Erste Runde im DFB-Pokal DFB-Pokal - Diese Außenseiter hoffen auf die Sensation

Stand: 05.08.2021 11:42 Uhr

An diesem Freitag beginnt der steinige Weg nach Berlin wieder. 64 Mannschaften trennen im DFB-Pokal nur fünf Siege vom großen Ziel, am 21. Mai 2022 im Berliner Olympiastadion im Finale zu stehen.

Den größten Reiz bezieht der Pokal-Wettbewerb aus dem Wettstreit zwischen David und Goliath. Wer sind die Außenseiter, die abseits des Profifußballs an der Überraschung gegen einen Erstligisten arbeiten?

Lok Leipzig - Bayer Leverkusen (Samstag 15.30 Uhr)

Das Bruno-Plache-Stadion mag nicht den Anforderungen einer modernen Arena entsprechen, dafür ist es der steinerne Beleg für die besseren Zeiten bei Lok Leipzig. Ein Kultverein aus DDR-Zeiten, der sich in der Regionalliga Nordost eingenistet hat. Trotz Urlaubszeit und personalisierter Tickets setzt Lok-Sportchef Torsten Kracht darauf, dass die Mannschaft, beflügelt von den erlaubten 6.000 Fans, an die Leistungsgrenze geht. Regionalligist gegen Champions-League-Anwärter, geht da was?

"Eigentlich nicht, aber wenn alles zusammenkommt, ist da vielleicht eine klitzekleine Chance", sagt Heiko Scholz, der inzwischen zum Trainerteam des Zweitligisten Dynamo Dresden gehört. Mit Lok Leipzig gewann er 1987 den FDGB-Pokal, das DDR-Pendant zum DFB-Pokal, 1993 stand er als Aktiver bei Bayer Leverkusen auf dem Rasen im Berliner Olympiastadion, als die Werkself 1993 eben den heutigen Cup gegen die zweite Mannschaft von Hertha BSC gewann.

SpVgg Oberfranken Bayreuth - Arminia Bielefeld (Samstag 15.30 Uhr)

Es sieht bislang ganz gut aus in der Regionalliga Bayern für die SpVgg Bayreuth. Nach fünf Spieltagen stehen vier Siege zu Buche, Platz drei. Erst am Dienstag (03.08.2021) wurde die zweite Mannschaft vom 1. FC Nürnberg in die Schranken gewiesen. Nun aber kommt mit Arminia Bielefeld ein anderes Kaliber.

Aber unweigerlich erinnern sich die älteren Semester bei den Oberfranken an den 12. Januar 1980, als im DFB-Pokal ein 1:0-Sieg über den FC Bayern München gelang, der am Ende jener Saison die deutsche Meisterschaft gewann. Erst im Viertelfinale (das auch bereits 1977 erreicht worden war) schied Bayreuth gegen den FC Schalke 04 aus. Die Vorfreude in Bayreuth wird nur dadurch getrübt, dass offenbar gefälschte Tickets bei Drittanbietern angeboten werden. Der Verein rät dringend von deren Erwerb ab. Erlaubt sind im Hans-Walter-Wild-Stadion nur 5.000 Fans.

Wuppertaler SV - VfL Bochum (Samstag 15.30 Uhr)

Peter Neururer ist vor diesem Spiel der meistgefragte Mann. Als Vorstandsmitglied des Wuppertaler SV ist der 66-Jährige der erste Ansprechpartner. Und dem Spiel gegen seinen Ex-Klub fiebert nicht nur Neururer entgegen. "Das ist ein Westschlager alter Prägung. Es knistert an allen Ecken", sagte Neururer. "Das ist ein Highlight für mich." Für den WSV soll es der Startschuss in eine bessere Zukunft sein. Der ehemalige Bundesligist und Europacup-Teilnehmer ist tief gefallen.

"Der Verein", da ist sich Neururer aber sicher, "hat die Möglichkeit, sich wieder langsam nach vorne zu entwickeln". Dazu will er selbst einen Beitrag leisten. Er wolle seine große Erfahrung aus über 30 Jahren Bundesliga einfließen lassen. Neururer räumt aber auch ein, dass "die Aufgabe Neuland" für ihn sei. Seit Mai ist er im Vorstand des WSV. Das Ziel ist klar: Man wolle "den Traditionsverein in Gefilde führen, wo man von Leistungs-Fußball reden kann". Die erstmalige Teilnahme am DFB-Pokal seit der Saison 2007/08 ist ein Anfang.

BFC Dynamo - VfB Stuttgart (Samstag 15.30 Uhr)

Was war das für eine Hängepartie, bevor überhaupt feststand, dass der BFC Dynamo im DFB-Pokal mitspielen kann: Das Bundesgericht musste erst am Montag vergangener Woche (26.07.2021) die Revision von Blau-Weiß 1890 Berlin gegen das Berufungsurteil des BFV-Verbandsgerichts zurückweisen. Blau-Weiß hatte gegen den vom Berliner Fußball-Verband (BFV) modifizierten Modus geklagt.

Berlins Trainer Christian Benbennek gibt als Devise aus: Wir haben nichts zu verlieren, können genießen und nur gewinnen. Einer, der weiß, wie Sensation geht, ist Christian Beck. Mit dem 1. FC Magdeburg warf der 33-Jährige 2014/15 und 2017/18 den FC Augsburg raus, erzielte jeweils einen Treffer. Gegenüber dem Vereins-TV sagte Beck: "Warum soll uns keine Sensation gelingen? Es wird ein brutal schweres Spiel, aber wir freuen uns darauf und wollen alles raushauen."

Greifswalder FC - FC Augsburg (Samstag 15.30 Uhr)

Eine solche Euphorie hat es in Greifswald lange nicht gegeben: Bürgermeister Stefan Fassbinder hat an einer der wichtigsten Kreuzungen der 60.000-Einwohner-Kreisstadt in Mecklenburg-Vorpommern ein Banner aufhängen lassen: "Wir sind Greifswald, wir sind der GFC". Die meisten der 4.990 zur Verfügung stehenden Tickets sind vergriffen, die halbe Stadt drückt gegen den Bundesligisten die Daumen.

Trainer Martin Schröder gibt das Ziel aus: "Ein Tor schießen und das Spiel lange eng halten." Er übernahm zu Saisonbeginn das Amt, nachdem zuvor Roland Kroos die Greifswalder trainiert hatte. Der 61-jährige Vater von Weltmeister Toni Kroos und Bruder Felix ist jetzt als Sportdirektor tätig. Bekanntester Spieler ist Ronny Garbuschewski: Der 35 Jahre alte Routinier kam von BFC Dynamo, außerdem bestritt er sieben Bundesligaspiele für Fortuna Düsseldorf.

SV Babelsberg 03 - SpVgg Greuther Fürth (Samstag 18.30 Uhr)

Paukenschlag so kurz vor dem Pokal-Highlight: Nur vier Tage vor dem Erstrundenspiel trennten sich die Wege des Trainers Franko Uzelac und des Regionalligisten. "Für die künftige sportliche Entwicklung der ersten Mannschaft haben Vereinsführung und Trainer Vorstellungen entwickelt, die nicht mehr deckungsgleich sind", heißt es in einer Mitteilung des Vereins. Nun stellt vorerst Co-Trainer Jörg Buder die Mannschaft auf.

Babelsberg hat mit dem Pokal genügend Erfahrung: Die Filmstädter hatten sich Ende Mai mit dem zehnten Landespokaltitel zum alleinigen Rekordhalter im Landesverband Brandenburg gekürt. Im Finale setzte sich der Klub gegen den Ligakonkurrenten FSV Union Fürstenwalde durch - damals lag sich Uzelac noch mit dem Verantwortlichen in den Armen, zeigte sich Ende auch Juli auch noch beim offiziellen Fotoshooting bester Laune. So schnell kann es gehen.

Preußen Münster - VfL Wolfsburg (Sonntag 15.30 Uhr)

Fast ein Jahrzehnt war Preußen Münster der Inbegriff des typischen Drittligisten. Von 2011 bis 2020 spielte das Gründungsmitglied der Bundesliga in dieser Spielklasse, unter dem auch jetzt noch tätigen Trainer Sascha Hildmann musste der Klub wieder in die viertklassige Regionalliga West absteigen. Damit endete nach einer Dekade die erneute Periode des Profifußballs beim SCP.

Im DFB-Pokal gab es schon so manche schöne Episode: Unvergessen ist der 19. August 2012, als die Preußen in der ersten Runde den überheblichen SV Werder Bremen im heimischen Stadion in einem packenden Fight mit 4:2 düpierten. Danach war aber gegen den FC Augsburg schon wieder Schluss. Zwei Jahre später kam sogar der FC Bayern im Münsterland vorbei, siegte aber recht locker mit 4:1.

SV Elversberg - 1. FSV Mainz 05 (Sonntag 15.30 Uhr)

Der Slogan ist griffig: "Wir halten zusammen. Fußball für die ganze Familie." Damit wirbt der SV Elversberg, das sportliche Aushängeschild der saarländischen Gemeinde Spiesen-Elversberg im Landkreis Neunkirchen, rund 15 Kilometer nordöstlich von Saarbrücken. Hier im Hoheitsgebiet von einem Traditionsverein wie dem 1. FC Saarbrücken, wo auch der 1. FC Kaiserslautern noch viele Anhänger hat, muss ein Nischenklub über den Zusammenhalt kommen.

Der Bundesligist aus Mainz hat keine weite Anreise. Klar, dass die 2.600 Eintrittskarten in Kürze ausverkauft waren. Vergangene Saison wurde der SV Elversberg Vizemeister der starken Regionalliga Südwest, versuchte sich die vergangenen Jahre aber vergeblich am Aufstieg. Im Vorjahr gelang im Pokal ein Achtungserfolg, der Klub warf damals den Zweitligisten FC St. Pauli mit 4:2 aus dem Wettbewerb, zog dann aber gegen Borussia Mönchengladbach mit 0:5 den Kürzeren.

Carl Zeiss Jena - 1. FC Köln (Sonntag 15.30 Uhr)

Exakt 2.728 Zuschauer, davon 360 Gästefans, sind im Ernst-Abbe-Sportfeld erlaubt. Ob sie eine Sensation zu sehen bekommen? Die Gastgeber sind, gemessen an den eigenen Ansprüchen, in der Viertklassigkeit nicht gut gestartet. Nach drei Spielen in der Regionalliga Nordost hat der FC Carl Zeiss Jena bereits acht Punkte Rückstand auf Rang eins - und nur ein mickriges Törchen geschossen. Zuletzt gab es eine Nullnummer gegen Lok Leipzig. Auch für Sportchef Tobias Werner und Trainer Dirk Kunert ist das zu wenig.

Was macht Hoffnung? Carl Zeiss Jena gewann in DDR-Zeiten vier Mal den Pokal und stand 1981 sogar im Endspiel des Europapokals der Pokalsieger (1:2 in Düsseldorf gegen Dinamo Tiflis). Lang, lang ist's her. 2007/2008 schafften es die Thüringer noch einmal bis ins Halbfinale, scheiterten erst an Borussia Dortmund (0:3). Im vergangenen Jahr war Werder Bremen (0:2) eine Nummer zu groß. 2016 auch der FC Bayern (0:5), als das Ernst-Abbe-Sportfeld noch bis auf den letzten Platz gefüllt war.