Kylian Mbappé hält den Transfermarkt in Atem

Transfer nach Saudi-Arabien? Mbappé - eine Personalie mit vielen Folgen für Europas Fußball

Stand: 25.07.2023 23:28 Uhr

Kylian Mbappé ist die wichtigste Personalie der Sommerpause des Männerfußballs. Seine Entscheidung, ob er in Paris bleibt, nach Madrid wechselt oder nach Saudi-Arabien geht, wird in jedem Fall weitreichende Folgen haben.

Seit Montag (24.07.2023) ist bekannt, dass mit Al-Hilal ein Klub aus Saudi-Arabien bereit ist, rund eine Milliarde Euro für eine Saison mit Mbappé zu bezahlen. Ein Blick auf die Positionen, Wünsche und Zwänge aller direkt und indirekt Beteiligten an dem Transfer:

Welche Möglichkeiten hat Kylian Mbappé?

Mbappé hält alle Karten in der Hand. Er hat 2022 einen Vertrag bis 2024 unterschrieben, bei dem nur er eine Option auf eine Verlängerung bis 2025 hat. Diese Option könnte er noch bis 31. Juli ziehen, hat das bislang aber nicht getan und wäre nach jetzigem Stand 2024 ablösefrei.

Die Zahl der Klubs, die schon im Sommer 2023 eine entsprechende Ablöse und dazu Mbappés Gehalt bezahlen können, ist allerdings überschaubar. Außerhalb der absoluten Spitzenklubs der Premier League gibt es wohl nur zwei Möglichkeiten: Real Madrid oder Saudi-Arabien.

Warum sollte Mbappé nach Saudi-Arabien gehen?

Geld spielt keine Rolle in der saudi-arabischen Pro League. Die fußballerische Imagekampagne der absoluten Monarchie könnte mit Mbappé den nächsten großen Star ins Land bringen. Al-Hilal ist einer von vier heimischen Klubs, die der saudi-arabische Staatsfonds mehrheitlich übernommen hat und seitdem große Stars ins Land holt.

Dass Al-Hilal nun bereit sein soll, im Gesamtpaket aus Ablöse und Gehalt eine Milliarde Euro zu zahlen, mag irrsinnig wirken - es ist für viele Beteiligte aber sinnvoll: Saudi-Arabiens Sportswashing hätte ein weiteres attraktives Element, Paris bekäme eine Ablöse von rund 300 Millionen und Mbappé würde in dem einen Jahr 700 Millionen verdienen. Mit dann 25 Jahren könnte er immer noch nach Madrid wechseln.

Der größte Nachteil für Mbappé wäre der Verlust der Bühne der europäischen Champions League. Al-Hilal ist für die asiatische Champions League qualifiziert und scheiterte in der Vorsaison erst im Finale. Doch sportlich wäre es für Mbappé wohl ein eher verlorenes Jahr.

Al-Hilal 2023 im König-Fahd-Stadion beim Hinspiel im Finale der AFC Champions League gegen Urawa Red Diamonds aus Japan

Al-Hilal 2023 im König-Fahd-Stadion beim Hinspiel im Finale der AFC Champions League gegen Urawa Red Diamonds aus Japan

Was will Paris Saint-Germain?

PSG ist als Eigentum von Katars Staatsfonds gewiss nicht in Geldnot, muss zur Einhaltung der Regeln des Financial Fairplay der UEFA aber dringend Einnahmen aus dem Fußballgeschäft vorweisen. Mbappé als einen der besten Fußballer der Welt im Sommer 2024 ablösefrei ziehen zu lassen, wäre gerade in dieser Hinsicht die schlechteste Lösung für PSG.

Der Klub strich Mbappé aus dem Kader für eine Japan-Reise in der Saisonvorbereitung. PSG übt damit Druck aus, um Mbappé zur Vertragsverlängerung zu bringen oder einen Wechsel noch in diesem Sommer herbeizuführen, der eine Ablösesumme bringt. Damit wäre der Handlungsspielraum auf dem Transfermarkt wieder groß - vor allem, wenn es zur Zahlung der gigantischen Summe aus Saudi-Arabien kommen sollte. Paris versucht, nach außen konsequent zu handeln, Spielergewerkschaften üben bereits Kritik am Vorgehen des Klubs. Doch die Position von PSG bei dieser Personalie ist grundsätzlich schwach, das Heft des Handelns hält Mbappé in der Hand.

2025? Wohl eher nicht. Kylian Mbappé mit PSG-Präsident Nasser Al-Khalaifi bei seiner Vertragsverlängerung 2022

2025? Wohl eher nicht. Kylian Mbappé mit PSG-Präsident Nasser Al-Khalaifi bei seiner Vertragsverlängerung 2022

Könnte sich Real Madrid das überhaupt leisten?

Im europäischen Fußball haben sich die finanziellen Kräfteverhältnisse nach England verschoben. Italiens Vormacht ist lange beendet, der FC Barcelona macht wegen hoher Schulden schon länger keine ganz großen Sprünge mehr, aus der Bundesliga spielen nur die Bayern manchmal in Europas Spitze mit.

Es bleibt außerhalb Englands in Europa nur Real Madrid. Der spanische Spitzenklub steht finanziell grundsätzlich ordentlich da, obwohl der Klub schon Jude Bellingham von Borussia Dortmund für 103 Millionen Euro geholt hat. Die größte finanzielle Sorge Madrids ist unsportlicher Art: Der Umbau des Bernabeu-Stadions wird immer teurer, von zunächst veranschlagten 575 Millionen Euro sind die Kosten auf rund eine Milliarde gestiegen.

Jude Bellingham bei seiner Vorstellung bei Real Madrid

Jude Bellingham bei seiner Vorstellung bei Real Madrid

In Sachen Mbappé hat Real Madrid keine Eile. Das Verhältnis zu PSG ist seit Jahren angespannt, eine zu hohe Ablöse wird der Klub auch mit Blick auf den Stadionumbau kaum zahlen. Im Notfall könnte Real darauf warten, dass Mbappé ablösefrei kommt - egal, ob aus Saudi-Arabien oder aus Paris. Und ablösefrei ist nicht kostenlos, ein hohes Gehalt wird Mbappé auch in Madrid kassieren.

Welche Folgen können für andere Klubs entstehen?

Die Personalie Mbappé bringt den Transfermarkt an der Spitze des europäischen Fußball ins Stocken. Sollte Mbappé wie von PSG gewünscht wechseln und eine Ablöse bringen, hätte Bayern München möglicherweise eine mächtige Konkurrenz bei der Verpflichtung des Stürmers Harry Kane von Tottenham Hotspur. Auch Manchester United soll möglicherweise Interesse haben.

Die Situation von Kane ist ganz ähnlich zu der von Mbappé: Der "Telegraph" berichtet, dass Tottenhams Besitzer Joe Lewis den Klub-Präsidenten Daniel Levy anwies, Kane zu verkaufen, falls er nicht zu einer Verlängerung seines 2024 auslaufenden Vertrags bereit ist.

Harry Kane im Trikot von Tottenham Hotspur

Harry Kane im Trikot von Tottenham Hotspur