen und geht in Sachen Kontinuität voran. Für die Hessen ist das gut, jetzt muss die vielbeschworene Entwicklung aber auch sichtbar werden.

Als Markus Krösche im Sommer 2021 seinen Job bei Eintracht Frankfurt antrat, sahen viele Dinge noch gänzlich anders aus als heute. Die Eintracht stand ohne Trainer und weitgehend führungslos da, Krösche selbst hatte im Vergleich zur aktuellen Form deutlich mehr Kilos auf den Rippen. Zwei Faktoren, die bei der Vertragsverlängerung des Sportvorstandes bis 2028 durchaus eine Rolle spielten, wie Eintracht-Aufsichtsratschef Philip Holzer am Dienstag scherzhaft betonte.

"Ich habe ihm bei den Verhandlungen ein Bild von damals und ein aktuelles Bild gezeigt. Auf jeder Beautyfarm hätte er dafür viel Geld gezahlt", beschrieb Holzer lachend den entscheidenden Kniff auf dem Weg zur Unterschrift. "Eintracht Frankfurt ist ein Jungbrunnen."

Markus Krösche

Markus Krösche zu Beginn seiner Frankfurter Amtszeit.

Krösche hebt Eintracht auf nächstes Level

Nun ist die körperliche Veränderung des 43 Jahre alten Ex-Profis tatsächlich nicht zu übersehen und durchaus beeindruckend. Entscheidend für die Fortsetzung der Zusammenarbeit war letztlich aber die Entwicklung von Club und Mannschaft. Krösche, der während seiner Amtszeit bislang an rund 100 Transfers beteiligt war, hat die Eintracht umgekrempelt und zu einem Topteam geformt. Dass er an Bord bleibt, ist ein wichtiges und für die Hessen sehr gutes Zeichen.

Zwar muss sich der frühere Sportdirektor von RB Leipzig im Umfeld weiterhin – je nach Erfolg – vorwerfen lassen, die Eintracht zu sehr als Business-Projekt und zu wenig als Herzensangelegenheit zu sehen. Krösche, der sicher nicht annähernd an die Street-Credibility von Ex-Präsident Peter Fischer heranreicht, das aber auch gar nicht braucht, lässt dafür Erfolge sprechen.

Der Europa-League-Titel im Jahr 2022 inklusive erstmaliger Qualifikation für die Champions League kann sich der gebürtige Hannoveraner ebenso ans Revers heften wie möglicherweise am Ende dieser Saison die vierte Teilnahme am Europapokal in Folge. "Das gab es hier noch nie", betonte deshalb auch Holzer. "Internationaler Wettbewerb ist für uns wie eine Meisterschaft." Und einer der Meistermacher ist eben Krösche.

Eintracht lässt die Muskeln spielen

Entscheidend für die Bewertung von Krösches Arbeit ist jedoch der Kader und der fußballerische Weg der Eintracht. Der Kaderplaner hat es geschafft, die Hessen zu einem Magneten für junge Talente aus ganz Europa zu formen und die Qualität im Team stetig zu steigern. Der Abgang von Randal Kolo Muani schmerzte zwar sportlich und ist bis heute spürbar, die Transfer-Einnahmen von 95 Millionen Euro waren für die Eintracht aber nicht weniger als ein wirtschaftlicher Quantensprung. "Wir sind auf dem richtigen Weg, den müssen wir jetzt weitergehen", so Krösche.

Konkret bedeutet das, dass sich die Eintracht unter Krösche langfristig in der Bundesliga-Spitze festsetzen will. Die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb ist ab sofort Pflicht, der Blick nach ganz oben ausdrücklich erwünscht. "Wir wollen immer international spielen und diesen Enthusiasmus unserer Fans jedes Jahr haben. Dann geht es darum vielleicht auch den nächsten Step zu gehen." Noch seien der FC Bayern, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und RB Leipzig zwar einen Schritt voraus, so Krösche. Der Angriff auf das Spitzen-Quartett ist aber kein Tabuthema. "Es ist eine große Herausforderung, die Top-Vier zu erreichen."

Den Worten müssen jetzt Taten folgen

Große Worte, große Ziele und damit gleichzeitig großer Druck. Die Zeit der Samthandschuhe ist bei der Eintracht, die die aktuelle und hin und wieder doch sehr hakelige Saison offiziell zu einer Umbruchs-Saison deklariert hat, damit beendet. In dieser Spielzeit muss Rang sechs unbedingt verteidigt werden, danach sollte dann auch spielerisch der nächste Schritt erkennbar sein. Krösche und Holzer unterstrichen am Dienstag zwar noch einmal, dass kein Spieler unverkäuflich sei. Etwas mehr personelle und fußballerische Kontinuität, die Krösche mit seinem Treue-Bekenntnis vorlebt, darf es dann aber schon sein.

Eine nicht zu vernachlässigende Aufgabe des Sportvorstands wird zudem sein, das Karriereende von Sebastian Rode in der Kabine und der Kurve aufzufangen und wieder für mehr Identifikation zu sorgen. Dass die Eintracht teilweise als Durchlauferhitzer wahrgenommen wird, gehört zum Geschäft, stellt das ganze Projekt aber auf wacklige Beine. "Identifikation entwickelt sich, das ist ein Prozess", stellte Krösche klar. Dieser Prozess soll und muss durch Krösches Verlängerung auf gleich mehreren Ebenen nun einen Schub erhalten.

Die komplette Eintracht-PK zur Krösche-Verlängerung