
DFB-Pokal-Finale gegen Bielefeld Stiller führt Stuttgart zum Titelgewinn
Angelo Stiller hat nach überstandener Bänderverletzung den VfB Stuttgart zum Titelgewinn im DFB-Pokal geführt. Bald-Zweitligist Arminia Bielefeld war im Endspiel nach zwei vergebenen hochkarätigen Chancen am Ende chancenlos. Die Schwaben besiegten den Underdog aus der 3. Liga mit 4:2 (3:0). Es war der erste Titelgewinn für den VfB nach der Meisterschaft 2007 und bedeutet die Europa-League-Teilnahme in der kommenden Saison. Für Bielefeld endete ein alles in allem sagenhafter Pokal-Wettbewerb - ohne Happy End.
Stiller, von Coach Sebastian Hoeneß von Beginn an aufgeboten, war an den drei ersten Treffern der Schwaben beteiligt: Zuerst bediente er Nick Woltemade, der unwiderstehlich das 1:0 erzielte (15.). Vor dem 2:0 leitete der Nationalspieler mit einem weiten Ball den Konter ein, den Enzo Millot vollendete (22.) und auch beim 3:0 durch Deniz Undav war der 24-Jährige der Vorbereiter (28.). Millots zweites Tor (66.) machte endgültig den Deckel auf Stuttgarts Pokaltriumph. Das 1:4 der Bielefelder vom 150 Sekunden zuvor eingewechselten Julian Kania verschaffte den Ostwestfalen noch einmal Rückenwind(82.), der stärker wurde, als Stuttgarts Vagnoman unglücklich per Kopf ins eigene Tor traf (85.). Dann aber pfiff Schiedsrichter Christian Dingert nach fünf Minuten Nachspielzeit ab und entließ die Stuttgarter in eine rauschende Jubelnacht.
"Wir haben auch Glück gehabt, dass wir das erste Tor nicht kassieren", sagte Hoeneß nach dem Abpriff zur Sportschau, "wir sind überglücklich. Wir haben einen Titel gewonnen und Geschichte geschrieben." Und er fügte hinzu: "Und jetzt sind wir uns alle einige, dass es eine großartige Saison war." "Es ist ein Traum, der wahr geworden ist", sagte der gebürtige Berliner Maximilian Mittelstädt zur Sportschau, "und jetzt als Pokalsieger nach Berlin zurückzukehren, ist unglaublich."

Die Mannschaft des VfB Stuttgart mit dem Pokal
Arminen-Coach Mitch Kniat berichtete von Katerstimmung: "Die Stimmung in der Kabine ist natürlich nicht gut, und ich bin auch enttäuscht", aber gleichzeitig war der Coach auch zufrieden: "Auf das, was wir über die ganze Saison erreicht haben, bin ich richtig stolz." Der Drittligist hatte auf dem Weg ins Finale vier Bundesligisten und einen Zweitligisten geschlagen. Außerdem steigt DSC als Meister in die zweite Liga auf.
Arminia verliert die Partie in den ersten zwölf Minuten
Die Partie hätte einen völlig anderen Verlauf nehmen können, wenn die Bielefelder in den ersten zwölf Minuten nicht nur aggressiv, sondern auch eiskalt gewesen wären. Es waren keine 30 Sekunden absolviert, als Louis Oppie von links nach einem schnellen Vorstoß scharf vors Tor passte und Sarenren Bazee versuchte, in den Ball zu rutschen, aber einen Schritt zu spät kam.
Deutlich eklatanter dann das "Hätte, hätte, Fahrradkette" in der zwölften Minute: Wieder über die rechte Abwehrseite der Stuttgarter kam Joel Grodowski nach vorne und passte nach innen. Oppie verlängerte den Ball etwas glücklich, so dass Bazee sehr frei aus kurzer Distanz vor VfB-Keeper Alexander Nübel zum Abschluss kam. Der Armine wollte den Führungstreffer einfach zu schön machen und schoss den Ball ans Quergebälk. Mit den beiden vergebenen Chancen war das Bielefelder Momentum zerstört.
Hälfte eins: Stiller-Festspiele
Die Kaltschnäuzigkeit und die Übersicht von Stiller brachten die Bielefelder danach sehr hart auf den Boden der Tatsachen zurück. Nach einem Abschlag von DSC-Keeper Jonas Kersken nutzte der Regisseur eine Unsicherheit von Arminen-Käpitän Mael Corboz aus und schickte Woltemade auf die Reise. Der Neu-Nationalspieler schüttelte seinen Bielefelder Gegenspieler locker ab und überwand Kersken mit einem platzierten Schuss.
Nach einer Bielefelder Ecke schlug Stiller dann den Ball aus der eigenen Abwehr. Sam Schreck und Marius Wörl behinderten sich gegenseitig und eröffneten den VfB-Angreifern die ideale Kontermöglichkeit, bei der Undav im richtigen Zeitpunkt zu Millot passte.
Und auch das dritte Tor entstand unter Mithilfe von Arminia Bielefeld: Maximilian Großer ging beim Spielaufbau unnötig ins Dribbling gegen Stiller, der sich den Ball schnappte. Wieder schaltete die Nummer 6 blitzschnell und passte perfekt steil auf Undav, der nervenstark vollstreckte.
VfB-Fans feiern, Arminen-Anhängerschaft hält mit
Unter den Dauergesängen der früh den Sieg befeiernden Stuttgarter Fans und der ebenfalls nie nachlassenden Unterstützung der Arminia-Anhängerschaft ging der Bundesligist im zweiten Spielabschnitt zu leichtfertig mit seinen Chancen um: Woltemade scheiterte an Kersken (47.), Undav zielte neben das Tor (51.) und beide zusammen vertändelten aussichtsreich (54.).

Stuttgarts Nick Woltemade jubelt über das 1:0.
Arminia Bielefeld konnte gegen den in der abgelaufenen Saison noch zwei Klassen höher gespielt habenden VfB nicht mehr zulegen und musste sich darauf verlegen, kein Debakel zu erleiden. Dies gelang nur leidlich, weil - erneut nach einem Bielefelder Fehler, diesmal durch Oppie - Millot aus halbrechter Position den Ball unhaltbar ins Tor schoss.
Eine Viertelstunde vor dem Ende war die Arminia nah dran am Ehrentreffer, doch Nübel parierte zuerst stark gegen einen strammen Schuss von Stefano Russo und wenig später gegen einen Versuch aus spitzem Winkel von Leon Schneider.
Bielefelder bejubeln späte Treffer
Als Bielefelds Christopher Lannert sich auf der rechten Seite durchsetzte und scharf nach innen passte, stand Julian Kania genau richtig. Fünf Minuten später wollte Josha Vagnoman eine Flanke von rechts zurück zu Tormann Nübel köpfen, platzierte den Ball aber passgenau und unhaltbar neben den Pfosten in die eigenen Maschen.

Fans von Arminia Bielefeld
Bielefeld blieb nun am Drücker und versuchte, die Gunst der späten Stunde zu nutzen. Nach einer Ecke in der Nachspielzeit fand zuerst Lukas Kunze seinen Meister im Stuttgarter Keeper, und Joel Felix kam gegen den Tormann der Schwaben ebenfalls nicht zum Erfolg.
Bielefeld kam zu spät zurück in die Partie - Stuttgart feiert. VfB-Coach Sebastian Hoeneß erlangte in seinem 99. Spiel als Trainer der Stuttgarter seinen ersten Titel und ist der Dritte aus der erfolgreichen Familie Hoeneß, der den Pokal in die Höhe recken darf: Vater Dieter gewann den Cup als Spieler dreimal, Onkel Uli als Spieler einmal und als Manager neunmal.