v.l.n.r.: Eckhard Sauren, Dr. Carsten Wettich (FC-Vizepräsidenten) und FC-Präsident Dr. Werner Wolf

Viel Geld für die Klubs? 1. FC Köln übt deutliche Kritik am Investoren-Deal der DFL

Stand: 23.05.2023 15:36 Uhr

Der Vorstand des 1. FC Köln hat deutliche Kritik am möglichen Investoren-Deal der DFL geäußert. Alternativen würden zu wenig berücksichtigt, die geplante Geldverteilung würde zudem die Unterschiede zementieren. Den Zeitplan nannte der FC "geradezu absurd".

In einem Newsletter an die Mitglieder des 1. FC Köln teilte der Vorstand am Sonntag (21.05.2023) mit, dass er es "entschieden ablehne", über die DFL zusätzliches Geld für die Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga bereitzustellen. "Die Weiterentwicklung eines Klubs und deren Finanzierung sind Managementaufgaben jedes einzelnen Klubs, nicht des DFL-Managements", schrieben Präsident Werner Wolf sowie die beiden Vizepräsidenten Carsten Wettich und Eckard Sauren.

Am 24. Mai entscheidet eine Mitgliederversammlung der 36 DFL-Klubs aus der Bundesliga und der 2. Bundesliga darüber, ob die Zusammenarbeit mit einem Investor grundsätzlich weiter verfolgt werden soll. Nötig ist die Zustimmung einer Zweidrittelmehrheit.

Kölner Vorstand: Es gibt "gute Alternativen"

Der FC-Vorstand kritisierte, dass Alternativen kaum in Betracht gezogen würden. "Ohne eine intensive Prüfung möglicher Alternativen darf eine Maßnahme, die den deutschen Profifußball in den nächsten 20 Jahren prägen würde, aber keinesfalls umgesetzt werden." Die drei Kölner Funktionäre betonten, dass es aus ihrer Sicht "gute Alternativen" gebe. Sie brachten einen Verkauf des Namensrechts an der Bundesliga oder eine neue "exklusive Anstoßzeit" ins Spiel. "Beide Beispiele müssen einem nicht gefallen, sie sind aber auf jeden Fall besser als die Beteiligung eines Investors an den Bundesligen."

Weitere denkbare Wege seien klassische Bankkredite oder Anleihen. Der FC-Vorstand stellt diesen Weg als finanziell günstiger dar. Mit dem auf einem der skizzierten Wege beschafften Geld könnte die von der DFL geplante Digitalisierung und Internationalisierung vorangetrieben werden, die der FC "grundsätzlich unterstütze". DFL-Interimsgeschäftsführer Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt) und DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke (Borussia Dortmund) hatten zuletzt einer Fremdfinanzierung - beispielsweise über Kredite - eine Absage erteilt.

Köln warnt: Investor würde entscheidende Mitbestimmung einfordern

Die Führung des 1. FC Köln warnte, dass aus ihrer Sicht eine Mitbestimmung durch den Investor drohe. "Die von der DFL viel zitierten 'roten Linien', die eine zu starke Mitbestimmung des Investors verhindern sollen, werden bereits zum Einstieg kaum haltbar sein", heißt es in dem Schreiben. Bei Private-Equity-Investoren sei es üblich, dass sie ihre Beteiligungen direkt oder über Lobbyarbeit im Hintergrund beeinflussen. "Es entspricht schlicht und ergreifend nicht der Realität, dass ein Private-Equity-Investor der DFL bis zu zwei Milliarden Euro gibt, ohne dass er entscheidende Mitbestimmung verlangt."

Der Kölner Vorstand kritisierte außerdem die geplante Geldverteilung ähnlich dem bestehenden TV-Schlüssel, nach dem die Spitzenklubs mehr bekommen als die Vereine um unteren Bereich der Tabelle. "Die im sportlichen Wettbewerb bereits bestehenden Ungleichheiten würde nicht nur zementiert, sondern weiter verstärkt."

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Kritik am Zeitplan: "Das wirkt geradezu absurd"

Der FC kritisierte außerdem, dass bereits am 24. Mai grundsätzlich über das weitere Vorgehen entschieden werden solle. Die beiden Interimsgeschäftsführer Hellmann und Oliver Leki (SC Freiburg) werden in absehbarer Zeit ihre Posten räumen. "Das größte 'Restrukturierungsprojekt' in der Geschichte des deutschen Profifußballs ausgerechnet in einer solchen Übergangsphase ohne etablierte Geschäftsführung zu starten, wirkt geradezu absurd", schreibt der FC-Vorstand.

Es sei ein Kernproblem des Profifußballs, dass oft nur bis zur nächsten Saison, zur nächsten Amtszeit, zur nächsten Vertragsverlängerung gedacht werde. Man müsse aber zu einer gesunden langfristigen Entwicklung des deutschen Fußballs beitragen. "Eine große Zahl von Clubs in der 1. und 2. Bundesliga sieht das genauso", so die Kölner. "Das zeigt uns das positive Echo auf unsere Haltung." Die Fanproteste seien ein weiterer Beleg dafür. Am Wochenende protestierten wieder viele Fanszenen gegen den Einstieg eines Investors.

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Auch St. Pauli öffentlich mit Kritik am Vorgehen der DFL

Neben den Kölnern trat der FC St. Pauli zuletzt öffentlich dem Vorhaben der DFL kritisch entgegen. Den aktuellen Plänen könne er so nicht zustimmen, sagte Vereinspräsident Oke Göttlich im NDR. Selbst als Präsidiumsmitglied der DFL habe er auf viele grundlegende Fragen keine Antworten erhalten, sagte er.

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Wie die Kölner forderte er mehr Zeit und genauere Informationen, um auch alternative Modelle zu diskutieren. Deswegen wolle er eine Verlegung der Entscheidung beantragen, sagte Göttlich. Der Prozess sei zudem "nicht in Gänze transparent". Mehrere Drittligisten kritisierten außerdem, dass ihre Interessen nicht ausreichend berücksichtigt würden.

Befürworter: Deal ist im Wettbewerb mit anderen Ligen in Europa notwendig

Vertreter anderer Klubs hatten sich dagegen zustimmend geäußert. Neben Watzke (Borussia Dortmund), Hellmann (Eintracht Frankfurt) und Leki (SC Freiburg) sprachen sich beispielsweise Vertreter von Union Berlin oder des VfL Bochum für die Beteiligung eines Investors aus.

Die Befürworter reklamieren eine notwendige Beschaffung von Finanzmitteln, um die Bundesliga digital zukunftsfähig zu machen und um im Konkurrenzkampf mit anderen Ligen in Europa mithalten zu können. Die Coronakrise habe zudem finanziell erhebliche Nachwirkungen gehabt. Immer wieder bekräftigte die DFL-Spitze, dass eine Einflussnahme des Investors auf wichtige Entscheidungen wie die Spielplangestaltung vertraglich ausgeschlossen werde.

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DFL-Plan: Zwei Milliarden Euro, ein Großteil davon für die Klubs

Die DFL plant die Gründung einer Tochterfirma, um dort unter anderem die TV-Rechte zu bündeln, die einen Großteil der Einnahmen ausmachen. Der Plan sieht im Kern Folgendes vor: 

  • Ein Investor zahlt der Liga zwei Milliarden Euro
  • Dafür sollen 20 Jahre lang 12,5 Prozent der Erlöse aus dem Verkauf der Rechte dieser Tochterfirma dem Partner überlassen werden. 
  • Das Ziel: Die Erlöse sollen insgesamt steigen und für alle neben der Milliardenzahlung einen dauerhaften Gewinn bringen. 

40 Prozent des Geldes, das der Investor zahlt, soll bei der DFL verbleiben, um die Internationalisierung und die Digitalisierung der Liga voranzutreiben. Wichtigstes Element dabei ist die Errichtung und Pflege einer Videoplattform, um ein jüngeres und internationales Publikum anzusprechen. Gerade bei der Auslandsvermarktung fällt die Bundesliga beispielsweise deutlich hinter der spanischen Liga zurück. 

60 Prozent des Geldes soll auf unterschiedlichen Wegen an die Klubs gehen. Ein großer Teil soll der DFL zufolge zweckgebunden in infrastrukturelle Maßnahmen bei den Klubs fließen und nicht frei in den Spielerkader oder in einen Schuldenabbau gesteckt werden können. Das hängt bei den einzelnen Klubs vom Zustand ihrer Infrastruktur ab - wer keine oder wenig infrastrukturelle Maßnahmen braucht, kann das übrige Geld frei verwenden. Die Geldverteilung soll sich an die übliche Ausschüttung nach dem bekannten TV-Schlüssel richten, bei dem die Spitzenklubs mehr, die Klubs im unteren Bereich weniger Geld bekommen. Zudem soll Geld aus dem möglichen Geschäft verwendet werden, um die fehlenden Einnahmen auszugleichen, die an den Investor gehen.

2021 hatte die DFL erstmals Pläne für den Einstieg eines Investors verfolgt, die Mehrheit der 36 Klubs stimmte damals aber gegen das Vorhaben.