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Abstimmung über Investor "Wichtigste Entscheidung" der DFL steht an

Stand: 23.05.2023 15:34 Uhr

Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli, spricht im Interview mit der Sportschau von der "wichtigsten Entscheidung der DFL" seit der Gründung im Jahr 2000, vielleicht sei es sogar die wichtigste Entscheidung "nach Gründung der Bundesliga 1963".

Am Mittwoch (24.05.2023) soll auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) darüber entschieden werden, ob ein Investor ins Boot geholt wird.

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Wie ist das Prozedere?

Die DFL ist der Dachverband der jeweils 36 Klubs aus Bundesliga und 2. Liga. Jeder Klub wird bei der Abstimmung eine Stimme haben. Formell wird eine Zweidrittel-Mehrheit (24 Stimmen) benötigt, um den Investorenprozess fortzusetzen.

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Die beiden Geschäftsführer der DFL ließen aber in einem Interview mit dem Sportmagazin "kicker" durchblicken, dass sie eine stabilere Mehrheit wünschen. "Eine ganz dünne Zweidrittelmehrheit wäre kein guter Start und wir sollten das bedenken", sagte Oliver Leki, gleichzeitig Finanzvorstand beim SC Freiburg. Axel Hellmann, gleichzeitig Vorstandssprecher bei Eintracht Frankfurt, ergänzte: "Auch wenn eine Zweidrittelmehrheit formal reicht, sollten wir uns nach der Abstimmung noch einmal ehrlich in die Augen schauen und fragen: Ist es das, was wir wirklich für tragfähig halten?"

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Wie ist die Prognose?

Es könnte eng werden, denn einige Klubs haben sogar offen Widerstand angekündigt. Der FC St. Pauli, dessen Präsident Göttlich auch im Präsidium der DFL sitzt, hat sogar den Antrag gestellt, dass die Abstimmung verschoben wird, weil er noch zu wenig Informationen habe. Nach aktuellem Stand könne er daher nur mit "Nein" stimmen. Auch vom 1. FC Köln ist ein "Nein" zu erwarten, wie Vizepräsident Eckhard Sauren in einem ausführlichen Interview mit der Sportschau ausführte.

Andere Klubs kündigten in vertraulichen Gesprächen an, dass sie den von den meisten Fanszenen harsch kritisierten Plan ablehnen oder zumindest noch keine endgültige Entscheidung getroffen haben.

Wie geht es danach weiter?

Sollte der Plan abgelehnt werden, dürfte sich das Thema Investor für längere Zeit erledigt haben, denn schon 2021 gab es einen negativen Entscheid in der Mitgliederversammlung der DFL. Es ist nicht damit zu rechnen, dass der aufwändige und auch teure Prozess dann ein drittes Mal innerhalb weniger Jahre angeschoben wird.

Kommt die von der Geschäftsführung gewünschte breite Mehrheit zustande, geht der Prozess weiter. Dann folgen konkrete Verhandlungen mit den potenziellen Investoren. In einer weiteren Mitgliederversammlung - frühestens im Juli - würde dann entschieden, welche Private-Equity-Gesellschaft zum Zug kommt.

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Wer sind die Bewerber?

Anfangs waren es sechs potenzielle Investoren, die dazu eingeladen wurden, unverbindliche Angebote abzugeben. Jetzt sind es nur noch drei. Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Montag (22.05.2023) berichtete, ist mit der schwedischen Beteiligungsgesellschaft "EQT" ein Investor kurz vor der Abstimmung ausgestiegen. Gründe sollen sein, dass die DFL zu viel Geld verlange. Außerdem fürchte "EQT", zu wenig Mitgestaltungsrechte zu bekommen. Der Ausstieg an sich wurde der Sportschau aus Kreisen der Liga bestätigt.

Die drei verbliebenen Gesellschaften wären dann CVC, Advent und Blackstone.

Wie sieht der Plan der DFL genau aus?

Die DFL will eine Tochterfirma gründen und dort unter anderem die TV-Rechte bündeln, die einen Großteil der Einnahmen ausmachen. An den Erlösen dieser Firma soll der Investor dann beteiligt werden.

Wie beschrieben, muss ein Vertrag noch konkret ausgehandelt werden. Nach aktuellem Stand sieht es aber so aus, dass der Investor etwa zwei Milliarden Euro an die DFL zahlen wird, um für 20 Jahre mit 12,5 Prozent an den Erlösen der neuen Firma beteiligt zu werden.

Mit dem Geld des Investors, das nach Informationen der Sportschau in Tranchen über fünf Jahre ausgezahlt wird, will die DFL zum Wohl aller Klubs in Digitalisierung investieren und sich vor allem im Ausland besser vermarkten. Mehr als die Hälfte der angestrebten Summe soll allerdings direkt an die Vereine ausgezahlt werden, teilweise zweckgebunden, etwa für eine bessere Infrastruktur, teilweise aber auch zur freien Verfügung.