Podiumsdiskussion über den Einstieg eines Investors bei der DFL

Hellmann und Watzke bei Podiumsdiskussion Investor bei der DFL - die Zweifel bleiben

Stand: 22.05.2023 08:21 Uhr

Zwei mächtige Männer aus der DFL haben bei einer Podiumsdiskussion versucht, Fans die Furcht vor dem Einstieg eines Investors zu nehmen. Die Zweifel blieben, auch weil vieles noch - teilweise zwangsläufig - im Vagen bleibt.

Von Marcus Bark

Die Zeit drängt, obwohl es um ein sehr langfristiges Projekt geht. Am 24. Mai wird eine Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga grundsätzlich darüber entscheiden, ob ein Investor ins Boot geholt werden soll.

Ein paar Tage später fallen sportliche Entscheidungen, und vor allem die in der 2. Bundesliga und 3. Liga werden direkte Auswirkungen auf den Prozess haben. Mindestens zwei der Klubs, die jetzt noch unter dem Dach der DFL sind, werden es dann wegen des Abstiegs aus der 2. Liga nicht mehr sein, mindestens zwei, die aus der 3. Liga aufsteigen, hingegen schon. Die Neuen würden dann - mindestens eine Zwei-Drittel-Mehrheit unter 36 Klubs am 24. Mai vorausgesetzt - voraussichtlich im Juli darüber entscheiden, auf welche Private-Equity-Gesellschaft die Wahl fällt.

Warum diese Eile, wenn es doch um eine Beteiligung geht, die mindestens über 20 Jahre laufen soll?

Das war eine der vielen Fragen, die am Montagabend bei einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion in Dortmund gestellt wurden. Axel Hellmann, bis zum Ende des Investorenprozesses noch Geschäftsführer der DFL, saß zusammen mit Hans-Joachim Watzke auf dem Podium. Watzke ist Aufsichtsratsvorsitzender der DFL, den Fragen stellte er sich aber hauptsächlich als Geschäftsführer von Borussia Dortmund, denn die Veranstaltung wurde von der Fanabteilung des Klubs und dem Bündnis "Südtribüne Dortmund" organisiert. Drei Vertreter der Fanszene saßen ebenfalls auf dem Podium, etliche weitere mischten sich unter die etwa 300 Gäste.

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Dortmunds Fans reagieren allergisch auf solche Transaktionen

Viele Fans von Borussia Dortmund reagieren allergisch auf Transaktionen, bei denen Erlöse aus der Zukunft vorgezogen ausgezahlt werden. Darum geht es bei dem geplanten Deal der DFL. Nach aktuellem Stand soll der Investor etwa zwei Milliarden Euro auf einen Schlag zahlen, damit er für die künftigen "20 bis 22 Jahre" (Hellmann) 12,5 Prozent der Erlöse an einem DFL-Tochterunternehmen erhält, das als teuerstes Produkt die Medienrechte verkauft.

Als Borussia Dortmund zu Beginn des Jahrtausends, damals schon an der Börse notiert, in finanzielle Schieflage geriet, waren vorgezogene Zahlungen in Mode bei der damaligen Geschäftsführung. Vor der Insolvenz gerettet wurde der Klub vor allem auch durch eine US-Investmentbank.

Watzke will Furcht vor "Heuschrecken" nehmen

"Morgan Stanley war auch eine Heuschrecke. Daran möchte ich erinnern", sagte Watzke, um die Furcht vor Private-Equity-Gesellschaften zu nehmen, die als "Heuschrecke" bezeichnet werden.

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Es ist aber weniger die Gier nach hoher Rendite, die Fans abschreckt, als vielmehr die Angst, dass eine Beteiligungsgesellschaft Einfluss nehmen und den Fußball weiter verändern wird.

Keine weitere Zerstückelung der Spieltage

Hellmann beruhigte. Es werde weder eine weitere Zerstückelung des Spieltages noch Spiele in Saudi-Arabien geben. Watzke sagte: "Ich kämpfe nicht seit 20 Jahren für den Erhalt von 50+1, damit ich hier durch die Hintertür ein Trojanisches Pferd in die Bundesliga lasse, das alles, für das ich bis jetzt gestanden habe, konterkariert."

Die Fans beruhigte das weniger, denn über eine so lange Laufzeit dürften viele andere Menschen die Klubs und auch die DFL führen. Zudem bemängelten sie, dass nur ein kleiner Kreis eine so wichtige Entscheidung treffe. Sie forderten, dass die Mitglieder der Klubs ebenfalls darüber debattieren und abstimmen sollten. Hellmann entgegnete, dass die Vereine gewählte Vertreter in die DFL entsenden und somit der Mitbestimmung Genüge getan werde.

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Skepsis bei den Fans hält an

Etwa zwei Stunden wurde in Dortmund sachlich diskutiert. Hellmann und Watzke führten aus, dass die DFL das Geld dringend benötige, um vor allem auf internationalen Märkten bald die Erlöse deutlich zu steigern, und die Klubs das Geld bräuchten, um die Verluste aus der Zeit der Pandemie auszugleichen.

Die Fans blieben skeptisch, da gerade Corona gezeigt habe, dass Fußballklubs sehr kurzfristig denken und das Geld, das ihnen zur Verfügung steht, vor allem in Transfers und Gehälter stecken.

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Axel Hellmann, Vorstandsvorsitzender von Eintracht Frankfurt mit Vergangenheit in der Kurve, gab ihm zu einem gewissen Teil recht. Er plädierte dafür, dass die Kostenseite mehr in den Blick rücke und diese von der DFL stärker kontrolliert werde. Hellmann sprach sich für einen "Salary Cap" aus, also ein gedeckeltes Gehaltsbudget.

Phase der konkreten Verhandlungen steht noch bevor

Schon öfter wurde das ins Spiel gebracht, ohne konkrete Vorschläge zu diskutieren. Es blieb vieles im Vagen, und so war das auch am Montagabend in Dortmund. Hellmann bat dafür um Verständnis. Zum einen könne er nicht alles preisgeben, um gegenüber den vier noch im Rennen befindlichen Investoren eine bessere Verhandlungsbasis zu haben, zum anderen würde die Phase der konkreten Verhandlungen auch erst nach dem 24. Mai beginnen.

Bis dahin sollen die kritischen Klubs in der DFL von Hellmanns Sicht überzeugt werden: "Ich kann an einem Investor nichts Dramatisches finden."