FC-Barcelona-Trainer Hansi Flick mit Raphinha

La Liga Flick führt Barcelona zur Meisterschaft - Triumph des Feingefühls

Stand: 16.05.2025 10:27 Uhr

Hansi Flick hat in seiner ersten Saison beim FC Barcelona aus einem hochtalentierten Haufen eines der besten Teams im Weltfußball geformt. Die spanische Presse feiert den "Schöpfer" Flick, der auch im Moment des Triumphs das richtige Gespür beweist.

Von Raphael Weiss

Nur wenige Momente, nachdem der FC Barcelona die 28. Meisterschaft seiner Geschichte gewonnen hat, bewies Trainer Hansi Flick wieder einmal Feingefühl und dass er sich mit seinem Arbeitgeber bestens auseinandergesetzt hatte. Durch ein 2:0, das Wunderkind Lamine Yamal durch einen sehenswerten Schlenzer eingeleitet hatte, war den Katalanen die Meisterschaft nicht mehr zu nehmen. Die Spieler jubelten ausgelassen auf dem Rasen - ausgerechnet beim Auswärtsspiel gegen den Derby-Rivalen Espanyol Barcelona. Flick fing seine Spieler schnell ein, schickte sie vom Rasen, damit sie in den Katakomben weiterfeiern.

Diesmal keine Jagdszenen: "Weiß, was vor zwei Jahren passiert ist"

Vor zwei Jahren hatte es nämlich dieses Szenario schon mal gegeben. Barca hatte bei Espanyol den Meistertitel klargemacht. Die Spieler jubelten ausgelassen auf dem Rasen des RCDE Stadium, es kam zum Platzsturm durch Espanyol, Jagdszenen, Rudelbildungen. "Ich weiß, was vor zwei Jahren passiert ist und wollte deshalb lieber drinnen feiern", erklärte Flick später.

Für den 60-jährigen ehemaligen FC-Bayern-Trainer steht mit der Meisterschaft eine äußerst erfolgreiche erste Saison beim FC Barcelona zu Buche. Flick hat aus dieser jungen Mannschaft, die im Vorjahr unter Xavi noch titellos geblieben war und spielerisch und kämpferisch wenig Grund zur Hoffnung gab, eines der besten Teams Europas geformt. Und das ohne große Neuzugänge, außer Leipzigs Dani Olmo.

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Flick zeigte wieder Feingefühl, fand die richtige Ansprache und die richtige Taktik für diese hochtalentierte Gruppe, die Vorgänger Xavi noch auf der Nase herumgetanzt war. Mit einem spektakulären, mutigen Offensivfußball gewann nun dieselbe Barca-Mannschaft erst die Herzen der Fans wieder zurück und schließlich auch die Copa del Rey und nun die Meisterschaft.

In der Champions League war Barcelona lange sogar auf Kurs, das Triple perfekt machen zu können, doch nach zwei berauschenden Halbfinalspielen, setzte sich Inter Mailand in der Verlängerung durch. Eine Enttäuschung, die auch dadurch wettgemacht wurde, dass Barca alle vier Duelle mit dem Erzfeind Real Madrid gewonnen hat - darunter ein 4:0 und der Sieg im Pokalfinale.

"Die Rückrunde war unglaublich, wir haben kein einziges Spiel verloren. Ich gratuliere der Mannschaft, dem Verein und den Fans. Es war unglaublich", sagte Flick nach seinem ersten Meistertitel in Spanien. Der 22-jährige Mittelfeldregisseur Pedri sprach nach dem Sieg bei Espanyol, als hätte er bereits die Erfahrung eines Joshua Kimmich auf dem Buckel: "Es war einer der härtesten Titel, den wir je gewonnen haben. Wir sind mit dem Jahr zufrieden." Ehe dann doch etwas Leichtigkeit in seinen Worten zu hören war: "Es hat uns Spaß gemacht - und den Fans auch."

Spieler im Fokus: Lewandowski, Raphinha - und natürlich Yamal

Pedri war einer der Säulen für diese erfolgreiche Saison des FC Barcelona. Dann gab es da noch Raphinha, der eigentlich schon auf dem Weg aus dem Verein war, und von Flick zum Bleiben überredet worden war. Dieses Vertrauen zahlte er mit 34 Toren und 22 Vorlagen in allen Wettbewerben mehr als zurück. Robert Lewandowski - ebenfalls abgeschrieben vor Flicks Ankunft - erzielte einmal mehr 40 Tore in 50 Spielen. Und natürlich Lamine Yamal (17), der in dieser Saison erneut unterstrich, was für ein einzigartiges Talent dort bei Barca unter Vertrag steht.

Die spanische Presse feierte aber vor allen Dingen einen Mann: "Das ist Hansi Flicks Titel. Der Schöpfer eines Projekts, das eine Ära prägen wird", schrieb der in Barcelona ansässige Mundo Deportivo. Der Trainer habe "eine wahre Dampfwalze geschaffen, eine Tormaschine, schwindelerregend und unterhaltsam."

Die erste Saison von Flick war erfolgreicher als wohl die allermeisten es sich erträumt hätten. Für den deutschen Trainer winkt nun eine Vertragsverlängerung - und eine große Last auf den Schultern. Denn es ist relativ offensichtlich, welche Erwartungen man in Barcelona nun von der kommenden Saison hat. Das Champions-League-Finale wir in Budapest ausgetragen. Das dürfte Flick schon auf dem Zettel haben.