2. Liga-Trainer Thomas Reis, Fabian Hürzeler, Robert Glatzel, Marco Richter

Schalke, Hertha, HSV und Co. Das sind die Aufstiegskandidaten in der 2. Liga

Stand: 28.07.2023 14:45 Uhr

Die Bundesligaabsteiger Schalke 04, Hertha BSC und natürlich der Hamburger SV - doch neben den üblichen Verdächtigen finden sich weitere Kandidaten, die im Aufstiegskampf der 2. Liga ein Wort mitreden könnten.

FC Schalke 04

Bundesliga-Absteiger Schalke 04 gilt als einer der Topfavoriten auf den Aufstieg - und schreibt sich dieses Ziel auch klar auf die Fahnen. "Wir möchten in die Bundesliga zurückkehren - denn das ist die Spielklasse, in die der Verein gehört", formuliert Trainer Thomas Reis den Anspruch der "Königsblauen". Für die Schalker Ambitionen spricht unter anderem die Bundesliga-Rückrundentabelle der vergangenen Saison, die Gelsenkirchener wurden mit 22 Zählern starker Achter.

Und sowohl die Mannschaft, die 2022 in die Bundesliga aufgestiegen war, als auch Trainer Reis, dem dies 2021 mit dem VfL Bochum gelang, können 2. Liga und wissen, wie man dort agiert. Zudem lief es im Trainingslager relativ rund. Zum Abschluss setzten die Gelsenkirchener mit dem 5:0 gegen polnischen Meister Gornik Zabrze um den ehemaligen deutschen Nationalspieler Lukas Podolski ein Ausrufezeichen.

Mit Marius Bülter (TSG Hoffenheim) und Rodrigo Zalazar (SC Braga) musste Schalke zwei wichtige Akteure ziehen lassen, vor allem der Abgang von Bülter hinterlässt im Sturm eine empfindliche Lücke. Demgegenüber stehen mit Ron Schallenberg (SC Paderborn), Paul Seguin (Union Berlin) und Lino Tempelmann (SC Freiburg) drei zentrale Neuverpflichtungen, die das Schalker Mittelfeld aufwerten dürften.

Nach dem Auftakt-Highlight beim Hamburger SV stehen den Schalkern in der 2. Liga erstmal vermeintlich leichtere Gegner ins Haus. Zeit also, um sich einzuspielen und zu finden. Erst am 7. Spieltag wartet mit dem FC St. Pauli der nächste nominell richtig starke Gegner.

Hertha BSC

Ist Hertha BSC nach dem Bundesligaabstieg ein Kandidat für den direkten Wiederaufstieg? Nominell schon, bei Hertha sind sie sich da aber noch nicht sicher. Trainer Pal Dardai mochte nach dem Trainingslager noch keine Einschätzung abgeben. Dafür sei es noch zu früh. Hertha befindet sich im personellen Umbruch und wird von argen Finanzproblemen geplagt. Dennoch: Mit Dardai hat die Hertha einen Trainer, der die Berliner Verhältnisse aus dem Eff-Eff kennt und für die "Alte Dame" brennt. Und in den Tests zeigten die Berliner bislang, was sie in der trostlosen Abstiegssaison meist vermissen ließen: Leidenschaft.

Auf den Abgang von Jessic Ngankam hatten die Berliner kürzlich mit der Verpflichtung von Smail Prevljak reagiert. Im Mittelfeld ist der Kader aktuell allerdings noch ausbaufähig. Wegen ihrer wirtschaftlich schwierigen Lage müssen die Berliner nach dem Abstieg Transfererlöse erzielen. Zuletzt verließ Lucas Tousart den Klub und wechselte zum Stadtrivalen 1. FC Union Berlin. Demgegenüber stehen mit Innenverteidiger Toni Leistner (VV St. Truiden) und Angreifer Fabian Reese (Holstein Kiel) zwei Neuzugänge, die direkt einzuschlagen scheinen. "Wir brauchen trotzdem noch ein paar Spieler", sagte Dardai. Denn der "zweite Anzug" sitzt noch nicht.

Zum Auftakt muss die Hertha bei Fortuna Düsseldorf ran. Und am 3. Spieltag wartet mit dem Hamburger SV der nächste dicke Brocken. Ob sich Trainer Dardai danach zu einer Prognose hinreißen lässt?

Hamburger SV

Es ist der sechste Anlauf: Erneut nimmt der Hamburger SV das Ziel Bundesligarückkehr in Angriff. In den vergangenen beiden Saisons scheiterte der HSV jeweils in der Relegation. "Wir fallen hin, wir bleiben aber nicht liegen, sondern stehen wieder auf", hatte Trainer Tim Walter nach der Relegationspleite gegen den VfB Stuttgart (0:3, 1:3) gesagt. Dass er die Chance zum Aufstehen bekommt, Walter geht in seine dritte Saison mit den Hamburgern, dokumentiert eine recht neue Unaufgeregheit, die der Mannschaft guttun dürfte.

Der HSV konnte seinen eingespielten Mannschaftskern weitgehend halten und mit Levin Öztunali, Enkelsohn der verstorbenen Klub-Legende Uwe Seeler, eine Neuverpflichtung mit Symbolcharakter landen. Dennoch sind die Sorgenfalten von Trainer Walter vor dem Zweitligaauftakt tief. Zeitweise fehlten im Trainingslager in Kitzbühel bis zu elf Profis, darunter vor allem Defensivspieler. Überschattet wurde das Trainingslager auch durch den Wadenbeinbruch von Mittelfeldspieler Anssi Suhonen.

Zum Zweitliga-Auftakt geht es für die "Rothosen" gleich richtig zur Sache, wenn Bundesligaabsteiger Schalke 04 im Volksparkstadion gastiert. Danach warten mit dem Karlsruher SC, Hertha BSC und Hannover 96 drei weitere anspruchsvolle Aufgaben.

FC St. Pauli

Es spricht für die Unaufgeregtheit beim FC St. Pauli, wenn die seit Tagen aktuellste Agenturmeldung davon handelt, dass der Verein als erster deutscher Profiklub nur noch Stadionwurst in Bio-Qualität anbieten will. Die Hamburger sind nach ihrer furiosen Rückrunde in der vergangenen Saison auf dem Teppich geblieben. Sage und schreibe 41 Punkte holte das Team da - nach 17 in der Hinrunde. Trainer Fabian Hürzeler hatte die Mannschaft im Dezember 2022 übernommen - und zu einem Team geformt, das von Sieg zu Sieg eilte. Kann St. Pauli die Rückrundenform der vergangenen Saison konservieren, dann muss es weiter nach oben gehen als auf den fünften Platz.

Hürzeler gibt sich bei den Saisonzielen zwar bedeckt, aber kämpferisch und formuliert den Anspruch, "jedes Spiel gewinnen zu wollen". Vom Stammpersonal verabschiedeten sich nur Kapitän Leart Paqarada und Offensivmann Lukas Daschner. Neu hinzu kamen unter anderem Hauke Wahl, Philipp Treu, Andreas Albers und Danel Sinani. Im Trainingslager und den Testspielen zeigten die "Kiezkicker" bislang starke Leistungen - auch, weil nicht nur der "erste Anzug" funktionierte.

Mit dem 1. FC Kaiserslautern und Fortuna Düsseldorf warten an den beiden ersten Spieltagen schon Gegner, die einen Fingerzeig auf die Frühform der St. Paulianer geben können. Das nächste Schwergewicht kommt am 7. Spieltag mit Schalke 04, das Stadtderby gegen den HSV steht am 15. Spieltag an.

Fortuna Düsseldorf

In der vergangenen Saison hat Fortuna Düsseldorf als Tabellenvierter die Aufstiegsplätze knapp verpasst. Und dieses Mal? Gibt es zumindest (noch) keine Kampfansage. Trainer Daniel Thioune will lieber Etappenziele statt von Beginn an ein großes Saisonziel auszurufen. Seit Thioune im Februar 2022 bei der Fortuna übernommen hat, geht es aufwärts: Nach Platz zehn in seiner ersten Saison nun auf Platz vier. "Daniel Thioune passt mit seiner Art und Weise perfekt zu Fortuna Düsseldorf", sagte Sportvorstand Klaus Allofs.

Auch die Saisonvorbereitung bot sportlich viel Anlass zur Freude. Es gab einen Sieg im Blitzturnier gegen die Ligakonkurrenten Osnabrück und Braunschweig, alle anderen Testspiele wurden gewonnen, auch die Generalprobe gegen den Bundesligisten VfL Bochum geriet mit einem 3:1-Sieg perfekt. Als großes "Aber" könnte sich jedoch die Kadergröße der Fortuna erweisen. Vor dem Saisonstart haben die Düsseldorfer mit Yannik Engelhardt und Vincent Vermeij erst zwei Spieler aus der 2. Mannschaft des SC Freiburg und mit Karol Niemczycki einen neuen Ersatztorhüter geholt. Demgegenüber stehen neun Abgänge, darunter Leistungsträger wie Dawid Kownacki (Werder Bremen) oder Christoph Klarer (Darmstadt 98). Der Kader ist mit aktuell 21 Spielern definitiv auf Kante genäht.

Das Auftaktprogramm der Fortunen hat es in sich: Nach dem ersten Heimspiel gegen Hertha BSC geht es zum FC St. Pauli, dann reist der SC Paderborn an.

Weitere Kandidaten

Der SC Paderborn 07 zählte schon vor dem spektakulären Transfer von Max Kruse zum erweiterten Kandidatenkreis. Nach Rang sechs in der Vorsaison könnte es für das offensivstarke Team von Trainer Lukas Kwasniok dieses Mal noch höher hinausgehen. Nach dem Bundesligaabstieg 2020 hat sich der SCP jedes Jahr in der Tabelle verbessert.

Die regelmäßig hohen Ambitionen bei Hannover 96 sind bekannt. Die Horrorserie der vergangenen Rückrunde ist vergessen und mit Marcel Halstenberg hat das Team von Trainer Stefan Leitl einen Coup in Sachen Neuverpflichtung gelandet. Halstenberg als Führungsspieler könnte bei Hannover für die dringend benötigte Stabilität sorgen, um im Aufstiegskampf mitzumischen.

Und noch ein spektakulärer Transfer: Durch die Rückkehr von Lars Stindl hat sich der Karlsruher SC zu einem Faktor im erweiterten Kreis der Aufstiegskandidaten entwickelt. Zur Eröffnung des neuen KSC-Stadions gegen den FC Liverpool glänzte Stindl bereits mit einem Treffer und einem Assist. Verleiht der erfahrene Stürmer dem Team von Trainer Christian Eichner mehr Stabilität, könnte sich der KSC durchaus zum Jäger entwickeln.