Joshua Kimmich, Thomas Müller und Julian Nagelsmann (Archiv)

Neuer Bundestrainer Julian Nagelsmann und das Wiedersehen mit dem Bayern-Block

Stand: 22.09.2023 13:23 Uhr

Julian Nagelsmann ist der neue Fußball-Bundestrainer und trifft auf viele Spieler seines Ex-Vereins FC Bayern. Damals hieß es, er habe die Kabine verloren. Kann Nagelsmann das Vertrauen von Neuer, Müller und Co. zurückholen?

Von Nicole Hornischer

Die Nachfolge von Hansi Flick ist geklärt: Julian Nagelsmann wird neuer Bundestrainer und betreut das DFB-Team bis zum Ende der Heim-EM (14. Juni 2024 - 14. Juli 2024) im nächsten Jahr. Auf den 36-Jährigen, der Flick 2021 schon beim FC Bayern beerbte, kommen eine Menge Aufgaben zu: Vor allem muss es der gebürtige Landsberger schaffen, ein konkurrenzfähiges Team für die EM zu bilden.

Unter Flick wirkte die Mannschaft zuletzt oft sehr verunsichert, gewann nur vier der vergangenen 17 Spiele. Aber unter Interimstrainer Rudi Völler zeigte das DFB-Team im Testspiel gegen Frankreich: Wir wollen und können noch gewinnen.

Holt sich Nagelsmann die Kabine zurück?

Um diesen Trend fortzuführen ist er auch auf die wichtige FC-Bayern-Achse in der Nationalmannschaft angewiesen. Zur Erinnerung: Als der 36-Jährige beim FC Bayern im März freigestellt wurde, hieß es, er habe Teile der Kabine verloren. Auf die Frage, wie er auf die Wiedervereinigung mit den FC-Bayern-Spielern blicke, beantwortete er mit: "Sehr gut, ich freue mich drauf. Ich habe unglaublich gern mit dem Spielern zusammengearbeitet. Ich freue mich extrem drauf, die Spieler von FC Bayern zu treffen", sagte Nagelsmann und fügte an: "Aber ich freue mich auch darauf, die Spieler zu treffen, die ich noch nicht trainiert habe."

Und auch Teile der FC-Bayern-Achse dürfte vorfreudig auf den neuen Bundestrainer blicken. Denn die Aussage der FC-Bayern-Bosse, Nagelsmann habe die Kabine verloren, stieß längst nicht bei allen Spielern auf Verständnis. Joshua Kimmich bedauerte das Aus damals öffentlich ("Am Ende des Tages ist so das Geschäft, wenig Liebe, wenig Herz") und betonte ausdrücklich, dass der Trainer die Kabine eben nicht verloren habe. Kimmich könnte einer der Profiteure von Nagelsmann-Engagement sein. Unter Bundestrainer Flick musste der 28-Jährige zuletzt seine Kapitänsbinde an Ilkay Gündogan abgeben und auf der eher ungeliebten Rechtsverteidiger-Position spielen.

Goretzka: Nagelsmann "ein großartiger Trainer"

Auch Leon Goretzka wird ein gutes Verhältnis zu Nagelsmann nachgesagt. Der 28-Jährige machte sich stark für Nagelsmann:" Ich finde, dass Julian ein super Trainer ist. Wenn er das am Ende wird, haben wir da einen großartigen Trainer", sagte er nach dem 2:2 der Bayern gegen Bayer Leverkusen, Nagelsmanns letzter Auftritt als FC-Bayern-Trainer. Zum Abschied von Nagelsmann hatte Goretzka damals gesagt, dieser sei "ein Schock" gewesen. Er habe zum Trainer eine "sehr enge Beziehung" gepflegt.

Der Mittelfeldspieler wurde für die letzten beiden Testpielen gegen Japan und Frankreich von Flick nicht in den Kader berufen - trotz einer ansteigenden Leistungskurve beim FC Bayern. Goretzka reagierte darauf "extrem enttäuscht". Unter Nagelsmann steigt die Chance auf eine Rückkehr.

Selbst Sané findet lobende Worte für Nagelsmann

Auf die Unterstützung von Kimmich und Goretzka kann Nagelsmann wohl zählen. Aber was ist zum Beispiel mit Leroy Sané? Der 27-Jährige war unter dem ehemaligen Leipzig-Coach ein Schatten seiner selbst. Jetzt mit Thomas Tuchel an der Seitenlinie scheint der offensive Mittelfeldspieler wieder zu alter Stärke gefunden zu haben.

Aber auch das ehemalige Nagelsmann-Sorgenkind fand wohlwollende Wort für seinen ehemaligen Trainer. "Julian ist ein guter Trainer", sagte der Offensivspieler nach dem 2:1-Testspielsieg in Dortmund gegen Vize-Weltmeister Frankreich. "Klar wäre es schön, ihn wiederzusehen und mit ihm zu arbeiten."

Angespanntes Verhältnis zu Neuer und Müller

Gespannt darf der deutsche Fußball-Fan auf ein mögliches Wiedersehen mit Manuel Neuer sein. Der eigentliche Kapitän der DFB-Elf arbeitet an seinem Comeback und pocht darauf, als Nummer eins bei der EM im Tor zu stehen. Mit dem 37-Jährigen kam es zu Verwerfungen, als der FC Bayern wohl auch auf Nagelsmanns Wunsch hin Torwarttrainer und Neuer-Intimus Toni Tapalovic rauswarf.

Aktuell ist Marc-André ter Stegen durch Neuers Verletzung die Nummer 1 im Tor. Der aktuelle Torhüter des FC Barcelona hat in letzter Zeit seinen Anspruch untermauert, auch nach Neuers Rückkehr Stammtorhüter zu bleiben. Ein Bekenntnis zu ter Stegen oder Neuer vermied der neue Bundestrainer: "Ich bin immer mit Manu im Austausch gewesen", sagte Nagelsmann und erklärte: "Das Allerwichtigste ist, dass er gesund wird. Wenn dieser Fall eintritt, werden wir die Situation bewerten."

Auch das Verhältnis zu Thomas Müller soll zu FC-Bayern-Zeiten nicht das beste gewesen sein. Der Ur-Bayer verlor seinen Stammplatz an Jamal Musiala, vor allem in kritischen Spielsituationen verzichtete Nagelsmann auf den Routinier. Wie wichtig der 34-Jährige noch für eine Mannschaft sein kann, hatte er eindrucksvoll beim Sieg gegen Frankreich bewiesen: Unter Völler stand er in der Startelf und traf in typischer Müller-Manier früh zum 1:0. Der neue Bundestrainer steht also vor einer großen Aufgabe und ist vor allem auch als Mediator gefragt, um die Mission Heim-EM erfolgreich zu beenden.

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Quelle: BR24Sport 22.09.2023 - 14:00 Uhr