Schalkes Derry John Murkin enttäuscht am Boden nach der Niederlage
analyse

Neuer Vorstandsvorsitzender Schalke 04 - Der Beginn der Sanierung

Stand: 11.10.2023 12:01 Uhr

Der FC Schalke 04 ist in vielen Bereichen in eine geradezu prekäre Situation gerutscht. Der Klub benötigt einen Wandel, der nun mit einigen Personalentscheidungen eingeläutet wurde.

Wenn bei großen Unternehmen der Wurm drin ist und das Geschäftsmodell nicht mehr so gut funktionieren will, dann ist häufig von einem Tanker die Rede, der überaus träge geworden ist. Dieses (Sprach-) Bild ließe sich derzeit auch ganz gut auf den FC Schalke 04 anwenden. Der Revierklub kommt seit einiger Zeit nicht mehr von der Stelle. Ganz im Gegenteil.

Rein sportlich sieht es derzeit geradezu verheerend aus, das Profiteam - selbst ernannter Aufstiegskandidat - steht derzeit vor dem Fall in die 3. Liga. Die Lage im Kerngeschäft des S04 ist bedrohlich, auch wenn die Saison noch lang ist. Die Warnzeichen sind eindeutig. Bei einem weiteren Abstieg wäre die Existenz des Klubs schlichtweg gefährdet.

Große Verantwortung für die Mitarbeiter

Auch in Sachen Sponsoring, den internen Strukturen und einigen anderen Bereichen hapert es seit längerer Zeit. Immerhin hat der Konzern Schalke Verantwortung für derzeit rund 400 festangestellte Mitarbeiter. Sowie zusätzlich für eine noch größere Anzahl an freien Mitarbeitern vor allem an Heimspieltagen. Die Finanzierung muss auch für die Zukunft sichergestellt werden - eigentlich eine Personal-Dimension eines besser gestellten Fußball-Bundesligisten.

Und zu allem Überfluss drückt den Klub weiterhin eine enorme Schuldenlast von rund 180 Millionen Euro, die die Handlungsfähigkeit der Verantwortlichen "auf Schalke" stark eingrenzt und einen harten Sparkurs unumgänglich macht. Eine Gemengelage, die nicht dazu geeignet ist, besonders optimistisch in die Zukunft zu schauen. Bei einem Unternehmen in vergleichbar prekärer Lage würde man wohl so langsam von einem Sanierungsfall sprechen.

Personeller Umbruch

Um diese vielfältigen Probleme in den Griff zu bekommen hat der FC Schalke 04 mit einem personellen Umbruch begonnen. Die Sanierung läuft an. Im sportlichen Bereich zu Beginn der Woche mit der Neubesetzung des Cheftrainerpostens. Der Belgier Karel Gearets soll das Team kurzfristig in sichere Fahrwasser und perspektivisch zurück in die Bundesliga führen.

Aber vor allem die Veränderung auf dem Posten des Vorstandsvorsitzenden dürfte einen nachhaltigeren Einfluss auf die Entwicklung des Klubs, der rund 178.000 Mitglieder zählt, haben. Der 39 Jahre alte Matthias Tillmann ist Nachfolger des glücklosen Bernd Schröder, der kürzlich vorzeitig beurlaubt wurde.

Matthias Tillmann ist neuer Chef vom Schalke 04

Matthias Tillmann ist neuer Chef vom Schalke 04

Vorwürfe des Klüngels

Tillmann, der seinen neuen Job am 1. Januar 2024 beginnt, scheint keine zufällige Wahl zu sein. Gemeinsam mit dem S04-Aufsichtsratsvorsitzenden Axel Hefer hatte der Finanzexperte - der bereits in New York und London arbeitete - sieben Jahre lang, unter anderem im Vorstand eines Unternehmens der Reisebranche gearbeitet. Dort hatte sich Tillmann als durchsetzungs- und entscheidungsstark erwiesen und schreckte auch nicht vor unpopulären Maßnahmen zurück.

Eigenschaften, die die Verantwortlichen offenbar auch als besonders wichtig für die Zukunft des Klubs erachten. "Wir sind der Überzeugung, dass wir für die weitere Entwicklung des Vereins jemanden an der Spitze brauchen, der über einen großen und ressortübergreifenden Erfahrungsschatz verfügt", sagte Hefer.

Für diese Personalie handelte sich Hefer nach Bekanntwerden vielfach den Vorwurf des Klüngels ein. Eine vertrauensvolle Arbeit mit einem ehemaligen, engen Kollegen scheint Hefer in diesen schwierigen Schalker Tagen allerdings bedeutender zu sein, als das Risiko dieser Entscheidung.

Wandel in ein modernes Unternehmen?

Aber was soll nun genau passieren? Nach Informationen der Sportschau soll die Umsetzungs-Geschwindigkeit von Entscheidungen - nicht zuletzt durch Tillmann - beim trägen Tanker Schalke deutlich erhöht werden - im Kleinen und im Großen. Um so die Handlungsfähigkeit deutlich zu erhöhen.

Zudem soll mithilfe von datenbasierten und umfangreichen Erhebungen den einzelnen Abteilungen klare Ziele vorgegeben werden. Etwa, was das Sponsoring und die Suche nach einem neuen Hauptsponsor angeht oder andere wichtige Bereiche. Die Veränderungen sollen künftig sogar bis in den sportlichen Kompetenzraum hineinreichen, etwa bei der Erhebung der Fittnesswerte der Profis.

Aus für Knäbel im nächsten Sommer?

Die "auf Schalke" besonders emotionale Herangehensweise des Fußballklubs soll näher an die Planbarkeit und die Strukturen eines modernen Unternehmens herangeführt werden. Tillmann, seit 1995 Schalke-Mitglied, ist kein ausgewiesener Fußballexperte, selbst spielte er im Amateurbereich viertklassig.

Dass unter diesen Voraussetzungen des Wandels Sportvorstand Peter Knäbel nach Mitte 2024, wenn sein Vertrag ausläuft, weiterhin verantwortlich in dieser Position sein wird, ist deshalb kaum anzunehmen. In den kommenden Monaten wird es wohl noch einige (Personal-) Veränderungen beim S04 geben.