Niclas Füllkrug bejubelt seinen Treffer zum 1:1-Ausgleich an der Seitenlinie mit Bundestrainer Hansi Flick.
analyse

FIFA WM 2022 Deutschland mit Steigerung in allen Bereichen - auch beim Trainer

Stand: 27.11.2022 23:39 Uhr

Deutschland holt einen Rückstand gegen ein starkes Spanien auf und hat nun doch ganz gute Chancen, das Achtelfinale der WM 2022 zu erreichen. Vieles lief besser als gegen Japan, auch bei Bundestrainer Hansi Flick.

Von Marcus Bark, Al Khor

Der Druck war der deutschen Nationalmannschaft durch den Sieg Costa Ricas ein bisschen genommen worden. Aber er war immer noch enorm, gerade für Bundestrainer Hansi Flick. Bei der 1:2-Niederlage gegen Japan verpasste er den Moment, die Ausrichtung zu ändern und der Mannschaft eine defensivere Spielweise zu verordnen, um den Vorsprung zu sichern. Auch mit einigen Wechseln lag er schief.

Flicks Joker stechen

Nach dem Spiel gegen Spanien wird die Kritik für ihn deutlich angenehmer ausfallen. Sowohl die Taktik als auch die Wechsel passten. Niclas Füllkrug erzielte den Ausgleich zum 1:1-Endstand, der Angriff wurde eingeleitet von Lukas Klostermann und Leroy Sané, die ebenfalls beide eingewechselt worden waren.

Aber auch über diesen Moment hinaus zeigten die personellen Veränderungen Wirkung. Noch wichtiger als die Wechsel während der Partie waren Änderungen in der Anfangsformation. "Leon Goretzka gehört in die Startelf, allein wegen seiner Dynamik, und Niklas Süle ist einfach ein Innenverteidiger", sagte der französische Weltmeister Bixente Lizarazu der Sportschau. Der frühere Profi des FC Bayern arbeitet als Fernsehexperte bei der WM in Katar.

Leise Kritik äußerte Lizarazu daran, dass Thomas Müller zunächst im Angriffszentrum begann statt eines "richtigen Mittelstürmers".

Deutsche Defensive zunächst sicher

So fehlte dem deutschen Spiel vor allem in der ersten Halbzeit die Wucht, die Füllkrug später brachte. Allerdings war der Plan auch in erster Linie darauf ausgerichtet, den enorm ballsicheren Spaniern die Wege zu verstellen, vor allem in die gefährlichen Zonen. Spanien gab in der ersten Halbzeit aus dem Strafraum keinen Schuss auf das Tor von Manuel Neuer ab.

Thilo Kehrer arbeitete solide auf der Position des rechten Verteidigers, wurde dann später rechtzeitig ausgewechselt, um der Gefahr einer Gelb-Roten Karte zu entgehen.

Goretzkas Hereinnahme zahlt sich aus

David Raum spielte auf der linken Seite deutlich defensiver als in der Partie gegen Japan. Die Hereinnahme eines weiteren zentralen Mittelfeldspielers mit Goretzka zahlte sich aus, denn so fiel es Joshua Kimmich leichter, seine Position auf der Sechs zu halten. Die Gefahr, mit einem Konter der Spanier überrumpelt zu werden, wurde damit deutlich gesenkt.

Flick lobt Mentalität und Kampfkraft

"Es war ein Spiel auf Augenhöhe", sagte Flick nach der Partie im Stadion Al Bayt, und das stimmte angesichts der Steigerung in der Offensive nach der Pause. Anders als in vielen Spielen zuvor gegen starke Gegner hielt die DFB-Auswahl ihre Konzentration mit ganz wenigen Ausnahmen hoch. Der Bundestrainer lobte: "Wir haben 90 Minuten herausragend gefightet und Mentalität gezeigt."

Das sei das Ziel gewesen, um die Grundlage für eine Leistung und ein Ergebnis zu schaffen, das eine gute Chance auf das Erreichen des Achtelfinales bietet.

Luis Enrique: "Deutschland gehört weiter zu den Favoriten"

Vielleicht, so Flick, sei das Spiel gegen Spanien die "Initialzündung gewesen, die wir brauchen". Spaniens Trainer Luis Enrique sah das jedenfalls so: "Deutschland ist immer noch eine Fußballmacht. Sie gehören weiter zu den Favoriten."