
BR24 Sport Nach der Siewert-Entlassung droht Fürth nun das Horrorszenario
Die Trennung von Jan Siewert ist auch ein Eingeständnis der Führungsriege der SpVgg Greuther Fürth. Doch bevor die Schuldfrage analysiert werden kann, muss nun der totale Kollaps verhindert werden. Helfen kann dabei ausgerechnet der 1. FC Nürnberg.
Eigentlich, so betonte Fürths Sportdirektor Stephan Fürstner es am Sonntag nach der 0:1-Niederlage gegen Hertha BSC, wolle man "nichts Wildes" machen, "nicht in Aktionismus verfallen". Einen Tag später war der Blick in Richtung Abgrund wohl doch zu beängstigend geworden. Vier Niederlagen in den vergangenen fünf Spielen, dazu ein Unentschieden gegen den 1. FC Köln. Fürth zog die Reißleine: Cheftrainer Jan Siewert musste zwei Spieltage vor Saisonende gehen.
Siewerts Entlassung ist auch ein Eingeständnis der Führungsriege
Drei Punkte trennt die SpVgg Greuther Fürth vom Relegationsplatz, den aktuell Preußen Münster innehat. Eine Situation, die vor Wochen kaum vorstellbar war. Doch die Mannschaft reihte einen blutleeren Auftritt an den nächsten, wirkte nach vorne vollkommen ideenlos. Der Hintermannschaft, die von Siewert fast in jedem Spiel personell komplett umgeworfen wurde, merkte man die fehlende Konstanz an. Siewert nun zu entlassen, ist auch ein klares Eingeständnis der Fürther Führungsriege, sich im vergangenen Oktober verkalkuliert zu haben.
Fürths Führung wollte "kompletten sportlichen Neuanfang"
Fürth hatte gerade das Derby gegen den 1. FC Nürnberg dramatisch mit 0:4 in den Sand gesetzt. Die Entscheidung, dass Cheftrainer Alexander Zorniger den Verein verlassen soll, kam schnell. Doch weil sich Rachid Azzouzi, der in seinen insgesamt knapp 15 Jahren als Funktionär zu einem Gesicht des Vereins geworden war, gegen den Rauswurf stemmte, warf Fürth auch Azzouzi raus. Der Aufsichtsratsvorsitzende Peter Köhr bezeichnete diesen Schritt damals als "schwierigste Entscheidung" seiner Amtszeit und begründete die Entscheidung damit, dass man überzeugt sei, "einen kompletten sportlichen Neuanfang" zu brauchen.
Stephan Fürstner übernahm für Azzouzi und entschied sich schnell für seinen alten Bekannten Jan Siewert als Zorniger-Nachfolger. Er sei überzeugt, dass Siewert "für uns der richtige Trainer ist", erklärte Fürstner und der neue Trainer gab sich sehr optimistisch, dass der Verein "diese schwere Situation nicht nur meistern, sondern auch gestärkt daraus hervorgehen können".
Fünf Neuzugänge im Winter - mit überschaubarem Erfolg
Im Winter versuchte Fürstner den Kader zu verstärken, verpflichtete Felix Klaus (Düsseldorf) und Marco John (Hoffenheim) und lieh Joshua Quarshie (Hoffenheim), Noah Loosli (VfL Bochum), Jannik Mause (Kaiserslautern) und Lennart Grill (Union Berlin). Zwar etablierten sich die Neuzugänge im Kader, verdrängten erfahrene Stammkräfte wie Gideon Jung oder Dennis Srbeny - eine Verbesserung stellte sich aber nicht ein. In der Rückrundentabelle steht die Spielvereinigung auf Platz 16 und hat nur zwei Punkte mehr geholt, als der abgeschlagene Absteiger SSV Jahn Regensburg. Und auch im Derby gegen den FCN ließ sich kaum eine Verbesserung feststellen - es setzte ein 0:3.
Schweres Restprogramm für SpVgg Greuther Fürth
Der "komplette sportliche Neuanfang", das ist spätestens seit diesem Montag klar, ist gescheitert. Wie die Vereinsführung die Schuldanteile daran auf Siewert, Fürstner und Aufsichtsrat verteilt, wird interessant sein. Auch, welchen Anteil die Kaderplanung von Azzouzi an der aktuellen Situation hat.
Viel wichtiger ist jetzt jedoch, in den verbleibenden zwei Saisonspielen den kompletten Kollaps zu verhindern. Das wird allerdings eine absolute Mammutaufgabe. Auf das äußerst unangenehme Auswärtsspiel bei Hannover 96 (Sonntag, 11. Mai ab 13.30 Uhr live in der Radioreportage bei BR24Sport) folgt das Heimspiel gegen den Hamburger SV, der in Fürth dann die Meisterschaft feiern könnte.
Benötigt Fürth die Schützenhilfe vom 1. FC Nürnberg?
Die Konkurrenten im Abstiegskampf haben ein deutlich einfacheres Programm. Münster kann im schlechtesten Fall mit einem Sieg aus den Duellen gegen Hertha BSC und dem SSV Ulm an Fürth vorbeiziehen. Braunschweig genügte dann ein Punkt. Die Niedersachsen haben am Wochenende ein schwieriges Auswärtsspiel gegen den SV Elversberg vor sich - dann geht es am letzten Spieltag zu Hause gegen den 1. FC Nürnberg.
Dass man ausgerechnet auf Schützenhilfe vom ungeliebten Rivalen angewiesen ist, um nicht auf den Relegationsplatz abzurutschen, ist ein Szenario, dass man in Fürth unbedingt vermeiden möchte. Das Mittel dagegen ist recht einfach: Fürth muss unbedingt gewinnen. Sollte das nicht gelingen, droht der Gang in die 3. Liga. Ein "kompletter sportlicher Neuanfang" wäre dann unvermeidbar.
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Quelle: BR24Sport im Radio 06.05.2025 - 11:55 Uhr