Das Logo des 1. FC Köln auf einer Eckfahne

DFL-Investor Auch der 1. FC Köln fordert neue Abstimmung

Stand: 15.02.2024 21:57 Uhr

Mit dem 1. FC Köln hat ein weiterer Klub aus der Bundesliga eine neue Abstimmung über den Investoreneinstieg bei der DFL gefordert.

In einem Brief an das DFL-Präsidium, der in Kopie an alle Klubs der DFL ging und der Sportschau vorliegt, schrieb die Geschäftsführung des 1. FC Köln mit Blick auf die knappe Abstimmung, dass der "gefasste Beschluss für ein Verhandlungs- und Abschlussmandat des DFL-Präsidiums auf einem sehr fragilen Fundament steht". Es bestehe mit Blick auf die strittige Rolle von Martin Kind als Geschäftsführer von Hannover 96 der Verdacht, dass "ein Verstoß gegen die 50+1-Regel vorliegt". Die Kölner fordern die "Herstellung von Rechtssicherheit und Akzeptanz" für die Zusammenarbeit mit einem Investor.

Dafür kündigt der FC in dem Brief an die DFL-Spitze einen Antrag an, "um das DFL-Präsidium vom durch die Mitgliederversammlung erteilten Abschlussmandat zu befreien". Die Entscheidung darüber solle an die 36 Klubs der DFL zurückfallen. Falls für eine Abstimmung über diesen Antrag die Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung erforderlich sein sollte, werde der 1. FC Köln diese ebenfalls beantragen, heißt es in dem Schreiben. Der 1. FC Köln hatte im Dezember nach eigenen Angaben mit "Nein" gestimmt.

Köln: Entscheidung muss unstrittig sein, nicht durch Rechtsgutachten belegt

Zwar widerspreche die DFL dem Verdacht einer rechtswidrigen Abstimmung - auch mit zwei Rechtsgutachten, deren Inhalt dem 1. FC Köln nach eigenen Angaben in dem Brief aber nicht bekannt ist.

Doch "unabhängig davon vertritt der 1. FC Köln die Position, dass eine der für den deutschen Profifußball historisch weitreichendsten Entscheidungen überhaupt, mit einer Bindungsdauer von bis zu 20 Jahren nicht mithilfe rechtlicher Experteneinschätzungen und Gutachten, sondern auf Grundlage eines unstrittigen Beschlusses legitimiert werden muss". Die DFL hatte im Dezember mitgeteilt, dass alle abstimmenden Personen zum Zeitpunkt der Abstimmung für ihren jeweiligen Klub vertretungsberechtigt gewesen seien. Damit sei der Beschluss "wirksam und rechtmäßig gefasst".

Immer mehr Klubs fordern neue Abstimmung

Zuvor hatten mehrere andere Klubvertreter eine neue Abstimmung gefordert. Claus Vogt, Präsident des VfB Stuttgart, warb dafür. Auch Klubs wie Hansa Rostock und der Karlsruher SC sprachen sich dafür aus - alle drei Klubs hatten eigenen Angaben zufolge mit "Ja" gestimmt. Mit Union Berlin, Eintracht Braunschweig und Hertha BSC sind drei der Klubs dabei, die ihre Ablehnung öffentlich gemacht hatten. Der VfL Osnabrück, der eine Enthaltung angekündigt hatte, sprach sich ebenfalls für eine neue Abstimmung aus.

Einigkeit herrscht in dieser Frage keineswegs. Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann, der auch Mitglied im vom 1. FC Köln angeschriebenen DFL-Präsidium ist, erteilte einer neuen Abstimmung eine Absage. Auch mehrere andere Klubs sehen das so. "Wir sehen aktuell keinen Anlass, einem demokratischen Votum ein weiteres folgen zu lassen", teilte Borussia Dortmund auf eine Anfrage des Magazins "11 Freunde" mit, das alle 36 Klubs befragte. Dem Bericht zufolge sehen auch Mainz 05, der SC Paderborn, RB Leipzig und der 1. FC Heidenheim keine Notwendigkeit für eine weitere Abstimmung.

DFL lehnt Neuabstimmung weiter ab

Jens Eberl, Tagesthemen, 14.02.2024 22:15 Uhr

Investorenstreit und 50+1 - Deutschlands Profifußball in der Krise

Die Proteste in den Stadien, die Forderungen nach einer neuen Abstimmung durch die Klubs und die Frage eines möglichen Verstoßes gegen 50+1 stürzen den deutschen Profifußball in eine Krise. Das Bundeskartellamt hatte in seiner vorläufigen Einschätzung vom 31. Mai 2021 deutlich gemacht, dass die Grundregel von 50+1 zwar kartellrechtsneutral sei, die Ausnahmenregelung für die Werksklubs aus Wolfsburg und Leverkusen sowie zum damaligen Zeitpunkt Hoffenheim allerdings nicht. Der daraufhin erarbeitete, aber noch nicht endgültig beschlossene Kompromiss bei der Feststellung der Rechtssicherheit für die 50+1-Regel steht nun möglicherweise wieder infrage.

Denn das Bundeskartellamt kündigte angesichts der Lage um die Abstimmung und Hannover 96 in einem Schreiben an die Verfahrensbeteiligten an, "sich mit den jüngsten Entwicklungen hinsichtlich der Anwendung der 50+1-Regel durch die DFL vertraut zu machen und dann über das weitere Vorgehen zu beraten". Die DFL teilte auf Anfrage unter Bezugnahme auf den vereinbarten Kompromiss mit: "Für eine grundlegende Änderung dieser Beurteilung des Bundeskartellamts gibt es keine Anzeichen."

Der Mutterverein von Hannover 96 erhebt schwere Vorwürfe gegen die DFL

Der Stammverein von Zweitligist Hannover 96 erhob derweil schwere Vorwürfe gegen die DFL. Der Ligaverband sei vom 96-Mutterverein über "anhaltende Weisungsverstöße" von Martin Kind informiert worden, aber nie tätig geworden. Der Verein nannte den Beschluss zum Investoreneinstieg "nicht wirksam", weil die 96-Stimme von vornherein mit "Nein" gewertet werden müsse. Kind hat sein Stimmverhalten nie veröffentlicht. Er hat mutmaßlich gegen die Weisung des e. V. mit "Ja" gestimmt, weil die zwölf Klubs, die mit "Nein" oder Enthaltung gestimmt haben, bekannt sind. Doch durch die geheime Abstimmung ist kein Stimmverhalten nachvollziehbar. "Wie ich gestimmt habe, weiß nur ich", sagte Kind bei NDR Info.

Die DFL sei im Vorfeld der Abstimmung von der Weisung in Kenntnis gesetzt worden, so der Mutterverein. "Die Verantwortlichen in der DFL handeln seit zweieinhalb Jahren wissentlich entgegen ihrer eigenen Satzung", schrieb unter anderem der Vereinsvorsitzende Sebastian Kramer. Der Verein fordert einen personellen als auch strukturellen Neuanfang bei der DFL. Nur so könne "die 50+1-Regel tatsächlich umgesetzt" und in ihrer "Existenz nicht weiter bedroht" werden.

Martin Kind, Geschäftsführer von Hannover 96

Martin Kind, Geschäftsführer von Hannover 96

Unternehmen Blackstone zieht sich aus Bieterverfahren zurück

Das Finanzunternehmen Blackstone hatte sich am Dienstag (13.02.2024) aus dem Bieterverfahren zurückgezogen. Nach Informationen der Sportschau spielte bei der Entscheidung vor allem die Diskussion um die Neuabstimmung unter den Klubs eine Rolle - weniger die Fan-Proteste in den Stadien.

Die DFL sprach in ihrer Mitteilung dagegen von "hohen Anforderungen", die sie an mögliche Partner gestellt habe. Auf Details wollte die DFL nicht eingehen. Der weitere Prozess werde aber "im vorgesehenen Zeitplan mit CVC fortgeführt". Die luxemburgische Gesellschaft CVC ist damit vorerst einziger Bieter, galt aber bislang ohnehin als der große Favorit.