Inaki und Nico Williams

Im Finale der Copa del Rey Bilbao träumt vom ersten Titel seit 40 Jahren

Stand: 01.03.2024 12:21 Uhr

Athletic Bilbao steht im Finale des spanischen Pokals und könnte zum ersten Mal seit 1984 einen Titel holen. In der Liga haben die Basken die Champions League im Visier, gegen den FC Barcelona soll der Höhenflug weitergehen.

Von Frank van der Velden

Es gibt Jubiläen und Jahrestage, die nun wirklich niemand haben und erst recht niemand feiern will. Zwar erinnert man sich bei Athletic Bilbao noch gerne an das Jahr 1984 zurück, als der Klub aus dem Baskenland unter Trainer Javier Clemente das Double aus spanischer Meisterschaft und Pokal gewann, doch man wird sich dann auch schmerzlich bewusst, dass das jetzt schon 40 Jahre her ist.

Abgesehen vom Gewinn des künstlich aufgeblasenen Supercups im Jahr 2021 in Saudi-Arabien gab es seitdem nichts mehr zu feiern.

Im Finale der Copa del Rey

Der Klub und seine Anhänger sehnen sich nach einem großen Erfolg. Denn Athletic ist eine große Nummer in Spanien. Seit der Gründung der Primera División 1928 ist der Verein ununterbrochen erstklassig und damit neben Real Madrid und dem FC Barcelona die einzige Mannschaft, die noch nie absteigen musste.

Jetzt könnte es klappen mit einem Titel. Denn die "Löwen" stehen im Finale des spanischen Pokals. Am Mittwoch (29.02.2024) gewannen sie das Halbfinal-Rückspiel gegen Atletico Madrid überraschend deutlich mit 3:0 (2:0). Schon das Hinspiel hatten die "Rot-Weißen" Anfang Februar für sich entschieden (1:0). Am 6. April trifft die Mannschaft von Trainer Ernesto Valverde im Endspiel in Sevilla nun auf Real Mallorca. Dort ist das Team Favorit, denn erst zuletzt gab es in der Liga einen klaren 4:0-Erfolg gegen den Klub von der Urlaubsinsel.

Brüder Williams schießen Bilbao zum Sieg

Im Mittelpunkt standen am Mittwoch mal wieder die Brüder Inaki und Nico Williams, die den Sieg mit ihren Treffern einleiteten. Inaki brachte Bilbao in der 13. Minute nach Vorlage seines Bruders in Führung. Kurz vor der Halbzeitpause war das Zusammenspiel der Geschwister erneut erfolgreich: Dieses Mal traf Nico aus kurzer Distanz nach Vorarbeit von Inaki (42.). Gorka Guruzeta (61.) sorgte dann für die endgültige Entscheidung. Getrübt wurde die Freude über den Coup durch Ausschreitungen rund um die Partie. Vor dem Anpfiff griffen Hooligans von Athletic Fans aus Madrid und später vor dem Stadion auch Polizisten an.

In der Liga jetzt gegen Barcelona

Die Brüder Williams hatten Athletic schon ins Halbfinale gebracht. Im Viertelfinale machten sie beim 4:2-Sieg gegen den FC Barcelona in der Verlängerung die beiden entscheidenden Tore, nach 90 Minuten hatte es 2:2 gestanden.

Eben jener FC Barcelona kommt jetzt am Sonntag zum Ligaduell nach Bilbao. Es ist ein Spitzenspiel. Barca ist Tabellendritter, Athletic steht auf Rang fünf, nur drei Punkte fehlen dem Team auf einen Champions-Leaue-Platz.

Immer noch nur Basken erwünscht

Das alles ist sehr bemerkenswert, denn der stolze Klub vertritt immer noch die Philosophie und Politik, nur baskische Spieler aufzustellen. Wer kein waschechter Baske ist, der muss zumindest als Jugendlicher bei einem baskischen Verein gespielt haben. Da das Gebiet übersichtlich ist, konzentriert sich der Klub vor allem auf die eigene Jugendarbeit. In Spanien heißt es deshalb: Spieler werden von Bilbao nicht gekauft, sie werden dort gemacht. 

Rechtsaußen Inaki Williams, dessen Eltern aus Ghana stammen, wurde in Bilbao geboren. Der 29-Jährige spielt seit 2012 für Athletic oder das Farmteam CD Baskonia, was einmal mehr die große Verbundenheit zwischen dem Klub und seinen Spielern zeigt. Linksaußen Nico ist acht Jahre jünger, kam in Pamplona zur Welt und kickte dort zunächst beim CA Osasuna. Gegen Barcelona muss Bilbao allerdings ohne seine Flügelzange und Inaki ohne seinen Bruder Nico auskommen, denn der sitzt eine Gelb-Rot-Sperre ab.

In Liga und Pokal kommen die Brüder gemeinsam auf 17 Treffer. Bilbaos erfolgsreichster Torschütze ist Mittelstürmer Gorka Guruzeta, der zwölfmal einnetzte. Guruzeta stammt übrigens aus dem nahen San Sebastian.

Valverde schon zum dritten Mal in Bilbao

Die Klub-Philosophie betrifft auch die Trainer, die entweder alle aus dem Baskenland oder aus dem Ausland stammen. Von 1992 bis 1994 stand Jupp Heynckes an der Linie. Valverde ist zwar nicht in der Region geboren, begann seine Karriere aber bei Deportivo Alavés, einem Klub aus Vitoria-Gasteiz, der Hauptstadt des Baskenlandes. Nach 2003 bis 2005 und 2013 bis 2017 ist Valverde schon zum dritten Mal Trainer bei Atheltic. Aber auch den nächsten Gegner, den FC Barcelona kennt er bestens: Von 2017 bis 2020 betreute der 60-Jährige die Katalanen.

Auf der Euphoriewelle

Gegen "Barca" will Bilbao die Euphoriewelle mitnehmen und einen Sieg landen. Es wären wichtige Punkte im Kampf um einen Champions-League-Platz. Dort spielte Bilbao bisher zweimal, kam aber weder 1998/99 noch 2014/15 über die Gruppenphase hinaus.

Doch vor allem fiebert die Stadt jetzt dem Pokalfinale entgegen. Wie sehr, verdeutlicht ein Satz, den der ehemalige Profi Julen Guerrero mal gesagt hat, der epische 24 Jahre (1982 bis 2006) für Bilbao spielte: "Ein einziger Titel mit Athletic ist genauso viel wert, wie zehn Titel mit Real Madrid."