
Sperre gegen Spitzenathleten Hiller Erst ARD-Recherchen machen Dopingsperre für Kanu-Weltmeister publik
Einer der führenden deutschen Kanuten wurde heimlich für vier Jahre wegen Dopings gesperrt, nachdem er positiv auf drei verschiedene Anabolika getestet worden war, wie die ARD-Dopingredaktion exklusiv erfuhr.
Martin Hiller, einer der besten Kanuten Deutschlands und Bronzemedaillengewinner bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr, fehlt seit Beginn der neuen Saison stillschweigend im Kader der Nationalmannschaft. Der Vorgang wurde nicht öffentlich gemacht, obwohl der 25-Jährige im Februar rechtskräftig wegen Dopings in einem schweren Fall für vier Jahre gesperrt wurde.
Es ist der erste Name eines überführten Dopers, der durch Recherchen der ARD aus einer anzunehmenden Gesamtzahl von bis zu 130 bisher anonym gehaltenen Betrügern öffentlich wird. Sie alle wurden seit März 2020 von der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) wegen Dopings verurteilt, ihre Namen aber aus Datenschutzgründen nicht publiziert.
Hiller war 2022 Weltmeister und Europameister und belegte im August vergangenen Jahres bei den Weltmeisterschaften in Samarkand, Usbekistan, gewann Bronze im K2 über 1000 Meter. Doch nur wenige Wochen später wurde der Potsdamer Sportler bei einer Dopingkontrolle außerhalb des Wettkampfs im Oktober positiv getestet. Eine weitere Kontrolle im folgenden Monat fiel erneut positiv aus.
Vierjährige Sperre akzeptiert
Hiller legte Anfang 2025 keine Berufung gegen die endgültige Entscheidung der NADA ein. Er akzeptierte die vierjährige Sperre, und am 14. Februar war der gesamte Fall abgeschlossen.

Kanute Martin Hiller, früheren Welt- und Europameister
"Es sind drei anabole Wirkstoffe gefunden worden, was für uns in der Bewertung des Falles dazu führte, dass wir sogenannte erschwerende Umstände festgestellt haben, sodass wir bei einer Gesamtstrafe oder Gesamtsanktionierung von vier Jahren sind", bestätigte der NADA-Vorstandsvorsitzende Lars Mortsiefer auf Anfrage der ARD-Sportschau. Die positiven Befunde wiesen die Steroide Methandrostenolon und Methandienon nach – ein verbreitetes hochwirksames Dopingmittel – sowie Ostarin, ein eher neuartiges Produkt mit ähnlicher Wirkung und muskelaufbauenden Eigenschaften.
Nach Informationen der Sportschau hat die Staatsanwaltschaft Potsdam strafechtliche Ermittlungen durchgeführt. Sie hat vor wenigen Tagen unter dem Aktenzeichen 426 JS 46545/24 einen Strafbefehl gegen Hiller wegen Verstoßes gegen das Anti-Doping-Gesetz in Höhe von 30 Tagessätzen a 70 Euro beantragt. Hiller war kurzfristig für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
"Wir gehen davon aus, dass die NADA veröffentlicht"
Der Sportdirektor des Deutschen Kanu-Verbandes, Jens Kahl, bestätigte den Fall auf Anfrage während des Weltcups am Wochenende in Posen und fügte hinzu: "Wir gehen davon aus, dass die NADA solche Dinge dann veröffentlicht.“ Hillers Klub, der KC Potsdam, hat das Profil des Dopingsünders offenbar klammheimlich von seiner Webseite aus einer Biografien-Übersicht der Athleten gelöscht.
Die NADA teilte mit, dass sie die zuständigen Institutionen über den Fall informiert habe, darunter die Welt-Anti-Doping-Agentur und "die relevanten nationalen und internationalen Sportverbände“. Sie selbst hätte den Dopingfall vermutlich erst im Sommer 2025 in ihrem Bericht veröffentlicht – als reine Zahl in der Statistik und als namenlose Zeile in einer Übersicht. Bislang war jedoch nichts davon an die Öffentlichkeit gelangt – was im Widerspruch zu den oft als Grundpfeiler der Dopingbekämpfung genannten Prinzipien der Transparenz und Abschreckung steht.
Wie weit die Geheimhaltung geht, wurde in diesem Fall auch deutlich, als Sportschau-Rechercheure die deutsche Mannschaft beim Weltcup in Posen befragten. "Äh, ja, genau, Martin Hiller ist nicht da, dass, äh, was soll ich sagen, ich sage jetzt nichts, ja“, sagte der Kanute Anton Winkelmann. Andere sagten nur, dass sie glaubten, er habe seine Karriere beendet.